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Nach Corona-SchließungInternationale Kunstakademie Heimbach öffnet wieder

Lesezeit 5 Minuten

Zeigt stolz die Werke der Kursteilnehmer und Künstler in der Werkschau der Kunstakademie: Frank Günter Zehnder.

  1. Seit ihrer Eröffnung 2009 ist die Internationale Kunstakademie Heimbach Anlaufstelle für alle Menschen, die künstlerisch aktiv sein und sich weiterbilden wollen.
  2. Wegen der Corona-Krise musste auch die Akademie schließen, und die vielen Kurse in eine Zwangspause gehen.
  3. Jetzt sind die Türen aber wieder geöffnet.

Heimbach – Dass Prof. Dr. Frank Günter Zehnder Kunst liebt, ist ihm deutlich anzumerken, wenn er durch die Ausstellung der Internationalen Kunstakademie Heimbach führt. Fasziniert geht er von Bild zu Bild. „Wer Kunst macht, schafft immer wieder etwas total Neues“, sagt der 82-Jährige. Zehn Jahre leitet er nun schon die Akademie, die er als „Erfolgsgeschichte“ bezeichnet.

Kurz nachdem er den Posten als Direktor des Rheinischen Landesmuseum in Bonn abgegeben hatte und in Rente gegangen war, entstand die Idee, in Heimbach eine Kunstakademie aufzubauen. „Wir haben einfach mal überlegt, was man so machen kann“, berichtet Zehnder.

Öffnung nach Corona-Schließung

Wochenlang war auch die Kunstakademie aufgrund der Corona-Pandemie geschlossen. Für die Kursteilnehmer gab es in der Zeit ein digitales Angebot, berichtet Prof. Dr. Frank Günter Zehnder. Ein Künstler habe beispielsweise Tipps zum Skizzieren in der Natur gegeben und auch die Werkschauen hätten online stattgefunden. „Das Online-Angebot hat uns sehr gefordert“, sagt Zehnder.

Zu organisieren war einiges für den Zeitpunkt, an dem die Akademie wieder aufmachen kann. Dies ist am heutigen Dienstag, 2. Juni, der Fall. Noch bis zum 14. Juni ist die aktuelle Werkschau zu sehen.

Die ausgefallenen Kurse sollen später im Jahr nachgeholt werden, das werde derzeit mit Künstlern und Teilnehmern koordiniert. Die Kunstakademie für junge Leute, die bisher immer im Sommer stattgefunden hat, fällt aus. Eventuell wird es ein ähnliches Angebot in den Herbstferien geben. (jre)

www.kunstakademie-heimbach.de

„Wir“, das waren der Dürener Landrat Wolfgang Speltahn, Otmar Alt, Maler und Kunstkenner, Uwe Willner, heutiger Vorsitzende des Vorstandes der Sparkasse Düren, und Zehnder selbst. „Wir wussten genau, dass so etwas teuer ist und kein Kreis in Deutschland eine Kunstakademie hat“, so Zehnder. Das war 2005. Bis zur Eröffnung im August 2009 dauerte es noch eine Weile.

Eine alte Burg in Heimbach

Zunächst habe sich die Gruppe ein Konzept überlegt, berichtet Zehnder. Wie kann man das machen? Wo? Wie viel Personal braucht man? Eine der wichtigsten Fragen sei die nach dem Ort gewesen. Das ehemalige Haus der Familie in Nideggen sei vorgeschlagen worden, überzeugte die Gruppe aber nicht. 2007 gab es eine Meldung aus Heimbach. „Ich habe eine alte Burg, die gammelt vor sich hin“, habe der damalige Bürgermeister Bert Züll gesagt, erinnert sich Zehnder: „Da haben wir blitzschnell reagiert.“

Die „Alte Schenke“ ist erst seit August Teil der Akademie.

Doch es ergaben sich neue Probleme: Der Platz in der Burg alleine reichte für die Pläne nicht aus, die Burg stand unter Denkmalschutz und, der vermutlich gravierendste Punkt, die Gruppe hatte kein Geld. Für das erste Problem fand sich schnell eine Lösung. Eine ehemalige Gaststätte unterhalb der Burg wurde für das Projekt hinzugezogen. „Das sah furchtbar aus“, weiß Zehnder noch. Heute sind dort der Sitz der Verwaltung der Kunstakademie und das Ausstellungsgebäude.

Auch von der Denkmalpflege gab es dann grünes Licht, dass in den Räumen der Burg Veränderungen vorgenommen werden dürfen. Nur das Äußere müsse erhalten bleiben. Somit erledigte sich auch das zweite Problem. Was blieb, war die Frage nach der Finanzierung. „Wir fanden einen Investor aus Köln, der hier privat investiert hat“, berichtet er.

Zehn Jahre nach der Eröffnung floriert die Akademie

Nachdem der Rat der Stadt Heimbach schließlich einstimmig für das Projekt stimmte, konnte die Gruppe um Zehnder 2008 mit den konkreten Planungen für die Kunstakademie beginnen. Welche Ateliers machen wir wohin? Wo muss Wasser hin, wo Strom? Ein Trägerverein wurde gegründet. Vorsitzender wurde Landrat Spelthahn, sein Stellvertreter der Bürgermeister von Heimbach. „Das ist ein ziemlich stabiles Gremium, auf das wir uns verlassen können“, sagt der Akademieleiter.

Diese Arbeiten aus Keramik müssen noch gebrannt werden.

Im Jahr 2009 gab es Bauführungen in den noch unfertigen Räumen. „Immer wieder samstags war ich hier“, berichtet Zehnder. Mit dem Architekten Peter Holdenried aus Heimbach habe er die Bauschritte erklärt. Im August folgte die Eröffnung. „Da gab es viel Neugier und auch viel Zustimmung“, erinnert sich Zehnder. Bis Dezember habe die neue Akademie bereits 90 Kursteilnehmer verzeichnet.

Zehn Jahre später floriert die Kunstakademie. Zahlreiche Projekte sind umgesetzt, die Kursanzahl ist vergrößert, die Teilnehmerzahl steigt. 2019 haben laut Zehnder 1200 Menschen die Kurse besucht. Viele kommen von weit her. „Von Berlin bis nach Belgien, von den Niederlanden bis nach Österreich“, sagt Zehnder. 49 Dozenten aus 15 Nationen lehren an der Akademie, viele sind seit Beginn dabei. „Von Anfang an habe ich immer gesagt, das muss Internationale Kunstakademie heißen. Kunst funktioniert nicht mehr lokal. Kunst ist international“, so der Kunsthistoriker.

Menschen künstlerisch weiterbilden

Die Kurse befassen sich mit allen möglichen Kunstrichtungen. Malerei, Zeichnung, Kaligraphie, Druckgrafik, Holzschnitt, Materialdruck, Skulptur, Bildhauerei, Keramik, Foto, Film – all das können Interessierte lernen. „Unsere Hauptgruppe sind die ambitionierten Laien“, so Zehnder – Menschen, die künstlerisch aktiv sind und sich weiterbilden wollen: „Die finden hier einen Ort totaler Freiheit.“ Das Durchschnittsalter liege bei etwa 50 Jahren, und bisher seien es mehr Frauen als Männer.

Farben, Pinsel und Gläser stehen für die Malkurse bereit.

Aber nicht nur die Laien kommen, sondern auch Profis, sagt Zehnder. Und solche, die es einmal werden wollen. Für alle, die ein Kunststudium anstreben, bietet die Akademie sogenannte Mappenkurse an. Wer an einer Kunsthochschule studieren will, braucht Arbeitsproben – dafür ist der Kursus gedacht. „Am Ende haben sie eine Mappe, von der wir sagen: Nur Mut, damit kannst du erhobenen Hauptes dahin gehen“, sagt Zehnder. Bislang habe es nahezu jeder Teilnehmer aus den Kursen geschafft, einen Studienplatz zu ergattern. Die Erfolgsquote liege bei 90 Prozent.

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Finanziert wird die Arbeit der Kunstakademie über Teilnehmergebühren, Zuschüsse von Kreis und Stadt sowie Sparkassenstiftung und über den Förderverein. Werke aus den Kursen werden in der Akademie ausgestellt. Von möglichst jedem Teilnehmer soll ein Werk dabei sein. Welches, das bestimmen Zehnder, der Dozent und der Künstler gemeinsam. „Wir müssen übereinstimmen“, erklärt Zehnder. Das sei manchmal gar nicht so leicht. Die inhaltliche Zusammenstellung der Werkschauen übernimmt er selber. Meistens finden sie zwei Monate nach dem Kursus statt. „Wir würdigen hier die Arbeit dieser Leute, die bei uns waren“, sagt Zehnder.

Er selbst denkt trotz seines Alters noch nicht daran, mit der Arbeit in der Kunstakademie aufzuhören. „Kunst ist auch eine Leidenschaft“, sagt er und fügt hinzu: „Es ist einfach ein Geschenk, sich pausenlos mit Künstlern umgeben zu können.“