Köln/Bonn/Rheinland – In der Region um Köln und Bonn haben am Montagabend (27. Dezember) wie in anderen Orten Deutschlands Hunderte Menschen an Protestmärschen gegen die Maßnahmen der Politik zur Bekämpfung der Corona-Pandemie teilgenommen.
Bei den oft „Corona-Spaziergänge“ genannten Proteste handelte es sich nach Angaben der Polizeibehörden teilweise um unangemeldete Demonstrationen.
800 Impfgegner in Bonn – Proteste in neun Kommunen des Rhein-Sieg-Kreises
Inzwischen gibt es in neun Kommunen im Rhein-Sieg-Kreis die so genannten Montagsspaziergänge, mit Teilnehmern, die sich gegen Impfungen und Corona-Maßnahmen wenden. Bei fünf Veranstaltungen besteht derzeit nach Angaben der Polizei der Verdacht auf nicht angemeldete Versammlungen. In Troisdorf beteiligten sich etwas weniger als 100, in Siegburg etwas mehrt als 100 Menschen, die in den Fußgängerzonen unterwegs waren. In Eitorf begleitete die Polizei etwa 50, in Niederkassel gut 30 Bürgerinnen und Bürger. A
lle Veranstaltungen, verliefen, so Polizeipressesprecher Stefan Birk, vollkommen störungsfrei: „Die Teilnehmer geben sich allergrößte Mühen, damit die Polizei nicht einschreitet.“ In Königswinter trafen sich ebenfalls am Montagabend 25 bis 30 Menschen zu einem Demonstrationszug durch die Innenstadt. Die Versammlung war nicht angemeldet. Die Polizei hat ein Strafverfahren gegen Unbekannt wegen des Verstoßes gegen das Versammlungsgesetz eingeleitet.
Links-Jugend meldet „Impfen – der einzige Weg aus der Pandemie“ an
In Neunkirchen-Seelscheid, Much und Windeck sind dagegen Veranstaltungen angemeldet worden, mit eindeutigem Corona-Bezug. In Hennef war es in der vergangenen Woche ein Donnerstag, als die „Spaziergänger“ um das Rathaus gingen. Als Reaktion darauf hat die Links-Jugend für diese Woche am Donnerstag eine Versammlung unter dem Motto „Impfen – der einzige Weg aus der Pandemie“ angemeldet.
Etwa 800 Gegner der Impfungen gegen das Coronavirus haben sich am Montagabend auf dem Marktplatz in der Bonner Fußgängerzone versammelt. Die nach Angaben eines Sprechers der Polizei angemeldete Demonstration stand unter dem Motto „Freier Wille in der Coronapandemie“. Die Teilnehmer kamen gegen 18 Uhr auf dem Platz vor dem Alten Rathaus zusammen.
Ab 17.45 Uhr versammelten sich auch etwa 200 Gegendemonstranten ebenfalls auf dem Marktplatz zu einer vom Stadtverordneten der Linkspartei angemeldeten Kundgebung. Nach Angaben des Polizeisprechers kam es zu keinerlei Konfrontation zwischen beiden Gruppen.
In Königswinter trafen sich ebenfalls am Montagabend 25 bis 30 Menschen zu einem Demonstrationszug durch die Innenstadt. „Die Versammlung war nicht angemeldet. Dementsprechend haben wir da jetzt ein Strafverfahren gegen Unbekannt wegen des Verstoßes gegen das Versammlungsgesetz eingeleitet“, teilte der Sprecher mit.
1800 Menschen bei Demonstration in Gummersbach
In Gummersbach hat am Montagabend das „medizinische Personal Oberberg“ zum vierten Mal mit etwa 1800 Menschen gegen eine Impfpflicht in den medizinischen Berufen demonstriert. In der Vorwoche waren es 1200. Wie schon in den Wochen davor verlief der „Spaziergang“ genannte Protest ruhig, wie die Polizei mitteilte. Die Organisatoren distanzierten sich am Montag ausdrücklich von jedweder Form der Randale bei ihrerangemeldeten Demo.
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Dem Aufruf, möglichst mit Maske und mit Abstand durch die Gummersbacher Innenstadt zu ziehen, kamen derweil nur wenige der Teilnehmer nach. Die Polizei begleitete den Protestzug durch die Stadt. Die oberbergischen Kräfte waren von Kolleginnen und Kollegen der Bereitschaftspolizei verstärkt worden.
Rund 750 Corona-„Spaziergänger” im Kreis Euskirchen
In Euskirchen zogen 400 Menschen durch die Straßen, in Mechernich 300, in Zülpich 50 (beide Orte ebenfalls im Kreis Euskirchen). Laut einem Sprecher der Polizei sind die Teilnehmer weitgehend schweigend gegangen. Einzig in Zülpich sei eine Rede gehalten und in Mechernich seien auch mal lautstark Meinungen ausgetauscht worden – aus Sicht der Polizei sei das jedoch alles unproblematisch gewesen. Angemeldet ist keine der drei Veranstaltungen gewesen – was jedoch nach Angaben der Polizei aus ihrer Sicht aufgrund des Versammlungsgesetzes notwendig gewesen wäre, da beispielsweise zur Teilnahme aufgerufen worden sei.
Ein Veranstalter habe sich nicht zu erkennen gegeben.
Mehrere Protestmärsche im Rhein-Erft-Kreis
Im Rhein-Erft-Kreis meldete die Polizei aus mehreren Orten „Corona-Spaziergänge“: Rund 220 Menschen zogen durch Kerpen. Die „Freiheitsboten Kerpen“, der lokale Ableger einer überregionalen Organisation, hatte zum wiederholten Mal zur Demo gegen eine drohende Impfpflicht und einen möglichen Lockdown aufgerufen. Mit Trommeln und Trillerpfeifen liefen die Demonstranten gut eineinhalb Stunden lang durch die Kerpener Innenstadt. Sie warben für ein „liebevolles Miteinander“ Geimpfter und Ungeimpfter sowie eine freie Impfentscheidung. Die Polizei sicherte den Umzug, griff nach nach eigenen Angaben aber nicht weiter ein.
Auch in Erftstadt-Lechenich gab es eine angemeldete Demonstration. Dort wurden 250 Teilnehmerinnen und Teilnehmer gezählt. Ungenehmigte Kundgebungen gab es laut Polizei in Wesseling und Elsdorf-Angelsdorf, wo sich wenige Teilnehmer versammelten. Die Polizei erstattete Anzeige gegen die Veranstalter wegen Verstößen gegen das Versammlungsgesetz.
„Leverkusener für die Freiheit“ von Rechtsextremem geleitet
In Leverkusen stechen die Demonstrationen der Gruppierung „Leverkusener für die Freiheit“ hervor, die vom Rechtsextremisten und Leverkusener Ratsherr Markus Beisicht geleitet werden. An zwei Donnerstagen im Dezember veranstaltete sie Kundgebungen und Aufmärsche in der Opladener Fußgängerzone, zu denen zunächst rund 100, beim zweiten Termin etwa doppelt so viele Teilnehmerinnen und Teilnehmern kamen. Am 6. Januar wollen Beisicht und die von ihm angeführten Impfgegner erneut in Opladen auf die Straße gehen.
Zudem kam es am Montag, 27. Dezember, in der Wiesdorfer Fußgängerzone zu einem sogenannten Spaziergang – des handelte sich um eine nicht angemeldete Demonstration – gegen die Corona-Politik. In der Spitze seien 70 bis 80 Personen durch die Straßen gezogen, sagte die Polizei auf Anfrage. (red)