Bad Münstereifel – Die Flutkatastrophe hat in Bad Münstereifel nicht nur Gebäude und Straßen stark beschädigt. Auch die Natur wurde durch das Ereignis verändert. Bäche, die selbst für Zerstörung gesorgt haben, wurden breiter oder suchten sich ihren alten Verlauf. Auch Teiche wurden in Mitleidenschaft gezogen.
Dies gilt unter anderem für die Landschaftsfläche im Schleidpark, also dort, wo sich die Teiche befinden und der Schleidbach verläuft. Ein grobes Konzept, wie dieses Areal ökologisch umgestaltet werden kann, stellte Carmen Manderfeld von den Gewässer-Experten nun im Bau- und Feuerwehrausschuss vor.
Population der wandernden Amphibien ist von regionaler Bedeutung
Drei Faktoren galt es zu berücksichtigen: die Renaturierung des Schleidbaches im Sinne der Wasserrahmenrichtlinie, die Schaffung eines Hochwasserrückhalts zum Schutz des Friedhofs und die Einbeziehung der großen, regional bedeutsamen, wandernden Amphibienpopulation.
Manderfeld skizzierte vier Varianten: Man belässt alles so, wie es ist, man stellt den Zustand vor dem Hochwasser wieder her, man gestaltet den Schleidbach moderat um, oder es erfolgt eine umfassende nachhaltige Umgestaltung, wobei sie Letzteres bevorzugt, da dabei Retentionsflächen durch Dämme und Wälle entstehen.
Der Schleidbach würde naturnäher, länger und teilweise breiter
Der Schleidbach würde neu trassiert und dadurch naturnäher und länger sowie in einem Bereich breiter. Zum Schutz der Amphibien sollen mehrere Teiche und Feuchtgebiete sowie eine Amphibienschutzanlage an der Landesstraße angelegt werden. Außerdem ist bei dieser Variante der Schutz des Friedhofs am besten gewährleistet.
Die Kosten für die empfohlene Variante belaufen sich auf knapp 1,05 Millionen Euro. Allerdings gibt es, wenn der Antrag bis 15. Oktober gestellt wird, eine 85-prozentige Bundesförderung im Projekt „Anpassung urbaner Räume an den Klimawandel“. Deshalb ist Eile geboten.
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Den Mitgliedern des Bauausschusses, die den Vortrag im Vorfeld nicht sehen konnten, ging das dann aber doch zu schnell, denn interfraktionelle Beratungen waren so nicht möglich. „Wir sollten die Entscheidung nicht übers Knie brechen“, sagte Bernhard Ohlert (CDU). Und auch wenn Kerstin Oerter (Grüne) von einer Win-win-win-Situation sprach und man die Chance nutzen sollte, wenn 85 Prozent der Kosten gefördert werden, stimmte der Ausschuss auf Antrag der CDU – gegen die Stimmen der UWV-Fraktion – einer Vertagung in den Rat zu, dem man gleichzeitig das größte Maßnahmenpaket empfahl.
Für Jörg Hartmann (UWV) war es unverständlich, jetzt „mittendrin“ schon etwas für den Hochwasserschutz zu tun, obwohl an den Randbereichen ebenfalls Maßnahmen dringend erforderlich seien. Manderfeld stimmte zu, dass die Umgestaltung im Schleidpark nicht ausreiche. Für die Schaffung weiterer Retentionsflächen sei aber ein interkommunales Hochwasserschutzkonzept verantwortlich.
Bad Münstereifeler wollen auch besseren Schutz für den Friedhof
Auch Günter Kirchner (FDP) zeigte Unverständnis. Denn gerade für die Überschwemmung des Friedhofs hat er den viel zu kleinen Durchlass unter der Schleidtalstraße als Hauptproblem ausgemacht. „Die Bevölkerung erwartet eine Lösung für den Friedhof. Es ist den Bürgern schwer verständlich zu machen, dass diese Schwachstelle jetzt vernachlässig wird“, so Kirchner.
Die Brücke ist laut Carmen Manderfeld aber ein Fall für den Landesbetrieb Straßen.NRW, der das Bauwerk erneuern muss. Vorgaben über die Dimensionen eines hundertjährlichen Hochwasser fehlen aber noch.