Das große Umbau-Projekt für Familie Trapp ist gestartet. Viele Helfer sind gekommen, um das Außengelände des Hauses zu entrümpeln.
Hilfe für CelinaDas Umbau-Projekt für die Euskirchener Familie ist gestartet
Es ist wie unmittelbar nach der Flut. Man kennt sich nicht, höchstens flüchtig oder nur vom Sehen. Aber man fragt nicht lange, hilft und packt an. So gut, wie jeder es kann. „Ein paar Helfer kenne ich, viele aber nicht“, sagt Ana Frühauf: „Doch das ist egal. Ich bin einfach nur glücklich, dass die Hilfe so groß ist und so viele nach Großbüllesheim gekommen sind.“
Sie sind gekommen, um Celina zu helfen. Die Zwölfjährige leidet unter einem Tumor im Auge – dem zweiten in ihrem jungen Leben. Eine Chemotherapie ist wahrscheinlich unvermeidbar. Ihr Vater Michael Trapp ist chronisch krank, versucht seinen Kindern dennoch ein gutes Leben zu ermöglichen. Aufgeben ist für ihn keine Option. Mit ihrem Vater und ihrer zehnjährigen Schwester Sophie lebt Celina in Großbüllesheim – in einfachen Verhältnissen. In einem Haus, das mal ein Pferdestall war.
Seit einigen Monaten hat sich die Unternehmerin Ana Frühauf der Familie angenommen. Kennengelernt hat sie Michael Trapp über ihre Firma Medisector. Frühaufs Mitarbeiterinnen unterstützen die Trapps im Alltag, und sie helfen Vater Michael bei der schwierigen Aufgabe, sich um Celina und Sophie zu kümmern. Und dann hatte Ana Frühauf eine Idee. Sie will das Haus der Trapps sanieren, es umkrempeln und so ein erträgliches Wohnen ermöglichen.
Das Haus in Großbüllesheim soll in vier Wochen umgestaltet werden
Das Haus soll derart umgestaltet werden, dass mögliche Folgen der Chemotherapie für Celina berücksichtigt sind. Allein ist ein solches Projekt nicht zu stemmen. Zumal es in vier Wochen umgesetzt werden soll – während Vater Trapp mit seinen Töchtern in Reha und Kur ist.
Der Hilferuf, den Frühauf vor drei Wochen gestartet hat, ist erhört worden. „Es haben sich so viele Handwerker, Firmen und Menschen gemeldet. Das ist unglaublich“, berichtet die 47-Jährige: „Es haben sich auch Menschen gemeldet, die uns aus unterschiedlichen Gründen nicht helfen können, uns aber Mut zu gesprochen haben. Auch das tut gut.“
Damit am 26. August der Umbau so richtig beginnen kann, sind nun das Haus und vor allem das Außengelände entrümpelt worden. Zu den Helfern gehören an diesem Tag auch Moni und Michi. Die Kirchheimer hatten den Aufruf bei einem Freund im WhatsApp-Status gesehen. Ein Telefonat später war alles fix. „Das ist eine Selbstverständlichkeit“, sagt Michi. Er weiß, wie wichtig Hilfe ist. Er kommt zwar aus Kirchheim, vier seiner Wohnungen in Euskirchen waren aber von der Flut betroffen. Nun gibt er „ein bisschen was zurück“, wie er sagt. Aus dem „bisschen was“ wird so viel, dass sein T-Shirt am Ende des Tages durchgeschwitzt ist.
Die ursprünglichen Gestaltungspläne für den Anbau, der zum neuen Haupthaus für die Trapps umgebaut wird, sind angepasst worden. Die Räume für Badezimmer und Küche sind getauscht worden. „So können wir eine Badewanne mit Lift einbauen und die Dusche ebenfalls behindertengerecht gestalten“, erklärt Ana Frühauf. Die Treppe ins Obergeschoss sei nun ebenfalls größer als ursprünglich geplant. Ein Tischlermeister habe zugesichert, extra breite Stufen herzustellen, damit es keine Probleme beim Auf- und Abstieg gibt. Im Obergeschoss werde es einen hellen Raum geben, der als offener, begehbarer Kleiderschrank genutzt werden könne, erklärt Ana Frühauf. Deshalb habe man sich entschieden, eine Wand herauszureißen, um mehr Platz zu generieren.
Kein Pech provozieren: Helfer gehen vorsichtig mit dem Spiegel um
Da im Obergeschoss des Anbaus nichts ausgeräumt werden muss, wird dort bereits die Decke verputzt. Die Firma, die diese Aufgabe übernimmt, sei die erste gewesen, die sich auf den Aufruf gemeldet habe. Während Organisatorin Frühauf den Handwerkern die Pläne mitteilt, räumen die freiwilligen Helfer gefühlt das ganze Haus leer. Wie eine Ameisen-Kolonne werfen sie den Sperrmüll in den großen 40-Kubikmeter-Container, der im Hof steht. Aber da ist plötzlich ein Spiegel. „Aufpassen. Der darf nicht kaputtgehen. Das bringt Pech“, sagt ein muskelbepackter Helfer. Entsprechend vorsichtig wird der Spiegel in den Container gelegt.
Doch dann wirft der nächste Helfer eine ausrangierte Schublade in den Container und trifft den Spiegel. „Na ja. Wir haben alles gegeben. Wenn er im Container kaputtgeht, ist das egal“, sagt ein Helfer.
Zwei der 40-Kubikmeter-Container werden am Freitag gefüllt. Holz, Metall und Beton werden separat abgefahren.
Euskirchener Projekt-Organisatoren wissen, wie viel Arbeit es bedeutet
Die Menge der Arbeit überrascht Frühauf nicht. „Uns war klar, dass wir es mit einer Großbaustelle zu tun haben“, sagt die 47-Jährige, die in einem Fall noch einmal Hilfe benötigt. „Es gibt zwar viele Sachspenden, aber einige Handwerksbetriebe haben gerade keine Kapazitäten, ihre Mitarbeiter abzustellen“, sagt sie. Im Bereich Sanitär und Heizung sei man noch dringend auf Unterstützung angewiesen.
Am Dienstag hat sich laut der Organisatorin die Firma Strabag angekündigt, um das Außengelände komplett zu überarbeiten. Das ist nämlich viel größer als gedacht. Durch die zahlreichen Brennnessel- und Brombeersträucher waren etwa sechs, sieben Meter des Gartens nicht mehr als solche zu erkennen. Es handelte sich eher um einen urbanen Unkraut-Dschungel.
Dieser gehört aber am Freitagnachmittag teilweise schon der Vergangenheit an. Ein Mitarbeiter der Firma „Michael Ginster Garten & Landschaftspflege“ holt das große Besteck heraus. Mit Kettensäge und Co. arbeitet sich der Wüschheimer, der über die Feuerwehr von der Hilfsaktion Wind bekommen hat, durch die Sträucher.
Seine Arbeit hinterlässt bei den anderen freiwilligen Helfern so großen Eindruck, dass diese ihm gegen 17.30 Uhr einen kräftigen Extra-Applaus spendieren. Dabei haben den eigentlich alle verdient.
Auch die Nachbarschaft packt mit an – oder stellt die Einfahrt zur Verfügung, um das Buffet aufzubauen. Es gibt, ganz so wie es sich für eine Baustelle gehört, Salate, Brötchen und kalte Schnitzel.
Davon bekommt Hausbesitzer Michael Trapp nichts mit. Er schaut am Nachmittag mal vorbei und traut seinen Augen nicht. „Ich bin sehr beeindruckt“, sagt er. Beeindruckt ist auch Frühauf – nicht nur von den Helfern, sondern auch von Celina und Sophie. Auch die Schwestern packen an und füllen blaue Müllsäcke mit Kram, der nicht mehr benötigt wird.