Der Pianist Fabian Müller bot dem Bad Münstereifeler Publikum beim jüngsten Wallgrabenkonzert einen berauschenden Klavierabend.
KonzertreiheMusikalische Ekstase am Bad Münstereifeler Wallgraben
„Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll“, meinte eine Zuhörerin. Fabian Müller machte sein Publikum schier sprachlos. Der 32-jährige Pianist spielte am Sonntagabend eines der beeindruckendsten Konzerte in der Geschichte der Wallgrabenkonzerte. Und das, nachdem ihm seine zehn Monate alte Tochter eine schlaflose Nacht beschert hatte.
Auf dem Podium glänzte ein imposanter, 2,74 Meter langer D-Flügel von Steinway & Sons. Den hatte Vera von Schnitzler, die Vorsitzende des Vereins „Konzerte am Wallgraben“ extra für diesen Ausnahmekünstler gemietet – er war für den Pianisten und sein Programm absolut angemessen. Ermöglicht wurde das Konzert, so von Schnitzler, dank der Familie Pielen von der Schwanen-Apotheke. Wiener Klassik und Romantik hatte er mit in die Kurstadt gebracht. Als Fabian Müller den Saal betrat, hatte er die Bedeutung der Werke in Gesicht und Haltung stehen, seine eigene künstlerische und persönliche Reife obendrein.
Dann begann der atemberaubende Klavierabend mit der Rhapsodie h-moll op. 79,1 von Johannes Brahms. Der Künstler konfrontierte gleich zu Beginn sein Publikum mit diesem herben, teilweise kraftstrotzenden Stück, in dem immer wieder innig-zarte, schwebende Passagen stark kontrastierende kleine Ruheinseln darstellten. In düsterem Moll zeigte sich das erste der drei Klavierstücke D946 von Franz Schubert. Diese wurden wegen ihrer privaten Intimität vom Komponisten damals nicht veröffentlicht. Das es-moll-Stück ist recht bekannt und erfuhr durch Müller eine prägnante Interpretation. Technisch schienen ihm da keine Grenzen gesetzt zu sein. Er spielte das energiegeladene „Allegro assai“ mit unfassbarer Virtuosität, versank in der Musik, führte sie zu maximalem Ausdruck und zog das Publikum in seinen Bann. Ruhige Passagen wurden nicht zum Rührstück, sondern blieben stringent, versehen mit Trillern, die wie Schmetterlingsschwärme anmuteten.
Zugaben mit Humor
Mit dem Klavierstück Nr. 2 (Allegretto) in der strahlenden Tonart Es-Dur hellte sich das Programm auf. Eine zarte Romanze, süß und leicht naiv und mit der selben Brillanz interpretiert wie die rasend virtuosen Stücke. Mit viel Einfühlungsvermögen umspielte Fabian Müller fließend die hübschen Melodien, weich und warm, und kühlte sie immer wieder mit Moll-Teilen ab. Schon in der Pause fand das Publikum kaum Worte für diesen jungen Pianisten, der bereits Weltklasse spielt. Dann gab er sich der Sonate f-moll op. 57 „Appassionata“ von Ludwig van Beethoven hin. Das Werk ist von Leidenschaft geprägt und tobt im allumfassenden Kosmos. Unbeschreiblich, wie Fabian Müller dieses gewaltige Ausnahmewerk interpretierte.
Wer dachte, das Maximum an Ekstase sei erreicht, durfte sich wundern, dass es noch Steigerungen gab. Der Pianist arbeitete bei aller Fülle und rauschender Motorik klare und individuell gestaltete Strukturen heraus, verlieh seiner Interpretation trotz aller Dramatik immer wieder seine jungenhafte Frische und sein freundliches Wesen. Beethoven sprengte mit der „Appassionata“ jedes klassische Maß. Was Fabian Müller daraus machte, übertraf die höchsten Erwartungen des Publikums. Um die Menschen nicht mit so viel Düsternis nach Hause zu schicken, griff Fabian Müller zur ersten Zugabe in die humorige Spielkiste. Bei „Pantomime“ von György Kurtag erklang kein einziger Ton. Mit dem Wiegenlied von Brahms endete das berauschende Konzert in der Konviktkapelle.
Am 19. März spielen Werner von Schnitzler (Violine) und Ana Mirabela Dina (Klavier) Werke von Wolfgang Amadeus Mozart, Johannes Brahms und Igor Stravinsky. Der Vorverkauf beginnt am 24. Februar.