Flut in Bad MünstereifelBlinde Seniorin wartet seit Monaten auf Platz im Altenheim
Bad Münstereifel – 70 Kilometer liegen unfreiwillig zwischen ihrem aktuellen Wohnort und ihrer Heimat. „Eigentlich wollte ich nie in ein Heim ziehen“, sagt Hildegard Krawinkel (Name geändert). Nach der Flut blieb der blinden 87-Jährigen aber kaum eine Wahl. Schnell hatte sie auch ein Seniorenheim in ihrer Heimatstadt Bad Münstereifel im Blick.
Doch trotz Zusage hat sie dort keinen Platz bekommen. Jetzt lebt Krawinkel auf der anderen Rheinseite – in einem Heim im rheinland-pfälzischen Linz.
„Im Haus Hardt hat man mir einen Platz zugesagt. Aber es gibt zurzeit einen Aufnahmestopp“, sagt Krawinkel. Auch in andere Heime in Bad Münstereifel könne sie nicht. Teils gibt es einen Aufnahmestopp, teils ist die Lage wegen der Flut angespannt.
In den Altenheimen ist die Lage angespannt
Seniorenwohnanlage stark betroffen
Fünf Seniorenheime gibt es in Bad Münstereifel. Nicht jedes leidet unter Aufnahmestopp oder Personalmangel. Die Flutkatastrophe sorgt aber bei einigen Heimen noch immer für eine angespannte Lage.
Stark betroffen ist die Seniorenwohnanlage Am Alten Stadttor. Die Bewohner sind noch immer auf Einrichtungen in verschiedenen Orten verteilt. Wann die Senioren in die Wohnanlage zurückkehren können, stehe noch nicht fest. Das teilte die Heimverwaltung auf Anfrage mit. Das Haus Johanna an der Kölner Straße konnte hingegen schon im August vergangenen Jahres für die Rückkehr seiner Bewohner sorgen.
Einen Mangel an Pflegekräften gibt es nicht nur im Haus Hardt, sondern auch im Seniorenzentrum Otterbach. (maf)
Katastrophe verstärkte Pflegekräftemangel
Gleich doppelt hat es das Marienheim erwischt: Zwar sind die Bewohner mittlerweile wieder in das von der Flut betroffene Heim eingezogen. Aber es gibt einen Mangel an Pflegekräften, der sich durch die Katastrophe noch verstärkt hat.
Aus Sicht des Kreises besteht aber trotzdem Hoffnung – zumindest im Hinblick auf die Flut. Durch fortschreitende Wiederaufbau- und Renovierungsmaßnahmen sei zumindest in diesem Bereich mittelfristig mit einer Verbesserung zu rechnen. (maf)
Laut der Verwaltung von Bad Münstereifel liegt die Lösung der Probleme bei den Heimen selbst. Die Verwaltung versuche aber, zu unterstützen, indem sie sich um Digitalisierung, Verkehrsanbindung und Wohnraum kümmere.
Flut sorgte für Schimmel in der Wohnung
Nach der Flut konnte Krawinkel nicht in ihrer Wohnung bleiben. „Die ist zwar trocken geblieben. Weil der Keller aber so lange voller Wasser war, ist der Schimmel hochgezogen. Bis über die Fußleiste.“ Ihr sei ständig übel geworden. Wochenlang konnte sich die verwitwete Frau nur mit kaltem Wasser waschen, viele Möbel waren kaputt. „Das war eine schwierige Situation für mich. Eine Blinde, die ihre Wohnung nicht selbst eingerichtet hat, ist verloren.“
Irgendwann fasste sie den Entschluss, in ein Heim zu gehen: „Ich habe alles verschenkt, was noch in Ordnung war. Kleidung, Schuhe und Schmuck habe ich behalten – das war es.“ Damals hieß es: Der Aufnahmestopp im Haus Hardt gilt bis zum 15. Dezember.
Baufirma setzte Seniorin unter Druck
Krawinkel fand sich damit ab, verbrachte die Monate bis Dezember in ihrer Wohnung. Dann kam der nächste Ärger: Am Ersten des Monats sollte ihre Wohnung saniert werden. Das beauftragte Bauunternehmen machte der blinden Frau Druck und drohte mit Regress, sollte sie bis zum Beginn der Arbeiten ihre Wohnung nicht verlassen haben.
Die Seniorin wusste nicht, wohin sie gehen kann. Für ein Hotel fehlte der verwitweten 87-Jährigen das Geld. Trotz langer Warteliste habe man sie dann in einem Heim in Linz aufgenommen, sagt Krawinkel. Doch für die 87-Jährige soll das nur eine Übergangslösung sein. Ihr Wunschziel bleibt das Haus Hardt. „Ich habe viele gute Bekannte in Bad Münstereifel.“ Ihre größte Angst ist im Moment, dass sie in Vergessenheit gerät und in Linz bleiben muss.
Haus Hardt hat Aufnahmestopp verlängert
Laut Kreis hat die kommunale Heimaufsicht den Aufnahmestopp für das Haus Hardt verhängt – und zunächst bis zum 15. März verlängert. „Grund ist, dass das Seniorenheim aktuell die gesetzlich vorgeschriebene Fachkräftequote von 50 Prozent deutlich unterschreitet“, sagt Kreissprecher Wolfgang Andres. Würden also weitere Senioren aufgenommen, dann wäre die entsprechende Betreuung und Pflege nicht mehr sichergestellt. „Eine Aufnahme ins Heim wäre somit sicherlich auch nicht im Sinne der betroffenen Seniorin.“
Michael Lamsfuhs, Geschäftsführer des Hauses Hardt, will den Aufnahmestopp möglichst schon vor März aufheben lassen. „Stand jetzt ist aber, dass ich nicht weiß, ob wir das schaffen“, sagt Lamsfuhs. „Der Kreis Euskirchen hat uns Planken gesetzt und die empfinde ich klar als zu hoch.“ Schwer zu erfüllen ist für das Seniorenheim vor allem eine Angestelltenquote von 50 Prozent für examinierte Pflegekräfte. In der Branche herrsche ein extremer Personalmangel, sagt Lamsfuhs.
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Für die blinde Hildegard Krawinkel hingegen geht das Warten weiter. „Mit 87 ist man auf den letzten Metern. Und wenn ich schon nichts sehen kann, habe ich in Holzem wenigstens frische Waldluft“, sagt sie. Noch hat sie die Hoffnung auf einen Heimplatz in ihrer Heimatstadt nicht aufgegeben.