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IG will BimmelbahnStreit um Fußgängerzone in Bad Münstereifel nimmt kein Ende

Lesezeit 4 Minuten
Die Orchheimer Straße in Bad Münstereifel.

Fußgängerzone oder nicht? Die IG Kernstadt hat eine klare Meinung: Sie lehnt eine Fußgängerzone ab.

Mehrere Parteien diskutieren eifrig über die etwaige Fußgängerzone in der Kernstadt von Bad Münstereifel. Nun schaltet sich die IG Kernstadt ein.

Für und Wider einer Fußgängerzone in der Kernstadt von Bad Münstereifel werden weiter fleißig diskutiert. Nachdem sich der Mobilitätsausschuss mit Ausnahme der Stimmen von SPD und Linke für die Umsetzung des Verkehrskonzepts des Büros Isaplan ausgesprochen hat (allerdings mit ein paar Änderungen) und zuletzt auch der Stadtmarketingverein „Bad Münstereifel aktiv“ für eine Fußgängerzone plädierte, kontert nun die IG Kernstadt.

Sie widerspricht der Darstellung des Stadtmarketingvereins-Vorsitzenden Christopher Haep, der gesagt hatte, dass 90 Prozent der von ihm befragten Geschäftsleute für die Fußgängerzone seien. „Diese Behauptung ist falsch“, heißt es in einem von Reinhold Nelles und Hubert Roth unterzeichneten Schreiben der IG, der laut Selbstbeschreibung 20 Betriebe und Freiberufler sowie mehr als 60 Anwohner der betroffenen Straßen angehören, um gegen die geplante Fußgängerzone zu protestieren.

„Auch einige Betreiber von Outlet-Läden haben ihr Unverständnis geäußert, dürfen jedoch aufgrund von Anweisungen ihrer Zentrale selbst nicht Mitglied der IG Kernstadt werden“, schreiben Nelles und Roth.

Manager des City-Outlets: „Unsere Besucher sollen sich sicher bewegen können“

„Davon habe ich noch nie gehört“, sagt Matthias Dürr, Retail-Manager des City-Outlets, der ein Verbot durch das Outlet selbst ausschließt. „Es handelt sich dabei eventuell um private Meinungen von Angestellten, aber nicht um die Meinung der Unternehmen. Mir ist nicht bekannt, dass ein Outlet-Geschäft gegen die Fußgängerzone ist“, sagt Dürr. Das Outlet selbst sei für die Einrichtung einer Fußgängerzone, „alleine deshalb, damit sich unsere Besucher sicher bewegen können“, so Dürr. Die IG Kernstadt sieht in dem Vorgehen des Stadtmarketingvereins „einen Alleingang des Vorsitzenden bzw. des Vorstandes“.

Mit den Mitgliedern sei das Thema Fußgängerzone weder in einer Mitgliederversammlung noch in einer sonstigen Veranstaltung besprochen worden. Dem widerspricht Christopher Haep nicht. „Das war eine Entscheidung des Vorstandes“, sagt er. Er wiederholt aber, dass der Stadtmarketingverein, dem 140 Mitglieder angehören, darunter auch solche von außerhalb der geplanten Fußgängerzone, mit dem Citymanagement rund 30 Unternehmen entlang der gesamten geplanten Fußgängerzone angesprochen habe und nur eines teilweise dagegen gewesen sei. „Ein Unternehmen lehnt die Fußgängerzone in der Marktstraße ab“, präzisiert Haep.

Die IG Kernstadt ist dafür, dass die Lebensqualität in der Kernstadt erhalten bleibt. „Dazu gehört allerdings auch, dass den dort angesiedelten Geschäften nicht die wirtschaftliche Grundlage entzogen wird.“ Deshalb sei es ausreichend, wenn Orchheimer Straße, Salzmarkt und Marktstraße eine verkehrsberuhigte Zone blieben. Als Kompromiss könne das Orchheimer Tor ab 14 Uhr für den Autoverkehr außer von Anwohnern und Gewerbetreibenden gesperrt werden.

Die Info-Veranstaltung der Stadt am Donnerstag vor zwei Wochen habe gezeigt, „dass auch die dort anwesenden betroffenen Anwohner mit der geplanten Regelung ganz überwiegend nicht einverstanden sind“. Eine Fußgängerzone würde die Altstadt von Bad Münstereifel zerschneiden. Viele Eigentümer und Mieter könnten ihre Häuser und Wohnungen nur noch „unter schwierigsten Bedingungen über völlig ungeeignete Zuwegungen mit Fahrzeugen erreichen. Diese Situation halten wir für völlig unzumutbar“.

Die vom Stadtmarketingverein angeführten Studien hätten nichts mit der Realität zu tun. Im ländlichen Raum seien die Bewohner mangels ausreichendem ÖPNV auf ihr Auto angewiesen. Auch die Besucher der Outlet-Geschäfte kämen überwiegend mit dem Pkw nach Bad Münstereifel. „Nach unserer Einschätzung ist zu befürchten, dass Betriebe die Kernstadt verlassen werden, wenn sie von älteren Kunden und behinderten Menschen nicht mehr erreicht werden können“, so die IG, die sich fragt, ob der Stadtmarketingverein sich mit der einseitigen Stellungnahme einen Gefallen getan habe, „oder ob stattdessen damit zu rechnen ist, dass die betroffenen Gewerbetreibenden und Betriebsinhaber den Verein verlassen werden. Nach unserer Information haben bereits einige Betriebsinhaber die Kündigung ihrer Mitgliedschaft angekündigt bzw. auch schon ausgesprochen“.

Hierzu erklärt Christopher Haep, dass bisher ein Mitglied ausgetreten sei: IG-Kernstadt-Mitglied Reinhold Nelles. Die IG hatte nach der Bürgerinfoveranstaltung auch ein Schreiben an die Stadt und die Fraktionen versendet. Unterzeichnet ist es erneut von Nelles und Roth, als Absender werden zudem Andrea Berkmüller, Vanessa Franz, Herbert Schmitz, Daniel Wirz, Anne Koslowski, Michael Erken und Sabine Vogelsberg genannt. Darin schreibt die IG, dass die Interessen der Anwohner und Gewerbetreibenden/Freiberufler innerhalb des Mauerrings nicht ausreichend berücksichtigt würden.

Eine Fußgängerzone wird auch deshalb abgelehnt, weil Konflikte zwischen Anwohnern und Besuchern programmiert seien und die Ausweisregelung für den Autoverkehr in der Fußgängerzone rechtlich problematisch sei. Die IG möchte auch Parkmöglichkeiten für Anwohner in der Marktstraße und am St.-Michael-Gymnasium einrichten: von 9 bis 18 Uhr als Kurzzeitparkplätze für eine Dauer von maximal einer Stunde, nach 18 Uhr für Anwohner ohne Stellplätze.

Die IG Kernstadt schlägt außerdem die Anschaffung einer elektrischen Bimmelbahn vor, die Besucher vom Parkplatz im Goldenen Tal quer durch die Stadt bis zum Bahnhof und zurück transportieren solle. „Diese könnte auch für Stadtrundfahrten genutzt werden. Das wäre eine Möglichkeit, die Kunden kostengünstig in die Stadt und zurückzutransportieren.“