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PraxistagMünstereifeler Realschüler bauen Schwenkgrill für den Schulhof

Lesezeit 4 Minuten
Zwei Jugendliche stehen mit Schutzmasken an einem Eisengitter und schweißen etwas. Ihre Gesichter sind in blaues Licht getaucht und es sprühen Funken.

Für einen Tag tauschten die Realschüler die Schulbank mit einem Unternehmen. Dabei ging es mitunter heiß zur Sache.

Schülerinnen und Schüler aus Bad Münstereifel konnten bei einem Praxistag ins Handwerk der Metallbauer schnuppern.

Bei Joel ist der Funken schon nach nur wenigen Minuten übergesprungen. Der Schüler der Realschule in Bad Münstereifel schweißt und flext an einer überdimensionalen Schüssel aus Metall. Die ist Bestandteil eines großen Schwenkgrills. Der wiederum soll schon bald auf dem Schulhof der Realschule an der Trierer Straße in Bad Münstereifel zum Einsatz kommen. „Im Idealfall noch vor Weihnachten“, sagt Konrektorin Dr. Stefanie Kump. Wintergrillen sei das Stichwort, so die Lehrerin.

Für einen Tag haben die Schüler der Jahrgangsstufen 9 und 10 der Realschule die Schulbank gegen einen Praxistag in einem Unternehmen getauscht. Zwölf von ihnen waren beim Metallbau-Experten Ludwig Esser in Euskirchen. Dort arbeiteten sie in drei unterschiedlichen Kleingruppen an dem Schwenkgrill – natürlich mit Unterstützung der Metallbauer, die täglich mit Eisen & Co. umgehen.

Berufsparcours mit Jobbörse an Realschule in Bad Münstereifel

Und während Joel mit einigen Klassenkameraden unter der Aufsicht von Christian Hartung, der bei Esser für die Auszubildenden zuständig ist, an der Schale des Grills arbeiteten, schweißten Mitschüler den Grillrost zusammen. Das Grundgerüst des Grills war von der Firma Esser bereits im Vorfeld konzipiert worden.

Die Basis für den Praxistag wurde in Bad Münstereifel aber in der Theorie gelegt. Kump hatte einen Berufsparcours samt Jobbörse konzipiert, bei dem sich zehn Unternehmen an kleinen Praxisstationen vorstellten. Unter ihnen war auch das Euskirchener Unternehmen Esser, das mit der Realschule seit diesem Jahr eine Kurs-Lernpartnerschaft hat.

Schüler der Realschule Bad Münstereifel stehen mit Schutzmasken an einer Ascheschale und schweißen. Ihre Gesichter sind in blaues Licht getaucht und es fliegen Funken.

Die Naht ist dicht, da fällt keine Kohle mehr auf den Boden. Der Schwenkgrill verfügt über eine recht große Ascheschale.

Das bedeutet, dass der Technikkurs nicht nur jetzt im Betrieb war, sondern der Betrieb mit den Schülern auch noch mal die Schulbank gedrückt hat. Im Rahmen des Unterrichts wurde mit den Realschülern nicht nur theoretisch, sondern in abgespeckter Form auch praktisch gearbeitet. Die Jugendlichen stellten im Unterricht eine kleine Tisch-Torwand her, bei der beispielsweise kleine Papierkugeln durch die Löcher geschnipst werden müssen – natürlich drei unten und drei oben.

Schüler von Praxistag so begeistert, dass er Praktikum machen will

Während die Torwände von den Schülern mit nach Hause genommen werden konnten, ist der Grill ein Schulprojekt. Nicht das einzige, das während des Praxistags im Sinne der Schule umgesetzt wurde. Kump zufolge wurden beim Stahlbauunternehmen Müller & Sohn in Kall Stehtische für den Schulhof konzipiert, und das Kirchheimer Bauunternehmen Josef Scheiff wird die Erdarbeiten für den neuen Grillplatz übernehmen.

Eine Schülerin steht mit Schutzbrille an einer Werkbank und hält zusammen mit einem Mann eine Schleifmaschine an ein Metallstück. Es fliegen viele Funken.

Metallbauer Christian Hartung schleift mit einer Realschülerin die Stütze des Grills ab.

Und Joel? Der hat nicht nur Bock, einen Grill zusammenzuschweißen, sondern begeistert sich sehr fürs Handwerk – konkret für den Metallbau. „Ich möchte hier auf jeden Fall ein Praktikum machen, kann mir aber auch jetzt schon eine Ausbildung hier vorstellen“, sagt der Realschüler.

„Solche Tage sind für Schüler extrem wichtig. Werkstoffe und die entsprechende Erfahrungen damit kann Schule höchstens in der Theorie vermitteln“, sagt Konrektorin Kump. Auch für das Euskirchener Unternehmen Esser mit seinen 50 Mitarbeitenden und zwei Produktionsstätten in der Kreisstadt ist die Lernkooperation wichtig. Mit Anzeigen erreiche man potenzielle Azubis nicht, sagt Firmenchef Ludwig Esser.

Inhalte auf TikTok und Instagram sollen Jugendliche ansprechen

Man müsse die Kanäle der Jugendlichen wählen – daher sei man als Unternehmen beispielsweise auf TikTok und Instagram unterwegs. Durchaus mit Erfolg, wie Esser berichtet, auch wenn die Quantität der Bewerbungen in den vergangenen Jahren stetig abgenommen habe. Aber das sei keine Herausforderung, mit der sein Unternehmen exklusiv zu kämpfen habe. „Wir möchten bei den Schülerinnen und Schülern das Interesse für die Metallverarbeitung wecken. Und am Ende ist der Wunsch natürlich, dass der und die eine oder andere darüber nachdenkt, bei uns ein Praktikum oder eine Ausbildung zu machen“, so Ludwig Esser.

Wenn man einen Blick auf die Jobbörse in der Realschule wirft, wird schnell deutlich, dass einige Realschüler gerne nach Bad Münstereifel zurückkommen, um ihren Beruf vorzustellen und dafür zu werben. So war auch der ehemalige Realschüler Paul Bungart jüngst in der Kurstadt. Der ist mittlerweile Fliesen-, Platten- und Mosaiklegermeister, hat seine schulische Ausbildung aber in Bad Münstereifel gemacht.

Bungart arbeitet nun bei „Flotte Fliese“ in Hümmel. Chef ist sein Vater Matthias Bungart. „Jeder geht morgens ins Badezimmer, aber wer macht sich Gedanken, wie die Fliesen so ordentlich an Boden und Wände gekommen sind?“, sagte er und machte damit bei der Jobbörse auf die Wichtigkeit seines Berufs aufmerksam.

Auch die Kreisverwaltung Euskirchen brachte einen ehemaligen Realschüler mit. Hier absolviert Paul Brüning ein erstes Lehrjahr und konnte authentisch vom Berufsbild aus der Verwaltung berichten, aber auch vom guten Verdienst im ersten Lehrjahr. Hier ging es knifflig zu, und diverse Fragen rund um Kommunen, Kommunalpolitik, Aufgaben des Kreises Euskirchen waren in ansprechender Quizform zu lösen.