Das Schnitzler-Quartett und seine Gäste boten beim ersten Wallgrabenkonzert des Jahres in der Konviktkapelle einen betörenden Abend.
Bad MünstereifelAuftaktkonzert brachte Brahms Ideenreichtum zum Erblühen
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Das erste Wallgrabenkonzert des Jahres bestritt Schnitzler Quartett mit Gästen.
Copyright: Carolin Hasselbach
Das erste Wallgrabenkonzert im neuen Jahr stand ganz im Zeichen von Johannes Brahms. Der steht beim Schnitzler-Quartett öfter mal auf dem Programm, doch diesmal hatten sich die vier Musiker Verstärkung mitgebracht und spielten am Sonntagabend in der Konviktkapelle die beiden Streichsextette des bedeutenden Hamburger Komponisten und bescherte dem Publikum in der vollen Konviktaula so einen betörenden Konzertabend.
Werner von Schnitzler und Eduard Beyer (Violine), Mischa Pfeiffer (Viola) und Yan Vaigot (Violoncello) musizierten gemeinsam mit Aiki Mori-von Schnitzler (Violoncello) und Florian Glocker (Viola). Sie verbindet eine langjährige musikalische Zusammenarbeit, daher stellte auch diese erweiterte Besetzung ein perfekt eingespieltes Ensemble dar, das die Musik wie aus einem Guss interpretierte.
Das Publikum in Bad Münstereifel genoss ein außergewöhnliches Werk
Das Sextett Nr.1 B-Dur op. 18 füllte die erste Programmhälfte. Mit viel Energie und Dynamik setzte das Ensemble sogleich klare Akzente, widmete sich mit großer Hingabe dem außergewöhnlichen Werk mit seiner enormen Vielfalt an Stimmungen und Ausdrucksformen. Die Besetzung mit zwei Geigen, zwei Bratschen und zwei Celli verlieh der Musik einen warmen Ton und Tiefe.
Massig wirkte die Musik in den Händen des Schnitzler-Quartetts und seiner Gäste allerdings nie. Bei aller Dichte des Tonsatzes war sie nie erdrückend, sondern durchweg überraschend durchlässig und anmutig.
Kunstvoll und natürlich zugleich brachten die Künstler bereits im ersten Satz Brahms' Ideenreichtum zum Blühen. Fließende Melodien erhielten immer wieder einen gewissen Pathos, volkstümlich derbe Elemente prickelnde Eleganz. Mit intensivem Strich widmete sich das Sextett dem ernsten, aufgewühlten Andante.
Sextett bestach mit vortrefflicher Technik und Präzision
Brahms schrieb hier keinen verträumten langsamen Satz, sondern einen kraftvollen, beinahe düsteren Variationensatz mit interessanter Harmonik und prägnanten Rhythmen. Markante Akzente setzten das Schnitzler-Quartett, Aiki Mori-von Schnitzler und Florian Glocker im extrovertiert fröhlichen Scherzo, bevor sie sich sehr differenzierend dem abschließenden Rondo hingaben.
Johannes Brahms verzichtete bei der Komposition aus den Jahren 1859/60 auf Extreme. Kein Adagio, kein Presto, keine ausufernde Virtuosität, vielmehr alles eher moderat, wie die Satzbezeichnungen wie „Allegro ma non troppo“ oder „Andante ma moderato“ schon verraten. Das Sextett fordert die Interpreten vielmehr heraus, es von innen heraus in seiner Genialität wirken zu lassen, was dem Ensemble am Sonntagabend mit vortrefflicher Technik und Präzision, Einigkeit und zartem Feingefühl außerordentlich gut gelang.
Wunderschöne Musik, die bei den Gästen noch lange nachwirken durfte
Ähnlich war es auch beim Sextett Nr.2 G-Dur op. 36, das fünf Jahre später entstand und insgesamt etwas leichter im Ausdruck ist. Spannend und streckenweise mysteriös anmutend, manchmal beinahe ironisch und dann wieder gesanglich oder folkloristisch schroff steckte auch dieses Sextett voller Überraschungen. Besonders fein spielte das Ensemble den dritten Satz, Poco adagio. Harmonisch nur wenig greifbar verwob es dabei chromatische Figuren ineinander. Klangvolles Pizzicato von Aiki Mori-von Schnitzler und Yan Vaigot an den Celli lockerte den traurigen Satz ein wenig auf.
Das Publikum genoss einfach wunderschöne Musik, die noch lange nachwirken durfte, da Primarius Werner von Schnitzler dankenswerterweise auf eine Zugabe verzichtete.
Das Schnitzler-Quartett begeisterte wieder einmal mit hochkarätiger Musik und sympathischer, zugewandter Nahbarkeit. Florian Glocker, der seit 2015 Solobratscher im Sinfonieorchester Wuppertal ist, und die mehrfach preisgekrönte Cellistin Aiki Mori-von Schnitzler waren zusätzlich eine große Bereicherung.
Das letzte Wallgrabenkonzert der Saison spielt die Pianistin Ana Mirabela Dina aus Kommern am Sonntag, 30. März, ab 18 Uhr. Auf dem Programm stehen dann Werke von Robert Schumann, Johannes Brahms, Claude Debussy und Isaac Albeniz. Der Vorverkauf für dieses Konzert beginnt am 7. März.