Nach der Flut3182 Schäden an 86 Gewässern in Bad Münstereifel müssen behoben werden
Bad Münstereifel – Der Wiederaufbau von Bad Münstereifel und die Beseitigung der Flutschäden wird die Stadt und die zuständigen politischen Gremien noch Jahre beschäftigen. Das ist die Quintessenz aus dem Bau- und Feuerwehrausschuss, der am Dienstagabend in der Konviktkapelle tagte und bei dem der Wiederaufbau im Mittelpunkt stand. Ein Überblick.
Kaputte Wirtschaftswege
81 Schäden an Wirtschaftswegen im gesamten Stadtgebiet zählt Norbert Schäfer von der Ingenieurberatung Lorenz. 18 davon sind als Sofortmaßnahmen deklariert und müssen in diesem und im kommenden Jahr behoben werden, teils, weil die Verkehrssicherung gefährdet ist, teils, weil die regionale Bedeutung des Weges groß ist. Alleine diese 18 Maßnahmen schlagen mit einer Gesamtsumme von drei Millionen Euro zu Buche. Die Gesamtkosten für 81 Schäden belaufen sich auf 7,3 Millionen Euro. Wie Schäfer berichtete, ist das Geröll auf den Wegen zum größten Teil weggeräumt. Es gebe aber Böschungsabbrüche von bis zu 60 Metern Länge, knietiefe Spurrillen und freigespülte Versorgungsleitungen. Schäfer warnt außerdem davor, Absperrungen zu ignorieren.
Gewässerschäden
177 Kilometer Gewässer haben die „Gewässerexperten“, wie die beauftragte Firma heißt, kontrolliert. 3182 Schäden wurden an den 86 Gewässern festgestellt. Wie Frauke Kramer von den Gewässerexperten berichtete, werden 45 Projekträume erstellt. Die Gesamtkosten für den Wiederaufbau Gewässer betragen nach ersten Schätzungen 12,5 Millionen Euro. Überraschend für die meisten Beteiligten: Obwohl die Erft-Anrainer Eicherscheid, Bad Münstereifel, Iversheim und Arloff die größten Schäden an Infrastruktur und Gebäuden verzeichnen, sieht es bei den Gewässern anders aus. Zwei Drittel der Schadenssumme ist im Bereich der Ahr, also im Höhengebiet, entstanden.
Priorität bei der Schadensbeseitigung haben unter anderem die Reinigung von Durchlässen und die Beseitigung von Sedimenten auf Wiesen und Weiden. Aktuell entsteht bei den Gewässerexperten eine tief gehende Analyse der Hochwasserereignisse der letzten Jahre in Bad Münstereifel, die als Grundlage zur Erstellung eines Hochwasserkonzeptes dient.
Wiederaufbau Kernstadt
Neuigkeiten zur Freitreppe hatte Ingenieur Christian Lorenz. Er zeigte einen Entwurf besagter Treppe mit ihren drei Sitzreihen sowie einem Doppelstein oben, der sowohl dem Hochwasserschutz als auch als Sitzgelegenheit an der Werther Straße dient. „Wir wachsen an der Brüstungsmauer aus der Erft“, beschreibt es Lorenz. Treppenstufen befinden sich an beiden Seiten. In den Doppelstein und die Brüstungsmauer eingearbeitet ist eine Nut, in die man im Fall der Fälle Hochwasserschutzelemente einsetzen kann.
Der Ausschuss musste außerdem schon eine Entscheidung treffen, wie die Treppe beleuchtet wird. Christian Lorenz schlug vor, die Beleuchtung über die beiden Seitengeländer zu ermöglichen. Das Licht wird seitlich abwärts gestrahlt. Die Denkmalschutzbehörde hat dem zähneknirschend zugestimmt. „Auch wenn das bei Frau Dr. Herzog explizit keine Freude ausgelöst hat“, verwies Lorenz auf die Reaktion von LVR-Gebietsreferentin Monika Herzog.
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Eine Idee von Dr. Kerstin Oerter (Bündnis 90/Grüne) wird auch umgesetzt: Am Gelände wird für Sehbehinderte oben ein Hinweis angebracht, wie viele Treppenstufen es bis zur Erft sind, am unteren Ende eine Tafel, dass die unterste Stufe erreicht wurde.
Ideen für den Wiederaufbau der Spielgeräte auf dem Werther Platz gibt es auch. Dort soll ein Burgspielplatz entstehen.
Wiederaufbau Brücke Arloff
Die SPD hatte beantragt, die bei der Flut zerstörte Fußgängerbrücke Im Floting/Bachstraße durch eine Brücke zu ersetzen, über die auch Autos und Busse fahren können. Martin Mehrens (CDU) hält das wegen problematischer Sichtverhältnisse aber für zu gefährlich. Zwar würden die Straßen Im Floting und Erlenhecke, also in unmittelbarer Nähe der Schule, entlastet, die Bachstraße aber erheblich belastet. Er forderte ein Verkehrskonzept, das berücksichtigt, das von der Landesstraße 11 ins Dorf hineingefahren werden kann, „um die Micky-Maus-Straßen vom Verkehr zu entlasten“. Steffen Behringer (Bündnis 90/Grüne), wie Mehrens Arloffer, stimmte zu. „Wir errichten die Fußgängerbrücke aus Holz, hängen Blumenkästen daran, fertig“, lautete sein Vorschlag. Der Ausschuss folgte dieser Idee einstimmig.
Feuerwehrkommission
Bereits im alten Jahr hatte UWV-Mitglied Andreas Bühl die Gründung einer Feuerwehrkommission vorgeschlagen. Der Ausschuss beschloss, die vorhandene Baukommission um den Feuerwehraspekt zu erweitern.
Esther-Bejarano-Straße
Die SPD will die im Juli verstorbene Auschwitz-Überlebende Esther Bejarano, die mehrfach in Bad Münstereifel zu Gast war, ehren und eine Straße nach ihr benennen. Der Ausschuss schloss sich dem einstimmig an mit der Erweiterung, dass Esther Bejarano bei der Benennung einer Straße oder einer Brücke berücksichtigt werden soll. Thomas Bell (Linke) riet außerdem dazu, die langjährige Kinderschutzbund-Leiterin Elke Andersen zu berücksichtigen.