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Wiederaufbau schreitet voranArbeiten in Bad Münstereifel liegen im Zeitplan

Lesezeit 4 Minuten

Am Salzmarkt wird momentan gepflastert. Mit drei Kolonnen wuseln die Straßenbaufirmen durch die Stadt.

Bad Münstereifel – Wer will fleißige Handwerker seh’n, der muss in die Kurstadt geh’n. In Bad Münstereifel läuft der Wiederaufbau mit Volldampf. Bauarbeiter, wohin man sieht: auf den Straßen, in den Privathäusern und in den Geschäften. Denn das Zieldatum, der 30. Juni, rückt mit großen Schritten näher. Aber die Verantwortlichen bei der Stadt und auch beim City Outlet sind guter Dinge.

Die Stadt

Die Lenkungsgruppe Wiederaufbau unter Federführung des Citymanagements muss das große Ganze im Blick behalten. Die Pflasterarbeiten schreiten gut voran: Der erste Bauabschnitt am Werther Platz wird verfugt, am Salzmarkt wird gepflastert, die Orchheimer Straße wird vorbereitet. Aktuell arbeiten drei Kolonnen gleichzeitig. Parallel werden am Entenmarkt Versorgungsleitungen verlegt. Sehr eng wird es mit der Erneuerung der großen Brücke vor dem St.-Michael-Gymnasium. Mit den etwa fünf- bis sechswöchigen Arbeiten kann erst in drei Wochen begonnen werden, wenn der Beton auf der Heinz-Küpper-Brücke getrocknet und diese wieder nutzbar ist.

Ab Anfang Mai heißt es außerdem bis Ende Juni „Bürgermeisterin vor Ort“. Sabine Preiser-Marian sowie interne und externe Fachleute kommen zu sieben Workshops auch in die Dörfer. Dort geht es primär um den Wiederaufbau der Gewässer. „Wir wollen als Stadt abklären, ob wir alles richtig gedacht haben“, sagt Preiser-Marian. Ende Mai soll in Bad Münstereifel auch ein Hochwasserschutzsystem präsentiert werden.

Die Erftbrücke an der Fibergasse wird saniert.

Die Arbeiten an den Erftmauern sind in der Kernstadt fast abgeschlossen. In Iversheim ist ein Unternehmen beauftragt, der Aufbau in Arloff wird geplant. Aktuell ist die Straße wegen der Provisorien an Bachstraße und Erlenhecke schmaler. Die Stadt wird beim Maueraufbau in Vorleistung treten, denn für die Mauern bis Straßenniveau ist der Erftverband zuständig. „Wir kümmern uns aber darum“, sagt Preiser-Marian.

Der Wiederaufbauplan mit einem Volumen von 177 Millionen Euro ist bei der Bezirksregierung eingereicht. Noch im April rechnet die Stadt mit der Bewilligung.

Privatleute und Unternehmen können noch bis Juni 2023 Anträge für Wiederaufbauhilfen einreichen. Bislang sind aus dem Stadtgebiet 647 private Anträge mit einem Volumen von 26,9 Millionen Euro gestellt worden, von denen bislang 635 bewilligt sind. Gewerbliche Anträge gibt es derzeit neun mit einem Volumen von neun Millionen Euro, von denen fünf noch in Bearbeitung sind. „Kommen Sie in Härtefällen zu uns, wir versuchen zu vermitteln“, sagt Preiser-Marian.

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Kämmerer Kurt Reidenbach ergänzt, dass die Stadt immer wieder von Bürgern aufgefordert werde, angeschwemmte Gegenstände, etwa Geröll, von Privatgrundstücken zu entfernen. Diese Entsorgung muss allerdings von den Anwohnern selbst geregelt werden, das Geld erhalten sie aus dem Wiederaufbauhilfe-Fonds.

Vom 14. bis 17. Juli wird es einen Festakt in Verbindung mit der von den Schützen veranstalteten Kirmes und einigen Ausstellungen geben. Am 14. Juli, exakt ein Jahr nach der Flut, steht das Gedenken unter anderem mit einem ökumenischen Gottesdienst unter freiem Himmel und anschließender Zusammenkunft vor dem Rathaus im Mittelpunkt. Freitags wird die Kirmes eröffnet. Samstags gibt es ein von der Bürgerstiftung organisiertes Bühnenprogramm. Sonntags empfängt die Bürgermeisterin Hilfsorganisationen und Spender.

City Outlet

Das City Outlet plant eine „stille Öffnung“ zum 30. Juni. Noch geht Retailmanager Matthias Dürr davon aus, dass bis dahin alle Geschäfte eröffnen können, auch wenn es bei wenigen auch ein paar Tage später werden könnte. Eine große Wiedereröffnungsfeier mit den ortsansässigen Händlern und Gastronomen ist für den Spätsommer geplant.

Die Betreiber des City Outlet sind optimistisch, was die Eröffnung am 30. Juni angeht. In vielen Geschäften wird schon gefliest, wie hier bei Bugatti. Der Innenaufbau der Shops dauert etwa zwei Wochen.

Dürr spricht von einem Schaden in zweistelliger Millionenhöhe, der entstanden ist. Die Arbeiten schreiten gut voran. In den Geschäften am Sonnenhof werden schon Fliesen verlegt. Der Wiederaufbau erfolgt hochwassersicher. Direkt hinter den Schiebetüren sind außerdem Pumpschächte angebracht worden.

Steinsmühle

Am Samstag öffnet das Landgasthaus Steinsmühle seine Pforten wieder, am Montag kommen die ersten Hotelgäste. Eine Woche später wird dort die erste Hochzeit gefeiert. Im Restaurant soll es ab Juli losgehen. Dem Landgasthaus, das in der Idylle direkt an der Erft liegt, ist durch die Flut ein Millionenschaden entstanden. „Zum Glück hatte mein Vater eine Versicherung abgeschlossen“, berichtet Sabine Zinken. Sie hat die Geschäftsleitung von ihrer Mutter Anita Waasem übernommen, die während der Flut beinahe umgekommen wäre, hätte eine Mieterin nicht beherzt zugepackt.

Bis Samstag ist der Festsaal in der Steinsmühle komplett fertig. Die letzten Arbeiten sind in vollem Gange.

In den letzten neun Monaten ist eine Komplettsanierung vorgenommen worden, denn alles war zerstört: von Tischen und Stühlen über Theken und die Hotelrezeption bis hin zum Bechstein-Flügel im Festraum. Zwar ist nun alles neu, dennoch gibt Sabine Zinken ihre Gefühle darüber offen preis: „Es fühlt sich im Moment nicht wie mein Zuhause an.“ Die Zufahrt ist lange Zeit über den Sportplatz erfolgt, bis die zerstörte Brücke über die Erft vor dem Landgasthaus saniert war.

Im Pavillon vor dem Landgasthaus sollen freie Trauungen stattfinden. Beantragt ist die Zulassung als Außenstelle des Standesamtes.

Einen Wunsch hat sich Sabine Zinken aber erfüllen können – und das stimmt sie positiv: Dort, wo bisher der alte Pferdestall gestanden hat, der als Lager genutzt worden war, befindet sich nun ein Pavillon. „Dort wollen wir freie Trauungen anbieten“, sagt sie. Zusätzlich hat sie einen Antrag bei der Stadt gestellt, offizielle Außenstelle des Standesamtes zu werden.