Nöthener SpringprozessionSo sah die Alternative zur Pilgerfahrt nach Echternach aus
- Wegen der Corona-Pandemie ist in diesem Jahr die Echternacher Springprozession ausgefallen. Das war in den vergangenen rund 1000 Jahren – so weit reichen die Quellen dazu zurück – nur selten der Fall.
- Und das hat Mechernichs Pfarrer Erik Pühringer, selbst regelmäßig bei der Prozession in Echternach dabei, nicht ruhen lassen.
- Rund 50 Gläubige haben beim „Gebet mit den Füßen“ rund um die Pfarrkirche St. Willibrord mitgemacht.
Bad Münstereifel-Nöthen – Die Luft ist lau und der Himmel blau: So, wie es am Pfingstdienstag bei der traditionsreichen Echternacher Springprozession – seit 2010 immaterielles Unesco-Weltkulturerbe – oft ist, so war es auch in diesem Jahr. In Nöthen. Denn wegen der Corona-Pandemie musste die Echternacher Prozession ebenso wie die seit mehr als 150 Jahren stattfindende, zweieinhalbtägige Fußwallfahrt der Eifelpilger Prüm ins Sauertal, schon frühzeitig abgesagt werden.
Doch Mechernichs Pfarrer Erik Pühringer, zu dessen GdG auch Nöthen gehört, hatte eine Idee: „Wir wollen alternativ eine kleine Springprozession in Nöthen rund um die dortige Willibrordus-Pfarrkirche anbieten.“ Ein offensichtlicher Bezug: Willibrord (658-739), Bonifatius-Jünger und einer der „Eifelmissionare“, gründete in Echternach das dortige Bistum, ist in der Willibrordus-Basilika beigesetzt – und gilt als Begründer der Springprozession.
Also waren die Teilnehmer an der Nöthener Springprozession gebeten worden, wie in Echternach entweder ihre weißen Pilgertücher oder alternativ weiße Stofftücher mitzubringen. Man knotet die Enden zusammen, ein Ende nimmt der Nebenmann oder die Nebenfrau, zu fünft wird eine Springerreihe gebildet. Nebenbei bleibt so in Nöthen auch der Corona-Sicherheitsabstand von 1,5 Metern gewahrt.
Rund 50 Personen vor Ort
„Ich bin noch nie gesprungen, aber der Pfarrer zeigt mir schon, wie’s geht“, sagt Thomas Schiefer. Er wundert sich jedoch wie einige der rund 50 Nöthener Springer bei ihrer Premiere, dass es nicht zwei Schritte vor und einen zurück geht. Das sei ein sich leider hartnäckig haltender Irrtum, sagt Claude Fisch vom Willibrordus-Bauverein in Echternach schmunzelnd, der die dortige Springprozession organisiert.
Stattdessen lernt auch die siebenjährige Freyja Berners schnell an der Hand von Vater Lukas, „was mir meine Oma vorher gezeigt hat“. Und das heißt: „Wir springen, die Beine überkreuz, nur nach vorne und seitlich“, so Fisch. In der Echternacher Altstadt tun das am Pfingstdienstag nach einem frühmorgendlichen Hochamt um die 8000 Gläubige aus der Eifel, den Benelux-Ländern, aus Trier und dem Saarland. Die Runde dauert 45 Minuten und endet in der Krypta der Basilika vor dem Sarkophag des Eifelmissionars.
Musikverein konnte nicht kommen
„Bei uns geht es vor der heiligen Messe eben nur einmal um die Nöthener Kirche herum“, so Pühringer. Und dieses „Gebet mit den Füßen“ dauert auch nur fünf Minuten. Leider fehlt die begleitende Live-Musik des Musikvereins Nöthen. Der hat wegen der Kontaktbeschränkungen in der Corona-Krise keine Zeit gehabt, den „Marche de la procession dansante de L’Echternach“ zu proben.
Der Ohrwurm, Taktgeber und Springkommando in der Prozession, beruht auf dem alten Volkslied „Adam hatte sieben Söhne“ und wird während des Originals in Echternach von zahlreichen Musikvereinen oder in einer besonders schönen Fassung vom städtischen Violinen-Orchester gespielt. In Nöthen gibt’s stattdessen Musik von der CD.
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Ob er nach der Premiere, der Not geschuldet, für seine Echternach-Pilger eine Wiederholung plane, brauchte man Pühringer nicht zu fragen: Er hofft, dass es bei der einmaligen Durchführung bleibt und im kommenden Jahr wieder ein Bus der Springer von Mechernich nach Echternach fahren kann. Dann sind vielleicht auch Lukas und Freyja Berners erstmals mit dabei. Spaß gemacht hat den beiden die Premiere rund um ihre Pfarrkirche in Nöthen schon.