ApothekenmuseumBad Münstereifeler Kleinod soll im April 2023 wieder eröffnen
Bad Münstereifel – Das Lebenszeichen steht im Fenster. Die „Arzneipflanze des Monats“ wird von der früheren Apothekerin Gertrudis Symann jeden Monat ausgetauscht, und sie symbolisiert: Das Apothekenmuseum in Bad Münstereifel ist noch da.
Es hätte auch anders kommen können: Weil die Frontfassade unterspült wurde, war sie einsturzgefährdet. Mit Betonfundamenten wurde der Einsturz der früheren Schwanen-Apotheke verhindert.
Prunkvolle Decken unbeschädigt
Innen sieht es momentan trostlos aus. Zumindest im Erdgeschoss. Der Boden fehlt, die Wände sind bis auf eine Höhe von rund 1,70 Metern rausgeschlagen. Lediglich die prunkvollen Decken zeigen, wie prächtig dieses Museums-Kleinod bis zum 14. Juli 2021 einst aussah. Die imposante Offizin, der Arbeitsraum einer Apotheke, mit ihren Schränken und dem mächtigen Handverkaufstisch sind fachgerecht gelagert.
„Drei Tage nach der Flut konnten die Schubladen nicht mehr bewegt werden, weil das Holz so aufgequollen war“, berichtet Günter Kirchner, Vorsitzender des Förderkreises für Denkmalpflege in Bad Münstereifel, der Eigentümer des Gebäudes ist. Mittlerweile ist alles getrocknet, die Schubladen lassen sich wieder öffnen. Restauriert werden müssen die Schränke und der Tisch aber dennoch.
Exponate haben Flut überstanden
Die meisten Exponate haben die Flut tatsächlich überstanden. Durch die Lage – das Denkmal an der Werther Straße steht zwischen weiteren Gebäuden – war die Wucht des Wassers nicht so groß wie etwa im benachbarten Printenhaus oder bei Lindt ein paar Meter weiter. „Es ist nichts rausgespült worden an Inventar“, so Kirchner. Das ist auch der Bewohnerin des Obergeschosses zu verdanken, die die Eingangstür und die Fenster im letzten Moment bergen konnte.
Im Erdgeschoss, in dem auch die Tourist-Info der Stadt Bad Münstereifel untergebracht war, stand das Wasser rund 1,40 Meter hoch. Der Keller war vollgelaufen und zerstörte die Heizung und die Technik. Erste Überlegungen, die Heizung erhöht in den Innenhof zu stellen, scheiterten an den hohen Kosten. Schon im September, also nur zwei Monate nach der Flut, wurde die neue Heizung wieder im Keller in Betrieb genommen. Der Stromverteiler hängt allerdings jetzt im Erdgeschoss.
Viele freiwillige Helfer
Kirchner gelang es in den ersten Tagen nach der Flut, Helfer für das Museum zu mobilisieren. Er ging einfach zum Rathaus, vor dem sich zahlreiche Freiwillige versammelt hatten, und sprach diese an. Das Erdgeschoss war schnell entschlammt. Beim Keller bildeten Bundeswehrsoldaten und junge Leute eine Kette.
Aber Kirchner erkannte schnell: Da muss Struktur rein. Er sprach den benachbarten Architekten Heinz Pütz an, der den Restaurator, Berater und Planer Oliver Zahn empfahl, damit auch alle Belange des Denkmalschutzes berücksichtigt werden. Zahn ist mittlerweile, mehr als ein Jahr nach der Flut, Mitarbeiter der Unteren Denkmalbehörde der Stadt.
Kneip-Sammlung verloren
Natürlich sind einige Gegenstände doch ein Raub des Wassers geworden. Einige Möbel und Vitrinen sind verloren, genau wie alles aus Papier, darunter Medikamentenschachteln „und leider auch die Sammlung des Dichters Jakob Kneip“, sagt Kirchner. Erhalten blieben hingegen Kunstwerke von Konrad Schaefer. Das dreckige Wasser habe zwar teilweise bis auf Höhe der Bilder gestanden. Doch Kirchner vermutet, dass Schaefer die Bilder offenbar so mit einem Schutzfilm überzogen hat, dass man mit Wasser den Dreck abwischen konnte.
Wie es allerdings mit den Leihgaben des Deutschen Apotheken-Museums Heidelberg aussah, konnte Kirchner den Verantwortlichen nicht auf Anhieb sagen. Deshalb entschieden diese, die Exponate den Bad Münstereifelern zu schenken.
Hilfe aus anderen Museen
Dass so viel erhalten geblieben ist, verdankt das Apothekenmuseum, das in der Region einzigartig ist, einer interkommunalen Unterstützung: Dr. Heike Lützenkirchen, Leiterin des Stadtmuseums Euskirchen, mobilisierte Mitarbeiter aus ihrem Haus und aus dem Freilichtmuseum Kommern, die den Sammlungsbestand aufnahmen, reinigten und lagerten.
Aufgebaut werden soll das Museum so, wie es war. Nur die Anordnung verändert sich. Der Raum, in dem früher der Ticketbereich war, soll zum Büro werden. Die entsprechende Theke wandert einen Raum nach vorne, dort soll auch die Tourist-Info untergebracht werden. Barrierefrei bekommt man das Museum nicht. An der Außenfassade wird aber eine Klingel angebracht, die auch für Rollstuhlfahrer erreichbar ist. Außerdem gibt es eine bewegliche Rampe.
Neuer, alter Schriftzug
Geändert werden soll auch der Apotheken-Schriftzug über dem Eingang. Der wurde in den 60er- oder 70er-Jahren modernisiert. Kirchner glaubt aber zu wissen, wo sich die alten Buchstaben befinden. Und auch das Rolltor zum Hof mit Kräutergarten wurde zerstört. Es soll durch ein faltbares Metalltor ersetzt werden, das einen Einblick in den Hof ermöglicht.
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Versichert ist das Apothekenmuseum nicht. Dazu lag es zu nah an der Erft. Die Sanierungskosten belaufen sich auf 358 000 Euro, wovon 248 000 Euro denkmalbezogen und damit förderfähig sind. Der Rest muss durch Spenden finanziert werden. Die NRW-Stiftung, die Deutsche Stiftung Denkmalschutz und eine private Stiftung haben bereits Spendengelder überwiesen.
Und wann macht das Museum wieder auf? Günter Kirchner antwortet spontan: „Am 1. April 2023.“ Er weiß aber auch: Dann muss alles reibungslos laufen.