Ausstellung im ContainerAktion sucht ursprüngliche Besitzer von Objekten
Heimbach – Eigentlich ist es nur eine alte Taschenuhr. Doch auch 77 Jahre nachdem sie ihrem Besitzer weggenommen wurde, wird noch nach dessen Nachkommen gesucht, um sie zurückzugeben. Charlotte Großmann von den Arolsen Archives benutzte die Uhr, um das Projekt „Stolen Memories“ zu veranschaulichen. Auf dem Parkplatz Laag hat sie eine Ausstellung über die Aktion eröffnet. Eingebaut ist sie in einen Überseecontainer, der an verschiedenen Orten Station macht. Familiäre Verbindungen machten möglich, dass einer der drei Container, die in Deutschland und jetzt auch in Polen immer wieder aufgestellt werden, für vier Wochen in Heimbach Station macht.
Bei „Stolen Memories“ handelt es sich um Effekten. So nannten die Nationalsozialisten die Gegenstände, die sie den von ihnen verhafteten Menschen abnahmen. Als ordentliche Bürokraten katalogisierten sie ihre Beute. Sie wurde in Umschläge gesteckt, beschriftet und verwahrt. In den Wirren der letzten Kriegstage wurden viele Effektenlager geplündert oder zerstört.
Viele Fälle sind noch ungeklärt
Rund 4700 Umschläge aus den Konzentrationslagern Neuengamme und Dachau wurden in den 1960er-Jahren an die Arolsen Archives übergeben, die größte Sammlung von Dokumenten über den Nationalsozialismus. Noch immer gehen bei der Nachfolgeorganisation des Internationalen Suchdienstes ITS pro Jahr 26000 Anfragen nach Personen ein.
Dass als Besitzer der Effekten nur wenige Juden erfasst seien, erkläre sich dadurch, dass die Bewacher in den Vernichtungslagern sich schlicht nicht die Mühe machten, die Effekten einzeln zu personalisieren, so Großmann: „Sie kennen die Bilder von Bergen von Brillen oder Schuhen. Dort können wir keine Besitzer ausfindig machen.“ Manche Effekten aber konnten den Besitzern oder ihren Nachfahren zurückgegeben werden. Doch knapp 3000 Umschläge blieben übrig. Dazu startete 2016 das Projekt „Stolen Memories“, bei dem mithilfe ehrenamtlicher Rechercheure rund 550 Effekten übergeben werden konnten.
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Doch noch immer sind Fälle ungeklärt, wie der von Thomas Zillkens aus Köln. Außer, dass er am 16. Januar 1880 geboren wurde und von Beruf Schneider war, ist wenig über ihn bekannt. Verhaftet wurde er unter dem Vermerk „BV/Homo“ – Berufsverbrecher und Homosexuelle im Weltbild der Nationalsozialisten. Zillkens überlebte das Lager Neuengamme, im Oktober 1945 wurde er im Landeskrankenhaus in Neustadt registriert. Dann verliert sich seine Spur.
„Sprechen Sie uns an, wenn Sie uns helfen wollen“, warb Großmann um Beteiligung. Schon eine einfache Internet-Recherche könne manchmal helfen, sagte sie.