StadtratBürger verärgert über Abholzen im alten Kurpark in Bad Münstereifel
Bad Münstereifel – Ob das vielleicht halbe Dutzend Bürger, das in der jüngsten Sitzung des Stadtrates die Baumfällungsmaßnahmen im Kurparkwäldchen kritisierte, zufrieden nach Hause gegangen ist, darf bezweifelt werden. Denn auch nach den Erklärungen durch die Stadt und der anschließenden Diskussion durch die Politik hatten die Bürger noch Redebedarf und zeigten dies auch durch erhobene Finger an.
Doch zu Wort kamen sie nicht noch einmal. Denn dazu hätten die Regeln, die den Ablauf einer Sitzung bestimmen, außer Kraft gesetzt werden müssen – zum zweiten Mal.
Bürger verärgert über Abholzen von Bäumen im Kurpark
Zuvor gab es bereits Einwürfe: Die Bürger forderten Ehrlichkeit vom Rat. Die Politiker mussten sich auch den Vorwurf anhören, Entscheidungen im stillen Kämmerlein getroffen zu haben. Thilo Waasem (SPD) stellte schließlich den Antrag, dass die Geschäftsordnung außer Kraft gesetzt werden solle, damit die Bürger sich äußern können.
Davon machte eine Bürgerin, die namentlich nicht genannt werden will, Gebrauch. Sie äußerte einige Vorwürfe: In dem früheren Kurpark sei ein Dschungel entstanden, seit 30 Jahren habe die Stadt nicht wirklich eingegriffen – und so sei aus einem Kulturdenkmal ein Naturdenkmal geworden.
Die jetzt durchgeführte Maßnahme sei „dringend notwendig“ gewesen, aber nicht in dem erfolgten Umfang, denn es seien auch gesunde Bäume gefällt worden. Von der Stadt wollte sie wissen, wie das Pflegekonzept in Zukunft aussieht – und warum die Bürger in die Entscheidungsfindung nicht mit einbezogen wurden.
Erst Beschluss, dann Petition
Doch was war überhaupt passiert? Anfang Oktober hatte ein Unternehmen im Auftrag der Stadt 125 Bäume im Kurparkwäldchen, wie der alte Kurpark genannt wird, gefällt. Beschlossen wurde das vier Monate zuvor vom Stadtentwicklungsausschuss – einstimmig. Die Begründung: Aus dem Wäldchen, das seit zwei Jahren für die Öffentlichkeit gesperrt war, soll wieder ein Park gemacht werden – schließlich stehe der alte Kurpark unter Denkmalschutz.
Aus Gründen der Verkehrssicherheit mussten aber Bäume gefällt werden. Ende September gaben Bürger bei der Stadt eine Petition für den Erhalt des Kurparkwäldchens ab. 470 Menschen hatten sie unterzeichnet. Weil die Arbeiten ein paar Tage später doch stattfanden, gab es Protestaktionen. Soweit der aktuelle Stand.
Eines kann man der Stadt nach der Ratssitzung von Dienstag nicht vorwerfen: Dass sie nicht alles getan hat, um die Bürger während der Sitzung zu informieren. Erst gab Bürgermeisterin Sabine Preiser-Marian ein langes Statement ab.
Im Anschluss erläuterte Förster Stefan Lott, warum die Maßnahme nötig war. Bauhof-Chef Peter Lanzerath erklärte kurz, was für Ad-hoc-Maßnahmen nun zur Ertüchtigung des Parks erfolgen sollen. Und Stadtplanerin Carmen Haltenhof äußerte sich zum Vorwurf, dass der Park respektive benachbarte Flächen als Bauland vorgesehen seien.
Umfangreiche Maßnahme
„Wir wollen den Park der Öffentlichkeit zur Verfügung stellen“, so Preiser-Marian. Deshalb haben ein Baumkontrolleur, ein Diplom-Forstwirt, eine Planungskommission, der LVR und die Politik eine Auswahl von Bäumen getroffen, die gefällt werden müssen. Zuletzt sei vor drei Jahren die Verkehrssicherungspflicht hergestellt worden, so die Bürgermeisterin weiter. Deshalb sei die Maßnahme nun umfangreicher ausgefallen.
Stefan Lott listete zahlreiche Krankheiten auf, die die Bäume befallen hätten, darunter auch solche, die gesund aussähen, weil sie lediglich Rindenblessuren in sechs Metern Höhe hätten. „Ein geschultes Auge sieht das sofort, ein Laie vielleicht nicht“, so Lott. Unterstützung bekam er von Kerstin Oerter (Grüne): „Auch wir haben die Maßnahme mitgetragen, weil sie notwendig war.“
Man habe sie sich allerdings etwas schonender vorgestellt. Als Biologin sei ihr bei dem Wäldchen das Herz aufgegangen, aber sie sehe auch die Gefahr für den Menschen. Der Kurpark „war und ist ein Kleinod“, so Oerter. „Als Nicht-Experte muss ich darauf vertrauen, dass Stefan Lott und sein Team über die nötige Expertise verfügen“, stärkte auch Thilo Waasem dem Forstamt den Rücken.
Bauhof ist zuständig
Dabei ist für den Erhalt des Parks eigentlich der Bauhof zuständig, weil es sich schließlich nicht um ein offizielles Wäldchen handelt. Peter Lanzerath beschrieb, dass ein Fußweg als Rundweg durch den Park führen soll. Hinzu kommt ein naturbelassener Fußweg mitten hindurch. Diese Wege müssten nun wieder hergerichtet werden. Das gilt auch für die Treppen, an die – ebenfalls aus Gründen der Verkehrssicherung – Handläufe angebracht werden müssen. Stolperfallen müssten beseitigt, Freiflächen eingesät werden. „Wir müssen den Kurpark begehbar machen, denn sonst darf niemand rein“, so Lanzerath.
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Keinesfalls seien die Baumfällungen erfolgt, um Platz für Baumaßnahmen zu schaffen, sagte Carmen Haltenhof. „Wir wollen den Kurpark, ein Denkmal, wiederherstellen“, so die Amtsleiterin. Es werde sich also auch in Zukunft noch einiges tun. Schon im Stadtentwicklungsausschuss am 9. November soll die Politik sich mit den Thema befassen, wie es im Kurpark weitergeht. Peter Schallenberg (Grüne) regte einen Infospaziergang im Frühjahr an.