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Corona-Tests in der KritikBürger müssen 92 Stunden auf ihr PCR-Testergebnis warten

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Auch die Malteser testen im Kreis Euskirchen auf Corona.

  1. Seit Wochen gibt es Kritik an der PCR-Teststelle „Coronapoint“ in Mechernich.
  2. Der Geschäftsführer gibt dem Kreis eine Teilschuld an den Problemen. Der Kreis weist die Vorwürfe zurück.
  3. Wir haben die drei PCR-Teststellen im Kreis Euskirchen getestet.

Kreis Euskirchen – Der Start der PCR-Teststelle „Coronapoint“ lief schlecht. Ursprünglich wollte das Unternehmen PAS Solutions GmbH in Mechernich am 4. Januar an den Start gehen. Zwei Tage nach dem Termin war es dann soweit. Die ersten Abstriche wurden durch das Coronapoint-Team an der Peterheide 4 genommen. Der Grund für die Verzögerung: PAS Solution war darüber überrascht, dass das Deutsche Rote Kreuz, das die Teststelle bis zum Vertragsende am 31. Dezember 2021 betrieben hatte, das Inventar abgebaut und mitgenommen hatte.

In der Anfangsphase häuften sich die Beschwerden darüber, dass das Unternehmen von Geschäftsführer Martin von der Hocht die PCR-Testgutscheine des Kreises nicht akzeptieren würde. Und die Testergebnisse ließen nach Angaben verärgerter Kreisbürger teilweise bis zu 92 Stunden auf sich warten – viel zu lange für einen Test, der 48 Stunden gültig ist.

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Die Teststelle von Coronapoint in Mechernich.

„Der Start war alles anders als gut. Man könnte ihn auch als Vollkatastrophe bezeichnen“, gibt Geschäftsführer von der Hocht zu. Die Startschwierigkeiten hatten, so der Coronapoint-Chef, auch mit der Software des Kreis-Gesundheitsamts zu tun. „Das System machte uns zehn Mal mehr Arbeit. Wir hätten das ,Rennen’ mit einem Porsche fahren können, mussten aber den Opel des Kreises nehmen“, poltert von der Hocht.

Der Kreis weist die Kritik des bundesweit tätigen Unternehmens zurück. „Unser System läuft problemlos in allen Teststellen des Kreises. Viele dieser Stellen sind auch überregional tätig. Die erhobenen Beschwerden von ,zehn Mal mehr Arbeit’ sind nicht nachvollziehbar und wurden von anderer Seite bislang nicht erhoben“, teilte Pressesprecher Wolfgang Andres mit.

PCR-Teststelle „Coronapoint“: Situation hat sich beruhigt

Mittlerweile habe sich die Situation in Mechernich beruhigt, gewisse Vorgehensweisen eingespielt, so der Coronapoint-Geschäftsführer: „Auch, weil wir das Labor gewechselt haben. Die Testergebnisse bei Gutscheinen sind nun spätestens 48 Stunden da.“ Wer das Ergebnis innerhalb von 24 Stunden haben möchte, muss 89,99 Euro bezahlen. Dafür gibt es laut dem Unternehmen das Ergebnis aber tatsächlich „in mehr als 99 Prozent der Fälle“ noch am selben Tag. „Das ist möglich, weil wir für diese Tests mit einem anderen Labor einen Exklusivvertrag haben“, berichtet von der Hocht. Nach Angaben des Unternehmens liegt das Ergebnis bis 24 Uhr vor, wenn bis 18.05 Uhr der Abstrich gemacht worden ist, am Wochenende bis 16.20 Uhr.

In den sozialen Netzwerken wurde auch Kritik an den Arbeitszeiten in Mechernich laut. Von der Hocht sagt dazu: „Wir hatten ein paar stressige Situationen, teilweise lange Warteschlangen. Da hat der Teststellenleiter die Mitarbeiter gebeten, ihre Pause ein wenig aufzuschieben. Das war aber lediglich der absoluten Ausnahmesituation geschuldet.“

Die PCR-Teststellen im Kreis Euskirchen im Test

Stichproben

Die Redaktion hat die drei PCR-Teststellen des Kreises im Selbstversuch getestet: zu unterschiedlichen Zeiten, an unterschiedlichen Tagen. Da es sich um Stichproben handelt, sind die Erfahrungen nicht repräsentativ. Die Tests fanden nach Rücksprache mit Landrat Markus Ramers statt.

Tribea in Blankenheim

Tribea in Blankenheim: Das Testzentrum wurde gleich zweimal besucht. Am 23. Dezember, nachdem die Warn-App Alarm geschlagen hatte, und testweise an einem Samstagnachmittag. Vor Weihnachten war das Ergebnis nach weniger als zwölf Stunden da . Beim zweiten Mal dauerte es länger. Weil Wochenende sei, sei nicht vor Montag damit zu rechnen, informierte die Mitarbeiterin. Tatsächlich dauerte es noch einen Tag länger – die Test-Hochphase machte sich deutlich bemerkbar. Praktisch in Blankenheim ist der Drive-in-Test, für den das Auto nicht verlassen werden muss. Von einer Warteschlange muss sich niemand abschrecken lassen – die arbeitet die Crew des Testzentrums flott ab. Kurz nach dem Text läuft die E-Mail ein, über die später das Ergebnis abgerufen wird.

Coronapoint in Mechernich

Coronapoint in Mechernich: Am Freitagmittag war beim Coronapoint so gut wie nichts los. Der Test insgesamt dauerte allerdings recht lange, da das Personal die Daten vom Gutschein händisch eingeben musste. Schon dabei gab es die die Info, dass das Ergebnis, das per E-Mail zugestellt werden sollte, bis zu 96 Stunden auf sich warten lassen könne. Zur Sicherheit bekam man noch einen QR-Code, um das Testergebnis abzurufen.

Malteser in Euskirchen

Malteser in Euskirchen: Die Wartezeit betrug am Samstagvormittag lediglich ein paar Minuten. Als die Warteschlange länger wurde, öffneten die Malteser eine dritte Registrierungsstelle, um so die eh schon recht kurze Wartezeit noch einmal zu verringern. Als zeitlich besonders wertvoll stellte sich der Tipp der Mitarbeiterin heraus, die Labor-App („Mein Laborergebnis“) herunterzuladen. Dort gab es das Ergebnis keine 24 Stunden nach dem Test. „Bei der Corona-Warn-App kann das schon mal bis zu 48 Stunden länger dauern. Mindestens“, so die Malteser-Mitarbeiterin. (tom, jes, rha)

Der Kreis nimmt den neuen Betreiber in Mechernich trotz der Startschwierigkeiten ein wenig in Schutz. „Wenn ein neuer Betreiber an den Start geht, kann es am Anfang durchaus noch an der einen oder anderen Stelle haken“, heißt es seitens der Kreisverwaltung: „Wir haben keine Beschwerden mehr erhalten. Es scheint also zu laufen.“ Auch bei den Maltesern, die in Euskirchen am Schwalbenberg ihre PCR-Teststelle betreiben, gibt es unterschiedliche Labore. Eines für die Selbstzahler (90 Euro), eines für die, die beispielsweise mit einem Gutschein des Kreises oder einem roten Hinweis in der Corona-Warn-App zum Testen kommen. „Wir haben uns für ein Labor entschieden, das für den Bürger bezahlbar ist“, sagt Elena Lützeler, bei den Maltesern für den Testbereich zuständig.

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Ein Malteser-Mitarbeiter sortiert die Tests.

Wie lange man auf sein Ergebnis warten müsse, hänge auch von der Laborfahrt ab, sagt Lützeler. Samstags würden die ersten Abstriche meist so gegen 11 Uhr abgeholt. Die anderen erst dann, wenn die Teststation geschlossen ist. Dies ist in der Regel samstags um 13 Uhr der Fall. Eine zeitliche Garantie für das Testergebnis wie beim Coronapoint wolle und werde man nicht geben. Für beide Tests habe sich, so Lützler, die zeitliche Grenze von maximal 48 Stunden eingependelt. Derzeit führe man mit Kunden viele Gespräche, weil sich die Test- und Quarantäneverordnung des Landes wieder geändert hat.

Im Tribea-Gesundheitszentrum kostet der PCR-Test 85 Euro. Auch dort bekommt den Test jeder, der beispielsweise einen Gutschein des Kreises hat, kostenfrei. Getestet wird in Blankenheim im Drive-in-Verfahren.

Markus Ramers: „Wir wollen an den PCR-Pooltests in Kitas festhalten“

Das Land NRW wird in Schulen keine PCR-Einzeltests mehr durchführen lassen. Der Kreis Euskirchen geht bei Kitas bewusst einen anderen Weg. „Wir wollen an den PCR-Pooltests in Kitas festhalten, um eine größtmögliche Sicherheit ohne Schließung zu gewährleisten“, sagt Landrat Markus Ramers: „Aus meiner Sicht braucht es eine Priorisierung der PCR-Tests in Kitas und Schulen – wenn es die Laborkapazitäten zulassen.“

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Ein kostenfreier PCR-Test ist auch möglich, wenn die Corona-Warn-App auf Rot springt. Um getestet zu werden, reicht es nach Angaben des Kreises, wenn die App am Testzentrum vorgezeigt wird. Den PCR-Gutschein kann sich jeder ausdrucken, der Kontaktperson ist, aber keine Symptome hat. Die Kontaktperson muss angegeben werden.

Nach Angaben des Kreises sei es wichtig zu wissen, dass das Gesundheitsamt sich generell nur um Menschen ohne Symptome kümmere. Menschen mit Symptomen wie Husten, Geschmacks- oder Geruchsverlust und Atemnot sollen laut Kreis telefonischen Kontakt zum Hausarzt aufnehmen.