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WiederaufbauDas Bad Münstereifeler Café T wird nicht mehr das alte sein

Lesezeit 4 Minuten
Ein Mann sitzt an einem Tisch. Darauf sind unscharf zahlreiche Dinge zu sehen, die er nach der Flut aus seinem Café gerettet hat.

Im Obergeschoss des Café T in Bad Münstereifel wird improvisiert. Marcel Hayen sitzt zwischen geretteten Dingen.

Das Café T gehört einfach zu Bad Münstereifel. Es wird wieder aufgebaut. Doch es wird anders als vor der Flut.

Das Café T ist nicht mehr das, was es mal war. Noch nicht. Soll es aber wieder werden – dann, wenn die Spuren der Flut beseitigt sind und in drei bis vier Monaten ein richtiger Café-Betrieb möglich ist. Aber selbst dann, wenn der Kaffee nicht mehr auf der ersten Etage zwischen all den geretteten Dingen gebrüht wird und die Mitarbeiter den Kuchen nicht mehr selbst backen müssen, wird das „T“ doch nicht mehr das alte sein. Der Grund: Die Betreiber Marcel Hayen und Werner Groß machen Schluss, gehen mit 73 spätestens zum Jahresende in Rente.

„Bei den Gästen ist ein großes Stück Wehmut dabei, aber auch viel Dankbarkeit. Jeder wünscht uns nur das Beste“, sagt Marcel Hayen. Aus einer Laune heraus gründete er 1981 mit Mitra Lenz den damals völlig ungewöhnlichen Mischbetrieb aus Café, Restaurant und Kneipe.

Marcel Hayen und Werner Groß suchen Nachfolger fürs „T“

Mitra Lenz ging, Freund Werner Groß kam, das Café T blieb. Nicht wenige sagen, dass man nicht in Bad Münstereifel war, wenn man nicht im Café T gewesen ist. Längst ist das „T“ zu einem Stück Stadtgeschichte geworden. Dieses Stück soll größer werden. Hayen und Groß suchen Nachfolger, die im Idealfall den Wiederaufbau des Cafés an der Werther Straße begleiten und ihre Ideen sowie Wünsche einfließen lassen. Und auf jeden Fall die fünf Angestellten übernehmen. „Das ist Pflicht“, sagt Hayen. Zwei ernsthafte Interessenten gibt es laut Hayen aktuell.

Ein Mann und eine Frau stehen im Hof eines Cafés. Ein Maibaum ist auch im Juli zur Dekoration angebracht.

Ein Maibaum im Juli darf nicht fehlen. Das Café T an der Werther Straße war noch nie ein gewöhnlicher Ort.

Auf die Café T-Gründer wartet aber noch viel Arbeit. Die Stromleitungen im unteren Bereich des Gebäudes sind zwar schon alle verlegt, der Strom kommt aber noch aus einem Provisorium. Zudem riecht es nach Farbe, und der Putz an den Wänden ist noch nicht lange trocken. Im großen Raum ist ein bisschen Wand nicht neu verputzt worden. „Wir haben zwar gewusst, dass das Haus alt ist, das wir aber Fachwerkelemente haben, wussten wir nicht“, sagt Hayen schmunzelnd. Mit einer etwa zwei Quadratmeter großen Aussparung wird diese Flutentdeckung nun dauerhaft gezeigt.

Auch die Scheune soll wieder genutzt werden

Geht es nach den aktuellen Pächtern, soll die alte Scheune im hinteren Bereich des Grundstücks auch wieder genutzt werden. Die Flut hatte die Scheune stark in Mitleidenschaft gezogen. Teile des Daches und der Fassade waren eingestürzt, die Tore herausgerissen.

Das Bild zeigt das Innere des Café T: Es ist eine Baustelle. Der Wiederaufbau nach der Flut ist längst nicht beendet.

Das eigentliche Café gleicht einer großen Baustelle.

Und fast hätte das Hochwasser auch den Lebensmut der beiden Besitzer die Erft heruntergespült. „Zwei, drei Wochen waren wir am Boden zerstört“, sagt Hayen. Als die Versicherung aber signalisierte, dass der Schaden neuwertig ersetzt wird, schöpften beide neuen Mut. „Eigentlich wollten wir zwei Jahre nach der Katastrophe wieder richtig eröffnen. Das hat zwar leider nicht geklappt, aber wir kommen wieder. So viel steht fest. Zumal Theke und Küche seit seinem halben Jahr eingelagert sind“, so der 73-Jährige.

Zahlreiche Künstler waren Gast im Bad Münstereifeler Café

200.000 Euro haben die beiden Pächter nach eigenen Angaben nach der Flut aus eigener Tasche investiert. Manches Mobiliar wurde gerettet und kann – nein soll – von den neuen Pächtern genutzt werden. Es soll eben ein neues Café T werden, das den Hauch des alten Szenecafés nicht negieren wird. Dabei ist das Café T eigentlich schon wieder da – zumindest ein bisschen. „Für Stammkunden bieten wir tagsüber einen Kaffee oder ein Kaltgetränk an. Oft gegen eine Spende“, erklärt Hayen. Improvisation und Kreativität – etwas, was viele Menschen nach der Flut an den Tag gelegt haben.

Apropos Kreativität: Künstler aller Sparten waren Gäste oder nutzten diesen besonderen Ort zur Inspiration oder als Schauplatz ihrer Arbeit, unter anderem Hellmuth Karasek, Werner Biermann, Heinz Küpper oder André Goezu. Sogar der Dalai Lama war Anfang der 1980er-Jahre zu Gast in dem Szenecafé.

„Wir hatten gar keine Ahnung von der Gastronomie“, sagt Hayden schmunzelnd. Bei der Gestaltung des Interieurs und der Angebotspalette verließen sie sich immer auf die Erfahrungen, die sie auf Reisen gesammelt hatten. So entstand ein einzigartiger Ort in Bad Münstereifel, den die Flut zwar stark beschädigte, aber nicht zerstörte. Und den es weiterhin geben soll. Dafür sammeln Hayen und Groß noch mal alle Kräfte.