Das Landesjugendorchester gastierte auf der Burg in Zülpich-Langendorf. Das Programm war ein rauschendes Fest für Musikfreunde.
LandesjugendorchesterKonzert mit Höhen und Tiefen in der Remise von Burg Langendorf
Das Landesjugendorchester Nordrhein-Westfalen gehört auf Burg Langendorf schon fast zur Familie. Seit vielen Jahren ist es Stammgast in der Reihe „Konzerte in der Remise“ und sorgt immer für ein volles Haus. Das Publikum liebte die jungen, unverbrauchten Musiker, die unter der Leitung von Chefdirigent Sebastian Tewinkel künstlerische Höchstleitungen vollbrachten.
Eine knappe, informative Moderation verbesserte bislang auf dezente Weise das Musikverständnis. Diesmal griff Daniel Finkernagel zum Mikrofon, und der Abend bekam eine völlig andere Note. Der rote Faden war die Verabschiedung von Rita Menke, langjährige Leiterin des Betreuerteams.
Einige Konzertbesucher in der Langendorfer Remise waren irritiert
In epischer Breite wurde der Werdegang Menkes als Rahmenhandlung für die Werke von Edvard Grieg und Nikolaj Rimski-Korsakow erzählt. Finkernagel, der als Berater und Format-Entwickler für Orchester, Ensembles, Stiftungen und Festivals tätig ist, trat als eine Mischung aus Showmaster und Märchenonkel auf und scheute sich nicht, im zweiten Teil des Konzerts sogar in die laufende Musik hineinzusprechen.
Erstaunlicherweise machte Sebastian Tewinkel dies mit und berichtete von einer Fußreflexzonenmassage, die Rita Menke ihm angedeihen ließ. Dann ging es weiter im Programm. Solche Geschichten wären wohl eher etwas für eine interne Abschiedsfeier gewesen. Einige treue Langendorfer Konzertbesucher fanden es ziemlich unpassend.
Ein Vollbad in erhabenem Naturschauspiel
Zur Musik: Das Programm war ein rauschendes Fest für Freunde programmatischer Tondichtung. Mit den beiden Peer-Gynt-Suiten von Edvard Grieg, op. 23, ging es los. Griegs Schauspielmusik zu Henrik Ibsens Gedicht entstand 1874 bis 1876 auf Wunsch des Dichters. Später stellte der Komponist einige der wirkungsvollsten Nummern in zwei Suiten mit je vier Sätzen zusammen.
Die berühmte „Morgenstimmung“ ließ das Publikum schwelgen, ein Vollbad in erhabenem Naturschauspiel. Gedämpft wurde „Ases Tod“ vertont. Peer Gynt begleitet das Sterben seiner Mutter Ase, indem er ihr Geschichten erzählt und sie glücklich lächelnd diese Welt verlässt. Liebevoll und aufmerksam interpretierte das Orchester diesen rührenden Satz.
In den kommenden Sätzen wurden die Musikerinnen und Musiker zunehmend ungenau. Vielleicht lag es an den ständigen Unterbrechungen durch die Moderation, dass sie nicht so richtig ins Stück zu kommen schienen. Sie entfalteten die Stücke mit maximalem Einsatz bezüglich Tempo und Volumen, allerdings hat man das Orchester schon erheblich präziser gehört.
Qualität steigerte sich im zweiten Teil
Im zweiten Konzertteil steigerte sich die Qualität aber doch. „Scheherazade“, eine sinfonische Dichtung von Nikolaj Rimski-Korsakow aus dem Jahr 1888, fesselte sowohl das Publikum als auch die Musiker. Die Geschichte beruht auf der Erzählung „Tausendundeine Nacht“.
Der Komponist verband eine farbenprächtige Besetzung mit orientalischen Anklängen, die in der russischen Musik gerne Bestandteil sind. Hier wurde an nichts gespart. Die Instrumentation war üppig: kraftvolle Harfen-Arpeggien, glanzvolle Holzbläser, warm klingendes Blech sowie eine Vielzahl an Percussioninstrumenten fächerten die Romantik des Werks weit auf.
Hier tat sich der Konzertmeister Raphael Gisbertz ganz besonders hervor. Der 15-jährige Geigenvirtuose spielte die Soloparts und zog große Bewunderung auf sich. Die Zuhörer waren fasziniert von seiner präzisen Intonation in halsbrecherisch hohen Lagen, rasend schnellen Akkordbrechungen und seinem innigen Ausdruck.
Die Streicher begeisterten insgesamt mit raffinierten Bogentechniken, die sie souverän beherrschten. Das Orchester arbeitete die wechselhaften Stimmungen heraus und ließ das große Werk wirkungsvoll erstrahlen. Als Zugabe sang das Orchester Segenswünsche für Rita Menke. Nun gehen die „Konzerte in der Remise“ in die Winterpause.