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ErinnerungDorfgeschichten aus dem Bad Münstereifeler Höhengebiet auf 1200 Fotos

Lesezeit 4 Minuten
Ewald Schäfer mit dem Fotobuch und einer seiner alten, analogen Minolta-Kameras

Mit einer der analogen Minolta-Kameras hat Ewald Schäfer einige der im Buch verewigten Fotos aufgenommen.

Ewald Schäfer aus Gemünd hat für seinen Heimatort Hohn ein Stück Erinnerungskultur geschaffen. Aus seinem Fundus hat er 480 Fotos ausgewählt.

Ein halbes Jahrhundert und noch viel weiter geht der Blick zurück, den Ewald Schäfer aus Gemünd in seinem Fotobuch wirft, das er der Vereinsgemeinschaft in seinem Heimatort Hohn übereignet hat. Seit seiner frühen Jugend hat Schäfer das Leben in dem Bad Münstereifeler Ortsteil Hohn und dem Nachbarort Kolvenbach mit der Kamera dokumentiert und mit dem Buch ein Stück Heimatgeschichte zugänglich gemacht.

1959 ist Schäfer geboren. „Dorfkind und stolz darauf“, sagt er mit zufriedenem Lächeln. Die Kindheit sei typisch gewesen für die damalige Zeit: Vor allem sei er draußen unterwegs gewesen. Seine Familie sei schon lange in Hohn ansässig gewesen. Das alte Wohnhaus wurde allerdings aufgegeben. „Beim Hausbau habe ich mit meinem Bruder schon als kleiner Junge angepackt“, erzählt er. So haben sie etwa aus den Schalungsbrettern die Nägel herausgeholt und geradegeklopft. „Heute würden die einfach weggeworfen. Aber ich weiß nicht, wie oft die wiederverwendet wurden.“

Seit etwa 1974 hat Ewald Schäfer das Leben im Dorf dokumentiert

Ähnlich sei es mit dem Spielzeug gewesen. Das wurde sorgfältig gehütet und gepflegt, denn Neues habe es erst am nächsten Geburtstag oder zu Weihnachten gegeben. Alles andere hätten sich die Kinder selbst gebaut: Stelzen oder Seifenkisten.

Die Leidenschaft fürs Fotografieren habe sich früh entwickelt. Bereits zur Kommunion habe er einen Fotoapparat bekommen, den aber nur wenig genutzt. Richtig losgegangen sei es, als er mit 15 Jahren eine Minolta SR-T 100, eine Spiegelreflexkamera, bekommen habe. Von etwa 1974 an wurde alles dokumentiert: Kirmes, Sportfeste, der Junggesellenverein – das ganze Leben eines Jungen auf dem Lande. „Ich hatte immer die Kamera dabei, wenn es etwas zu fotografieren gab“, erinnert sich Schäfer. Die Filme wurden in einer Drogerie in Bad Münstereifel entwickelt. Weniger wurde es erst, als der Lebensmittelpunkt des jungen Ewald Schäfer sich von Hohn weg verlagerte.

Bei der Flut in Gemünd wurden Schäfers 30.000 Dias zerstört

Rund 1200 Bilder aus der Zeit waren erhalten, auf Negativen und Diafilm. Dazu waren im Laufe der Jahre noch viel mehr gekommen. Insgesamt 30.000 Dias hatte Schäfer in seinem Gartenschuppen am Haus an der Gemünder Bruchstraße gelagert, die sämtlich durch die Flut im Sommer 2021 zerstört wurden. „Gott sei Dank hatte ich die vorher bereits alle digitalisiert“, sagt er.

Ein Fotobuch liegt aufgeschlagen auf einem Tisch.

Auf rund 1200 Fotos ist die Ortsgeschichte von Hohn festgehalten. Viele davon hat Ewald Schäfer in den 1970er- und 1980er-Jahren selbst aufgenommen und nun zu einem Buch zusammengestellt.

Auf einer Seite in einem Buch sind alte Fotos zu sehen.

Mit Traktor und Zylinder fuhren die Hohner früher zum Fronleichnamsfest nach Nöthen.

Die Erinnerung zu bewahren ist Schäfer wichtig. „Die Geschichten müssen erzählt werden, sonst geht die Geschichte des Ortes verloren“, sagt er. Bereits sein 20. Fotobuch sei es, das nun die Hohner Geschichten in Bildern erzählt. Auslöser sei der Tod seines Jugendfreundes Klaus-Dieter May gewesen, den Schäfer rund 30 Jahre nicht mehr gesehen hatte. „Wir wollten uns immer noch einmal treffen, aber das hat dann nicht geklappt“, bedauert er den Verlust. Deshalb habe er das Fotobuch May gewidmet.

Doch auch Ereignisse aus Hohn, die vor der Geburt von Ewald Schäfer geschahen, sind in dem Buch enthalten. Denn er recherchierte bei den älteren Hohnern, fragte, ob sie nicht noch alte Fotos hätten. So wurde eine Vielzahl an weiteren Ereignissen festgehalten, wie zum Beispiel der Bau des Sportplatzes für den Sportverein Hohn/Eicherscheid, der heute nicht mehr existent ist.

480 Bilder sind auf 120 Seiten im Fotobuch zu sehen

Liebevoll hat Schäfer das Buch aufgearbeitet, mit Texten, Anmerkungen und vielen Erläuterungen versehen. 480 der insgesamt fast 1200 Fotos aus der damaligen Zeit sind darin auf 120 Seiten enthalten. Fast fünf Monate habe die Arbeit gedauert, so Schäfer. Nicht vergessen hat er Karten und Luftbilder, die die Lage der verschiedenen Örtlichkeiten verdeutlichen. Auch hat Schäfer sich die Mühe gemacht, die Haus- und Spitznamen der verschiedenen Personen in Hohn aufzuzeichnen. So war Familie Schäfer im Ort nur als „Schüll“ bekannt.

Im Rahmen eines Seniorennachmittags in Hohn hat Schäfer das fertige Buch an den Vorsitzenden des Bürgervereins Hohn/Kolvenbach übergeben, zufälligerweise ist das sein Bruder Heinz-Dieter Schäfer. Einen USB-Stick mit der kompletten Anzahl von genau 1178 Fotos erhielt Karl Hiltbrunner, der die historische Website über Hohn und Kolvenbach betreibt.

Auch wenn die Reaktion auf das Fotobuch groß gewesen ist, wird es zunächst einmal nicht in großer Auflage erhältlich sein. Grund ist der Preis: Ein Stück kostet 230 Euro in der Herstellung. Doch Schäfer plant, zumindest einige wenige Exemplare zu einem günstigeren Preis herzustellen, um die Hohner Erinnerungen vielen Menschen zugänglich zu machen.