Einen beeindruckendem musikalischen Aufruf zum Frieden boten Vokalensemble und Orchester in der Jesuitenkirche in Bad Münstereifel.
KonzertVokalensemble bot in Bad Münstereifel alte Stücke von ungeahnter Aktualität
Die Sängerinnen und Sänger des Bad Münstereifeler Vokalensembles hatten kaum das erste Musikstück begonnen, da warfen sich die Konzertbesucher in der vollbesetzten Jesuitenkirche bereits vielsagende Blicke zu. „Wie liegt die Stadt so wüst, die voll Volks war“, lautete die erste Zeile des von Rudolf Mauersberger verfassten Stückes, das der Chor zum Auftakt vortrug.
Obwohl der 1971 verstorbene Chorleiter und Komponist diesen Satz damals als Reaktion auf die Zerstörungen des Zweiten Weltkrieges bezogen hatte, fühlten sich die Anwesenden an die Schreckensbilder der Hochwasserkatastrophe vor drei Jahren erinnert. Auch auf diese Situation 2021 trafen die Worte von einer Stadt „von der man sagt, sie sei die Allerschönste“, die plötzlich Opfer der Verwüstung wurde, in der Tat exakt zu. „Die Texte unseres Konzertabends sind zum Teil viele Jahrhunderte alt“, erklärte Chorleiter Andreas Schramek: „Die Sprache ist zwar längst nicht mehr aktuell, aber die Inhalte sind es bis heute.“ Ein Umstand, der die vorgetragenen Stücke für die Konzertbesucher zusätzlich auf eine neue Art erlebbar machte.
Nach nur einer gemeinsamen Probe musste alles passen
Unterstützung erhielt der Chor durch ein vielköpfiges Orchester aus Düsseldorf, mit dem man in den vergangenen Jahren bereits zweimal zusammengearbeitet hat. „Man merkt den Musikerinnen und Musikern ihre Spielfreude an, und diese Stimmung passte vom ersten Augenblick perfekt zu unserem Chor“, freute sich Andreas Schramek: „Wir hatten für den heutigen Abend nur eine einzige gemeinsame Probe, bei der dann auf Anhieb alles klappen musste, und tatsächlich haben Sänger und Musiker von Beginn an wunderbar harmoniert.“
Dieses harmonische Zusammenspiel war deutlich spürbar. Trotz der aufwendigen Stücke mit nicht weniger anspruchsvollen Texten wie Felix Mendelssohn Bartholdys „Wie der Hirsch schreit“ oder dem für das Konzert namensgebenden „Lobgesang“ aus gleicher Feder bot sich dem Publikum eine professionell vorgetragene Show. Eine Konzertbesucherin schwärmte: „Es ist immer wieder erstaunlich, was die Musiker, der Chor und auch die Solisten hier auf die Beine stellen.“
Die Musik zeigt in Bad Münstereifel Wege zu Frieden und Gerechtigkeit
Bei Letztgenannten handelte es sich um Sopranistin Linda Hergarten, Mezzosopranistin Alicia Grünwald und Tenor Javier Alonso, die eine beeindruckende Ergänzung zu den Ensembles bildeten. „Wir spielen schon zum dritten Mal mit dem Orchester und den Solisten zusammen, dürfen also ab dem heutigen Tag von einer Tradition sprechen“, scherzte Theo Strauch, der mit erklärenden Worten zu den einzelnen Stücken durch den Abend führte: „Die Werke, die zum Genre der geistlichen Musik zählen, haben heute auch eine gesellschaftliche und politische Bedeutung. Sie sind ein Aufruf, mit Krieg, Gewalt und Diktaturen aufzuhören und stattdessen Demokratie und Frieden zu leben.“
Ein Aufruf, der auch mit Blick auf den Angriffskrieg Russlands in der Ukraine und den Krieg in Nahost ausgewählt wurde. „Sowohl die kurze Trauermotette als auch die beiden Werke Mendelssohn Bartholdys sprechen den Menschen direkt an und verweisen durch Melodie und Text auf die unterschiedlichen Schicksale des Lebens“, so Schramek. „Sie weisen aber auch Wege auf, wie Gerechtigkeit, Frieden und zuletzt auch Sinn gefunden werden können.“ Diesen Wunsch wolle man aufgreifen und die emotionale Tiefe sowohl instrumental als auch vokal zum Ausdruck bringen.
Tief bewegt von der Vorstellung bewiesen die Reaktionen des Publikums, dass Chor und Musiker dieses Ziel erreichen konnten. Dafür wurden sie mit begeistertem Applaus belohnt.