Joscha Bender zeigt in der Bad Münstereifeler Galerie Lethert Skulpturen aus Bronze und Stein. Mit vielen Details erzählt er Geschichten.
Stein und BronzeJoscha Bender stellt in Bad Münstereifel seine Skulpturen aus
Jeder kennt diese Szene. Eine Mutter mit ihren beiden Kindern, das Baby hält sie mit einem Arm, das zweite Kind umklammert ihr Bein. Der Bekleidung nach ist das Trio in einem Schwimmbad. Die Aktivität fordert ihren Preis: eine Portion Pommes. Es sind alltägliche Begebenheiten wie diese, die Joscha Bender in Stein meißelt.
„Uns geläufige Situationen erhalten eine Wertigkeit, die durch den ambivalenten Blick des Betrachters ganz unterschiedlich ausfallen kann“, so der Bildhauer im Rahmen der Ausstellungseröffnung „Salz“ in der Galerie Lethert in Bad Münstereifel. Seine Skulptur „Madonna mit Pommes“ hat dieses Ziel mehr als erreicht. Die Schönheit der Statue zieht den Betrachter in ihren Bann. Wie ein Fels in der Brandung erscheint die Frau, einerseits kraftvoll, anderseits zart und verletzlich.
Zwiespältige Emotionen sind in Stein festgehalten
Es sind die vielen Details, mit denen Bender seine Arbeiten Geschichten erzählen lässt. Das Baby greift nach der Brust der Mutter, das andere Kind reckt sich gierig nach den Pommes. Streckt der Junge vor Anstrengung oder vor Vorfreude darauf seine Zunge heraus? Lässt sich im Gesichtsausdruck der Mutter Zufriedenheit ablesen? Oder wünscht sie sich gerade an einen anderen Ort?
„Joscha Bender schafft es in seinen Arbeiten auf eine faszinierende Art, zwiespältige Emotionen in Stein festzuhalten“, untermauerte Peter Lethert seine Hochachtung. „Ich habe Joscha 2016 an der Kunstakademie in Düsseldorf kennengelernt“, so der Galerist: „Damals war ich fasziniert von einem Relief, das er in Stein gefertigt hatte. Ich war erstaunt, wie präzise ein so junger Künstler bereits in der Ausarbeitung seiner Werke war.“
Das besondere Talent ist auch für Agnes Groschke-Faruß nicht zu übersehen. „Es ist beeindruckend, wie der Künstler es mit seiner Technik schafft, alleine mit seiner Vorstellungskraft die Szenen so detailgetreu umzusetzen“, sagte die 75-jährige Neusserin, die selbst als Galeristin tätig war.
„Direct carving“ nennt sich die Methode, mit der Bender anhand einer groben Vorzeichnung auf einem Steinquader mit Hammer und Meißel in das Material gleitet. „Auf diese Weise entstehen auch Fehler, durch die ich von der ursprünglichen Vorstellung abweichen muss“, so Bender. Für seine Arbeiten verwendet der 33-Jährige, der mit seinem Atelier in Mönchengladbach zuhause ist, überwiegend Natursteine aus der Umgebung. Dabei spielt die Beschaffenheit des Materials eine entscheidende Rolle.
Zarte Farbzeichnungen wechseln mit groben Strukturen
Bei „Madonna mit Pommes“ aus Baumberger Sandstein, auch „Marmor des Münsterlandes“ genannt, lässt sich eine zarte Farbzeichnung erkennen. Das gibt der Skulptur eine besondere, teils menschliche Oberfläche. So zeigt der Oberarm der Frau an manchen Stellen zarte Rötungen, wie man sie aufgrund erweiterter Blutgefäße bei sportlichen Aktivitäten oder Kältereizen kennt.
Ganz anders präsentiert sich die grobe Struktur des Krensheimer Muschelkalks von „Schwein gehabt“. Das dargestellte Kunekune, eine kleinwüchsige Hausschweinrasse aus Neuseeland mit zotteliger Behaarung, Kehllappen am Unterkiefer und nach oben gereckter Nase erhält durch die fossilen Elemente und Unebenheiten im Material seine Lebendigkeit. Apropos „Schwein gehabt“.
„Uns begegnen im Alltag immer wieder Motivationssprüche jeglicher Art“, so Bender, der hier seine Inspiration findet. Der überdimensionale Salat aus Anröchter Dolomit trägt die Bezeichnung „Jetzt haben wir den Salat“. Auch die Hantelscheibe aus pigmentiertem Beton, deren Gussform Bender mittels eines 3D-Druckverfahrens erschaffen hat, regt mit „Aller Anfang ist schwer“ zum Nachdenken an.
Salz auf den Pommes, aber auch auf der Haut
Doch wie kommt der Titel „Salz“ der Ausstellung hier ins Spiel? „Salz findet sich im übertragenen Sinn in unterschiedlichen Konstellationen in den Werken. Salz findet sich auf den Pommes, aber auch auf der Haut“, so der gebürtige Darmstädter, der als Meisterschüler bei Professor Gunnar Grünfeld die Kunstakademie in Düsseldorf absolviert hat.
Schweißtreibend und somit für Salz auf der Haut wirkt die bronzene Skulptur „One legged king pigeon“. Die überstreckte Körperhaltung, die glänzende Haut und das bis ins kleinste Detail angestrengte Gesicht des Mannes auf der blauen Turnmatte sprechen hierfür Bände.
Die Exponate des Bilderhauers Joscha Bender sind in der Ausstellung „Salz“ bis zum 16. Februar 2025 samstags von 15 bis 18 Uhr oder nach Vereinbarung in der Galerie Lethert, Wertherstraße 6 in Bad Münstereifel, zu sehen.