Das rote Sofa kehrt zurück. Um die Restaurierung des Markenzeichens von Mütters Buchhandlung am Münstereifeler Markt haben sich die Polsterer geradezu gerissen. Derzeit wird es in Bielefeld wieder schick gemacht. Bundesweite Berühmtheit erlangte das Sofa durch ein Foto im „Stern“ im Bericht anlässlich des Besuchs der damaligen Bundeskanzlerin Angela Merkel.

Die Restaurierung des Möbelstücks vermittelt aber auch Zuversicht: Es geht weiter mit dem Geschäft – auch wenn es im Gebäude derzeit nicht danach aussieht. Im Herbst oder Winter soll Wiedereröffnung gefeiert werden, dann mehr als zwei Jahre nach der Flutkatastrophe.

Versicherung prüfte lange

Das Problem, das Josef Mütter hat: Seine Buchhandlung ist Teil eines Gebäudekomplexes, zu dem das Brauhaus, aber auch Einheiten in der Marktstraße gehören. Und die muss der Eigentümer als Ganzes betrachten. Hinzu kam wohl, so weiß es Mütter, dass die Versicherung des Eigentümers ein Jahr für die Prüfung gebraucht hat. „Die Koordination mit der Stadt und dem Denkmalschutz ist hingegen gut gelaufen“, sagt Mütter.

Einfach den Status quo beibehalten ist nicht möglich. Dafür wurde zum einen zu viel zerstört, zum anderen gibt es neue Richtlinien in Sachen Brandschutz.

Brandschutztreppe statt Kinderbuchbereich

So sei schon vor der Flut geplant gewesen, den hintersten Raum der Buchhandlung, in dem die Kinderbücher untergebracht waren, aufzugeben. Das ist nun der Fall. Denn über dem Brauhaus ist auch ein Wohnbereich, und dieser muss über eine Treppe nach neuesten Brandschutzvorgaben erreicht werden. Das Treppenhaus dazu entsteht im bisherigen Kinderbuch-Bereich der Buchhandlung.

Platz gewinnen wird der Laden dadurch, weil auch die Treppe ins Büro und den Sozialbereich der Buchhandlung über dem Geschäft wegfällt. Diese Treppe war bisher hinter dem Raum mit dem Non-Belletristik-Bereich versteckt. Zukünftig fällt die Zwischenwand weg, sodass der Raum größer wird. Im Hauptverkaufsraum befindet sich der obere Teil der Treppe, der ebenfalls verschwindet. Der Platzverlust durch den Wegfall des dritten Raumes wird dadurch minimiert. Ins Büro und den Sozialbereich gelangt man zukünftig auch durchs Treppenhaus.

Gebäude soll auch weitere Flut überstehen

„Das Haus wird für die nächsten 500 Jahre fitgemacht“, zitiert Josef Mütter den Vermieter. Eine Aussage, die ihn beeindruckt hat. Die Gebäudesubstanz werde so renoviert, dass sie auch eine weitere Flut überstehe. „Dann soll man einmal durchwischen, und alles ist erledigt.“

Unterschiedlich müssen die Böden in den beiden dann verbliebenen Geschäftsräumen behandelt werden. Unter dem Hauptverkaufsraum befindet sich ein Gewölbe. Der Platz ist zu knapp, um dort im Wiederaufbau eine Fußbodenheizung unterzubringen. Im Nebenraum sieht das anders aus. Aktuell liegen dort auf Balken Bretter als Schutz. „Hier wäre eine Betondecke mit Fußbodenheizung möglich“, meint Mütter.

Er hat aber auch ein Ziel: Seine Buchhandlung soll nachhaltig eingerichtet werden. So wird er beispielsweise keine neuen Regale kaufen. Vielmehr hat er ein Regalsystem aus einer Buchhandlung in Bayern, die bald schließt, erworben.

Der Nachhaltigkeitsgedanke kam ihm schon kurz nach der Flut. Am Abend des 14. Juli 2021 stand ihm, umgeben von rund 15.000 Büchern, das Wasser bis zur Brust. „Das war Loslassen für Fortgeschrittene“, berichtet er. Unendlich dankbar sei er gewesen, dass das Haus gehalten hat, trotz der Geräusche, die es von sich gegeben habe. Schnell war ihm klar: „Das war’s mit dieser Form von Laden.“ Während der Pause habe er sich gefragt: „Was will ich überhaupt?“ Das sei ein Reifeprozess gewesen. Mütter weiß, dass er in Bad Münstereifel Teil des Einzelhandelssystems ist. In einem Buchladen hole man sich etwas für sein Innerstes – egal ob Zerstreuung, Spannung, ein Kochbuch oder etwas für die Psyche. „Es zählt die Begegnung, das Erlebnis. Das ist mehr als Shoppen.“

Online-Shop als Rettung

Dennoch hat ihn nun das am Leben erhalten, was er lange Zeit stiefmütterlich behandelt hat: sein vor 15 Jahren gegründeter Online-Shop. Schon in der wirtschaftlich schwierigen Corona-Zeit stieg die Nachfrage. Und seit der Flut enorm. Wer nicht online bei ihm bestellen will, kann das auch telefonisch unter 02253/5455057 tun, Bringdienst inklusive.

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Von

Tom Steinicke

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Bestellungen kommen nicht nur von Stammkunden, sondern auch von weiter weg. Mütter vermutet, dass das Stadtbesucher sind, die sich in seinem Schaufenster die Bilder von der Flut angeschaut haben und helfen wollen. Zusammen mit einigen Großkunden, die er von der geschlossenen Euskirchener Buchhandlung Rotgeri übernommen hat und der Summe, die er von seiner Versicherung bekommen hat, kommt er so gerade über die Runden. „Aber jeder Monat ist eine Herausforderung“, sagt er. Auch deshalb freut er sich, dass ein Ende absehbar ist.