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Bad Münstereifel nach der FlutKölner Fotograf hält Wiederaufbau fest

Lesezeit 3 Minuten

Dokumentierte die Menschen während des Wiederaufbaus: der Kölner Fotograf Joachim Rieger.

Bad Münstereifel – Vor einem Jahr kannte, bis auf ganz wenige Ausnahmen, niemand in Bad Münstereifel den Kölner Fotografen Joachim Rieger. Heute können er und seine Frau Stephanie nicht durch die Kurstadt gehen, ohne dass sie von allen Seiten gegrüßt werden. Von Bauarbeitern, die sich freuen, dass die Riegers wieder die Stadt besuchen. Und von Gästen des Restaurants Erftblick, die Rieger im März fotografiert hat, wie sie, auf der Erftmauer sitzend, im schönsten Frühjahrssonnenschein ein Bier getrunken haben.

Rieger begleitet den Wiederaufbau der Kurstadt mit seiner Kamera – und hebt dabei nicht die zerstörte Stadt, sondern die Menschen, die darin leben, hervor. „Ich wollte das Positive suchen und finden, und wenn es nur ein Lächeln ist“, sagt Joachim Rieger. Jedes Bild erzählt eine Geschichte. Etwa die vom Mann, der jeden Morgen seine neue Heizung begrüßt, oder die von dem, der einfach gestenreich drauflos redet und meint: „Man kommt ins Gespräch mit dem Heiland.“

21 Fotokompositionen

Wer aufmerksam durch die Stadt geht und besonders die Straßen entlang der Stadtmauern passiert, kann Riegers Bilder bewundern. 21 Fotokompositionen mit je vier Bildern – eines groß, drei klein – sind dort angebracht. Bis zum 17. Juli, dem Tag des Dankesfestes, sollen die Bilder hängen bleiben. Wenn es nach Rieger geht, dürften sie das auch noch länger. Und wer mehr Bilder sehen will, kann das ab dem 14. Juli, dem Beginn des viertägigen Flutfestes, tun. An dem Tag erscheint ein Band mit 206 Bildern.

An der Stadtmauer, aber auch wie hier am Klosterplatz hängen die insgesamt 21 Bildkompositionen des Kölner Fotografen.

Den Stadtverordneten Florian Hammes, mit dem er schon vor der Flut beruflich zu tun hatte, habe er gefragt, wie er helfen könne. Schnell war die Idee für das Fotoprojekt geboren. Tür und Tor geöffnet hat ihm ein anderer Ratsherr: Andreas Bühl. Der sei sehr hilfreich gewesen, um erste Kontakte zu knüpfen.

Tränchen vergossen

Dabei ist Rieger alles andere als menschenscheu. Er kann zuhören – genau das, was die Münstereifeler brauchten. Sie erzählten den Eheleuten ihre Geschichten, auch wenn sie wehtaten. „Wir sind manchmal nach Hause gefahren und haben ein paar Tränchen vergossen“, erzählt der Fotograf. „Ich habe mich an manchen Tag als Seelsorger gesehen“, sagt Rieger, der wieder feststellte, dass Fotografie mehr ist, als nur ein Bild zu machen.

So erzählte Rolf Reinartz vom Café Erftgold, wie er am Tag der Flut im Haus in Kommern das Hochwasser bekämpfte, während seine Frau Tina, die Tochter und eine Praktikantin sich im Büro im Obergeschoss des Cafés Erftgold verschanzten und Todesangst hatten. Als das Mobilfunknetz ausfiel, brach auch der Kontakt zwischen den Eheleuten ab, und Rolf Reinartz rechnete mit dem Schlimmsten.

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Was Joachim Rieger beeindruckt: Die Münstereifeler sehen die Katastrophe als Chance. Daniel Wirz von Wirz Orthopädie-Schuh-Technik, den Rieger auch schon vor der Flut kannte, kann endlich die alten Fliesen ersetzen. Und die Eheleute Reinartz können ihr erst kurz vor der Flut eröffnetes Café nun so gestalten, wie sie das schon immer wollten. Zu Ende ist für Rieger das Projekt noch nicht. Er will weiter den Aufbau der Stadt, die er mittlerweile liebgewonnen hat, festhalten. Denn ein Foto muss er noch machen: Wie Rolf Reinartz in die erste selbst gebackene Nussecke beißt.

Bad Münstereifel im Wiederaufbau von Joachim Rieger, 148 Seiten, erhältlich unter anderem im Café Marielle, im Bottega-Store, im Hotel Landhauszeit und am 16. Juli am eigenen Stand, 24,95 Euro (davon geht ein Euro an die Bürgerstiftung Bad Münstereifel).