Am Sonntag, 22. Januar, 14 Uhr, wird Pfarrer Frank Gerald Raschke in einem Gottesdienst in der evangelischen Kirche verabschiedet.
Aus gesundheitlichen GründenPfarrer Raschke gibt Amt in Bad Münstereifel auf
Frank Gerald Raschke ist mit Leib und Seele Pfarrer. Seit 28 Jahren prägt er die evangelische Kirchengemeinde Bad Münstereifel als eine Gemeinschaft, die von Freundlichkeit, Offenheit und Wertschätzung geprägt ist. Nun geht er aus gesundheitlichen Gründen im Alter von 63 Jahren in den vorzeitigen Ruhestand.
Bevor Frank Raschke die Pfarrstelle in der Kurstadt 1995 antrat, war er schon einmal Teil der Kirchengemeinde an der Langenhecke. Nach dem ersten Examen im Theologiestudium in Bonn wirkte er von 1986 bis 1988 als Vikar mit. Damals war Pfarrer Wolfgang Sassenscheidt im Amt.
Bad Münstereifel weckte sein Interesse für die Arbeit an Schulen
„Hier habe ich erlebt, dass ein Kirchenvorstand zu einer souveränen, freundlichen und einstimmigen Gemeinderegierung werden kann.“ Und nicht nur das. Er entdeckte sein Interesse und Talent für die Arbeit an Schulen, damals an der Grundschule und der Friedrich-Haass-Hauptschule der Stadt.
Nach dem zweiten Examen blieb er noch ein Jahr als Pfarrer zur Anstellung und trat 1989 eine Stelle am Niederrhein an, in der ein ganz anderer Wind wehte. Obwohl Raschke die Stelle, die mit der Arbeit an der Berufsschule einherging, reizvoll fand, traf er dort auf ein Presbyterium, „bei dem gezankt wurde wie im Bundestag“.
Raschke arbeitete jahrelang sieben Tage die Woche
Sechs Jahre war er Teil einer uneinigen Gemeinde mit fünf Pfarrbezirken. Dann wurde die Stelle in Bad Münstereifel durch die Pensionierung von Pfarrer Sassenscheidt frei, Raschke bewarb sich und wurde 1995 Ortspfarrer. Dass das viel Arbeit bedeuten würde, hatte Frank Raschke bereits bei seinem Amtsvorgänger erlebt. „Ein liebevolles Miteinander in der Gemeinde hat seinen Preis: eine starke Präsenz des Ortspfarrers, ständig ausgleichend, um Vermittlung bemüht, und die stetige Bereitschaft, das zu tun, was getan werden muss.“
Jahrelang arbeitete er sieben Tage die Woche. Die Menschen seien für ihn immer am wichtigsten. Als Kind eines Offiziers war für ihn der Begriff „Heimat“ eher ein Fremdwort. Häufige Umzüge begleiteten seine Kindheit und Jugend: „Deshalb wollte ich den Leuten in der Gemeinde eine Heimat geben. Heimat ist unabhängig vom Ort, sondern hängt von den Menschen ab, mit denen man zu tun hat.“
„Alle sind willkommen“
Für Frank Raschke ist Heimat auch unabhängig von Konfession und Religion. In seiner Kirche sind längst nicht alle haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter evangelisch. Ihm geht es vielmehr darum, dass alle mit Herzblut dabei sind und das Gemeindeleben mit ihren Talenten und ehrlichem Engagement bereichern: „Ich habe hier tolle Menschen gefunden.“ Er möchte die, die kommen wollen, zusammenführen.
„Es gibt keine Kontrollen am Eingang. Alle sind willkommen. Da war die Corona-Pandemie für mich ein harter Brocken. Auf einmal mussten wir kontrollieren.“ Viel hat sich seit seinem Amtsantritt im Jahr 1995 in Bad Münstereifel verändert.
Zunächst stand ein großer Umbau an der Langenhecke an, der neben der seelsorgerischen Arbeit gestemmt werden musste. Bauingenieur Wolfhard Lorenz und die Presbyterin Friederike Pfrüner standen ihm in zahllosen Stunden ehrenamtlich zur Seite, um das marode Gebäude zu restaurieren und zu erweitern. Damals löste sich der Kirchenchor auf, der seit einigen Jahren unter der Leitung von Christa Zimmermann wieder aktiv ist.
Interesse am Konfirmandenunterricht blieb stabil
Die Kurseelsorge trat immer mehr in den Hintergrund, da der Kurbetrieb in der Stadt weitgehend einschlief. Die Fachhochschule für Rechtspflege hatte zu Raschkes Anfangszeit noch eine eigene Studentengemeinde, doch die Umstellung des Studiums in ein temporäres Kurssystem bot dafür keinen Raum mehr. Alteingesessene Altenheime mit seelsorgerisch betreuungsbedürftigen Bewohnern schlossen, neue, modernere und größere entstanden.
Stabil geblieben ist dagegen das große Interesse am Konfirmandenunterricht. Zwei Gruppen gibt es wie eh und je, die ein Jahr wöchentlich Unterricht haben und sich an drei Wochenenden intensiv „auf den spirituellen Weg machen und den Glauben als Gabe entdecken können“.
In Raschkes Amtszeit florierte auch die Zusammenarbeit mit der katholischen Gemeinde: „Wir arbeiten sehr gut zusammen.“ Da hatte es Pfarrer Wolfgang Sassenscheidt seinerzeit doch erheblich schwerer. Im Jahr 2000 heiratete Frank Raschke die Tierärztin Doris Stieglitz. „Sie hat mich gelehrt, wie Miteinander und Gemeinschaft trotz hoher Belastung im Alltag funktionieren kann, in gegenseitiger Vergebung, Wertschätzung und Liebe.“
Noch kein Nachfolger für Pfarrer Raschke gefunden
Ihr und den beiden Töchtern dankt er für die stete Unterstützung. Ab dem 1. Februar ist Pfarrer Raschke im Ruhestand und macht Platz für – ja, für wen oder was eigentlich? Bislang ist keine Nachfolge in Sicht, Pfarrerin Anke Kreutz begleitet die Gemeinde übergangsweise.
Umstrukturierungen und Personalmangel machen der Kirche das Leben nicht leicht, doch Raschke ist zuversichtlich: „Es gilt, als Kirchengemeinde mutig zu sein. Kirche wird weiter leben.“ Und wie geht es für den Theologen persönlich weiter? „Ich brauche erstmal Zeit für meine Gesundheit. Alles muss sich erstmal setzen. Ich muss die Hände und den Kopf leer haben, um sie mir von Gott neu füllen zu lassen. Das wird passieren, da bin ich mir sicher.“
Am Sonntag, 22. Januar, 14 Uhr, wird Pfarrer Frank Gerald Raschke in einem Gottesdienst in der evangelischen Kirche verabschiedet. Dieser wird auf Youtube gestreamt.