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Genossenschaft sucht MitgliederIversheimer wollen den Eifeler Hof retten

Lesezeit 4 Minuten

Der Eifeler Hof soll zum Treffpunkt des Dorfes werden.

Bad Münstereifel-Iversheim – Hinter der grünen Holztür, für die es keinen Schlüssel mehr gibt, beginnt die Zeitreise: in die Vergangenheit, aber auch in die mögliche Zukunft des Eifeler Hofs, der einzig verbliebenen Gaststätte in Iversheim. Hinter der Eingangstür zum Schankraum scheint die Zeit stehen geblieben zu sein, wie das in alten Dorfkneipen nun mal so ist. Bilder ehemaliger Schützenkönige hier, Bleiglasfenster dort.

Und doch ist die Zeit weitergegangen, wurde durch Corona und die Flut nachhaltig geprägt. In die Fassade haben die Wassermassen einen Container getrieben, die Decke des Saals ist vorsorglich abgestützt. Aber die Kneipe aufgeben? Das kommt für Martin Finder, Peter Kolvenbach und Wilfried Schumacher nicht infrage. Die Iversheimer wollen eine Genossenschaft gründen, als Defibrillator für den Eifeler Hof.

Unterstützer aus Trier und Berlin für den Eifeler Hof

Etwa 500.000 Euro benötigt das Trio nach eigenen Angaben insgesamt. Die Hälfte davon, um überhaupt starten zu können. Satte 38.000 Euro sind nach zwei Tagen bereits zusammengekommen. Mitunter haben Interessenten aus Trier und Berlin unterschrieben. „Einer hat zehn Minuten, nachdem die Website geschaltet war, unterzeichnet. Der kann sich das alles gar nicht durchgelesen haben“, sagt Finder schmunzelnd.

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Mit der Genossenschaft können sich private Personen, Unternehmer und Sponsoren mit 100 Euro an dem Erwerb des Eifeler Hofs beteiligen. Die Mitglieder profitieren von möglichen Erträgen. Doch bis es soweit ist, würde ohnehin noch ein paar Jahre dauern. Sollte das Projekt aber funktionieren, könne sich die Rendite sehen lassen – davon ist das Trio überzeugt. Die Eröffnung ist für Mai 2023 geplant.

„Es kann nicht sein, dass Iversheim kein Dorfzentrum hat“ (Wilfried Schumacher)

Des Geldes wegen will das Trio den Eifeler Hof nicht wiederbeleben. „Es kann nicht sein, dass Iversheim kein Dorfzentrum hat“, sagt Schumacher. Deshalb soll die Gaststätte nicht nur Gaststätte sein, sondern Treffpunkt des gesamten Dorfes. Das Trio würde gerne einen Kiosk, idealerweise samt Post, und ein Café in die Räumlichkeiten integrieren.

Wochenmarkt statt Parkplatz

Der Platz vor der Kneipe soll nicht mehr nur Parkplatz sein. „Dort könnte man einen kleinen Wochenmarkt installieren, nachmittags könnte an frischer Luft Kaffee getrunken werden und im Winter könnte man dort einen Weihnachtsmarkt veranstalten“, berichtet Kolvenbach, der auch eine enge Kooperation mit der KG Rot-Weiß Iversheim anstrebt.

Info-Tage zum Eifeler Hof

Die Initiatoren der Bürgergenossenschaft, die sich zum Ziel gesetzt hat, den Eifeler Hof zu retten, wollen an zwei Tagen ihr Projekt der Bevölkerung vorstellen.

Am Samstag, 15. Januar, und Samstag, 22. Januar, findet am Eifeler Hof jeweils ein Info-Tag statt. Nach Angaben der Initiatoren werden verschiedene Stände aufgebaut, an denen Fragen gestellt werden können. (tom)

Durch die Flut sei der Zusammenhalt im Dorf gestiegen. Das gelte es nun fortzusetzen – darin sind sich die Initiatoren einig. „Wir möchten alle in Iversheim wohnen bleiben. Deshalb möchten wir einen lebendigen Ort“, sagt Kolvenbach.

Eine Architektin habe den Schaden am und im Gebäude auf etwa 100.000 Euro geschätzt. Darin nicht enthalten ist die Umgestaltung der Gaststätte und einer Wohnung, die im Obergeschoss vermietet werden und damit ebenfalls Geld in die Genossenschaftskasse spülen soll. 6,50 Euro Miete pro Quadratmeter schweben Schumacher vor, die er entsprechend in das bis ins kleinste Detail ausgearbeitete Finanzierungskonstrukt eingepreist hat.

Die Initiatoren der Bürgergenossenschaft haben ein ausgeklügeltes Konzept für die Gaststätte ausgearbeitet.

Zwei weitere bereits vermietete Wohnungen sollen ebenfalls die Grundkosten decken. Und dann gibt es da noch den Gewölbekeller, der während der Flut komplett unter Wasser stand. Auf lange Sicht könne dort, so Finder, ein schöner Ort zur Weinverköstigung entstehen.

Initiatoren sprühen vor Ideen und Motivation

Die drei Initiatoren sprühen vor Ideen und Motivation und haben direkt noch eine Weihnachtsgeschenkidee. „Vielleicht möchte ja jemand seinen Liebsten einen Anteil vom Eifeler Hof unter den Baum legen“, sagt Martin Finder. Entsprechende Gutscheine könnten schnell hergestellt sein, so der Iversheimer, der für das Projekt innerhalb weniger Tage auch eine eigene Internetseite aus der Taufe gehoben hat. Dort werden das Prinzip der Genossenschaft und der Antrieb der drei Iversheimer erklärt. Vor allem kann man da aber Mitglied der Genossenschaft werden.