Dank einiger Helfer hat der Künstler Paul Greven jetzt das Friedensdorf fertiggestellt und somit sein Lebenswerk vollendet.
Lebenswerk vollendetKünstler hat das Friedensdorf in Bad Münstereifel fertiggestellt
Damit hat er selbst fast nicht mehr gerechnet. Dem Künstler Paul Greven ist es mit tatkräftiger Hilfe von vielen, fleißigen Menschen gelungen, sein Friedensdorf fertigzustellen. Am Samstag wurde es als neuester Bestandteil des Skulpturenparks in Honerath eröffnet. Greven selbst hatte in den vergangenen Wochen dank einer Besserung seiner Erkrankung sogar noch etwas mithelfen können. Und statt das Friedensdorf nun tatsächlich sein letztes Projekt werden zu lassen, hat der Künstler bereits neue Pläne, was noch zu tun ist.
„So lange ich lebe, werde ich etwas machen“, sagte er bester Laune. Mit seiner Frau Rita empfing er die Gäste, die von nah und fern angereist waren, um den neuen Teil des Grevenschen Schaffen zu bestaunen. Dass beide schwer an Krebs erkrankt sind, war ihnen zwar anzusehen. Doch sie genossen in vollen Zügen die Gelegenheit, sich bei den vielen Menschen zu bedanken, die die Arbeiten überhaupt erst möglich machten.
Vor etwas mehr als einem Jahr hatte Greven in dieser Zeitung einen Hilferuf öffentlich gemacht. Ohne Unterstützung könne er sein letztes Projekt, das Friedensdorf, aufgrund seiner Krankheit nicht fertigstellen. Das Dorf sollte das letzte Element sein, um den Flüchtlingszug fertigzustellen.
„Ich wollte den Flüchtlingen, die hier angekommen sind, symbolisch eine neue Heimat geben“, so Greven.
Sechs Hütten bilden das Honerather Friedensdorf
Ein gekentertes Boot, umgeben von ertrinkenden Menschen, das ist der Startpunkt des Zuges. Über ein Relieffries und einen Zug lebensgroßer Figuren reicht die Geschichte, die Greven auf rund 40 Metern erzählt. Nun bildet das Friedensdorf den Endpunkt. Sechs Hütten sind im Kreis um einen zentralen Dorfplatz entstanden. Figuren von Menschen aus allen Nationen betätigen sich hier: Manche bauen an ihren Häusern, Kinder spielen, eine Frau sammelt Heu, ein Fest wird gefeiert.
Wie passend, dass sich am Samstag ein richtiges Fest zwischen die Figuren mischte. Der Kölner Musiker Winfried Bode sang unverstärkt Hits aus den Fünfziger und Sechziger Jahren. Und auch eine fünfköpfige Abordnung des Chors „1. Kölner Schräglage“ gab Stücke unter anderem von Rio Reiser und Robbie Williams zum Besten.
Auf dem Dorfplatz wurde sogar auf dem Feuer gekocht. Josef März aus Bad Münstereifel servierte seine ungarische Gulaschsuppe. Er gehört zu der Gruppe von sechs Männern, die sich jeden Donnerstag auf dem Kunsthof trafen, um das Friedensdorf fertigzubauen.
Paul Greven hat kurz vor der Corona-Pandemie mit dem Projekt begonnen
Kurz vor Corona habe er mit dem Projekt angefangen, erinnerte sich Greven. „Ich habe noch die Figuren gemacht, doch die Bemalung haben schon Frauen aus dem Gesangverein aus Mutscheid übernommen, in dem meine Frau ist“, erläuterte er. Am Ende aber habe er sich noch ein wenig berappelt und wieder etwas mitarbeiten können.
„Ich habe von dem Hilferuf in der Zeitung gelesen und mich gemeldet“, sagte Josef März. Greven habe im Garten gestanden, als er das erste Mal gekommen sei, um sich vorzustellen. Nach einem gemeinsamen Kaffee sei alles klar gewesen. Auch Andreas Santema aus Euskirchen war regelmäßig in Honerath. Über seine Schwester, die mit Greven befreundete Bildhauerin Christine Santema, sei er zu dem Hilfstrupp gestoßen, berichtete er.
Kinder wollen Skulpturenpark im Bad Münstereifeler Höhengebiet erhalten
Über drei Jahre ist bereits Josef Thar aus Buir regelmäßig in dem Skulpturenpark tätig. „Das ist mein Ehrenamt“, sagte er. Vor drei Jahren habe er eine Fahrradtour gemacht und den Kunsthof entdeckt. Als Handwerker habe er Greven unterstützen können, denn das von ihm verwendete Material für die Figuren habe sich als nicht wetterfest erwiesen. „Wir haben es dann mit Armierungsmörtel versucht“, sagte Thar. Das sei zwar schwerer, aber wetterfest.
„Immer, wenn ich hierherkomme, entdecke ich etwas Neues“, sagte Sabine Preiser-Marian, Bürgermeisterin von Bad Münstereifel. Greven habe mit Lust am Gestalten Einmaliges geschaffen, das nicht beschrieben werden könne, sondern erlebt werden müsse. „Hier zu sein, hat mich immer entschleunigt“, fügte sie hinzu.
„Nächsten Monat werde ich 89 Jahre alt, dann will ich auch 90 werden, der Rest ist mir egal“, sagte Greven schmunzelnd. Neue Pläne hat er bereits. „Ich will jetzt den Kopf vom Trojanischen Pferd restaurieren“, kündigte er an.
Doch jenseits allen Tatendrangs lässt die Krebserkrankung die Frage nach der Zukunft des Skulpturenparks lautwerden. Manche der Skulpturen sind in die Jahre gekommen, der Ziegenturm darf nicht mehr betreten werden. Vögel haben das Pappmaché der Figuren als Nistmaterial entdeckt.
„Das hier ist ein Kleinod“, sagte Tochter Susanne Greven, die hier aufgewachsen ist. Mit ihrem Bruder, der sich das ehemalige Atelier des Vaters zum Wohnhaus umbaue, hänge sie an dem Gelände und wolle es erhalten. Beide seien aber beruflich in Köln gebunden. „Ich hoffe, wir kriegen das hin“, sagte sie.