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Hohe FlutschädenZwei Drittel aller Denkmäler in Bad Münstereifel beschädigt

Lesezeit 4 Minuten
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Die zerstörte Innenstadt von Bad Münstereifel. (Archivfoto vom März 2022)

Bad Münstereifel – Seit der Flutkatastrophe ist schon viel passiert: Es wird gepflastert, die Erftmauer wird erneuert und die betroffenen Häuser nach und nach saniert. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz (DSD) wollte sich daher mal ein Bild von den Baufortschritten in und an den Denkmälern im Städtchen machen.

Auf Einladung von Kreis-SPD-Chef Thilo Waasem waren Steffen Skudelny, Vorstand der DSD, und Thomas Mertz nach Bad Münstereifel gekommen. Zunächst fand ein Gespräch im Rathaus mit Bürgermeisterin Sabine Preiser-Marian statt, im Anschluss folgte ein Stadtrundgang.

17 Millionen Euro Schaden alleine am Rathaus

Die Stadt Bad Münstereifel hat laut Preiser-Marian rund 380 Denkmäler. „Davon sind 65 Prozent betroffen“, so die Bürgermeisterin. Einen Schaden in Höhe von 17 Millionen Euro hat ihren Angabe zufolge die Flut allein im Rathaus verursacht – Untergeschoss samt Archiv und Erdgeschoss sind betroffen. Insgesamt belaufe sich der Schaden für die Stadt aber auf 177 Millionen Euro – inklusive Straßen, Brücken und vielem mehr, so die Verwaltungschefin.

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Das Apotheken-Museum an der Wertherstraße wurde durch die Flut stark beschädigt.

Auch für Skudelny sei die Zerstörung in der Stadt extrem erschütternd gewesen. Mit einem Fluthilfe-Programm konnte die DSD nach der Katastrophe schnell Unterstützung leisten. „Wir haben die Einstiegshürde flach gehalten, so haben wir direkt mehrere 100 000 Euro auszahlen können“, sagte Skudelny, der dem Vorstand der Stiftung angehört.

Historische Bauten erwiesen sich als widerstandsfähig

Allein schon beim Wort „Denkmal“ denkt der eine oder andere sicherlich an einen Mehraufwand oder Schwierigkeiten bei der Restaurierung. Das ist dem Fachmann der Stiftung zufolge jedoch nicht der Fall: „Wir haben festgestellt, dass historische Techniken deutlich belastbarer und besser instand zu setzen sind“, sagte Skudelny.

In der historischen Kernstadt liegt aber noch eine Besonderheit anderer Art vor. „Das Denkmal ist hier ein Alleinstellungsmerkmal“, sagte der Vorstand der Deutschen Stiftung Denkmalschutz. Abriss sei dabei die schlimmste Lösung, und man habe schon einiges retten können. „Das Kleid auszuziehen und den Körper zu restaurieren, ist besser als zu verbrettern und zu vergipsen“, so Skudelny. Für ihn gehe es auch um Qualität.

Münstereifeler setzen auf Qualität und Nachhaltigkeit

Und genau auf diese Qualität und auf Nachhaltigkeit wolle man beim Wiederaufbau setzen, sagte Oliver Zahn, bei der Stadt Bad Münstereifel für Denkmäler zuständig.

Auch der Klimaschutz ist in Bad Münstereifel ein Thema. Im Zuge dessen wird laut Bürgermeisterin über Photovoltaik auf den Dächern diskutiert. „Es ist aber eine Gratwanderung für eine historische Innenstadt“, sagte Preiser-Marian. „Photovoltaik ist ein großes Thema“, stimmte Skudelny zu. Hier gebe es aber noch ein anderes Problem: Im Denkmalschutzgesetz werde Solarenergie berücksichtigt, in der Bauordnung jedoch nicht.

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In Mitleidenschaft gezogen wurde auch das Wohnhaus von Rolf Kesehage (l.) am Entenmarkt, hier mit Steffen Skudelny von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz.

„Zwei Prozent der Gebäude in Deutschland sind Denkmäler“ sagte Carmen Haltenhof, im Rathaus für Stadtentwicklung und -planung zuständig. „Muss da wirklich Photovoltaik drauf?“ Das von Fachwerk und Stadtmauer dominierte Erscheinungsbild sei prägend für die historische Kleinstadt. „Diese Einzigartigkeit wollen wir erhalten“, meinte denn auch Bürgermeisterin Preiser-Marian.

Mauerring hat in der Flutnacht als Schutz gewirkt

Eine besondere Rolle hat während der Flut der Mauerring gespielt. „Die Stadtmauer hat uns vor dem Schlimmsten bewahrt“, sagte die Bad Münstereifeler Bürgermeisterin. „Und die Stabilität der alten Gebäude“, fügte Oliver Zahn hinzu.

Nach einem Austausch im Rathaus folgte der Stadtrundgang. Dabei wurden besonders das Apothekenmuseum an der Wertherstraße und eine Häuserzeile am Entenmarkt begutachtet. Auch das Haus von Rolf Kesehage wurde stark beschädigt. „Da konnte ich von innen in die Erft reingucken“, sagte der Bad Münstereifeler.

Die historische Haustür wird nachgebaut

An einen Moment, in dem er aufatmen konnte, erinnert er sich noch gut zurück: „Da stand ein 40-Tonner-Lkw vor der Tür, und der brachte Baumaterialien“, so Kesehage, „das war ein tolles Gefühl.“ Besonders in Erinnerung seien ihm auch die jungen Leute geblieben, die mit angepackt haben.

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Auch die sogenannten Jugendbauhütten, ein Projekt der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, haben ihren Teil zum Wiederaufbau beigetragen. Bei Rolf Kesehage haben sie sichtbar an der Fassade gearbeitet. Aber auch direkt nebenan ist ein besonderes Projekt der Jugendbauhütten in Arbeit: eine Replik einer historischen Haustür, die in der Flut weggespült wurde und danach unauffindbar war. So hat die Stiftung ihren Teil an den Denkmälern beitragen. Besonders für die unbürokratischen Förderanträge seien viele sehr dankbar gewesen, sagte Oliver Zahn.