Kneippen in Bad Münstereifel war lange Zeit ein Erfolgsmodell. Doch dann kam die Reform von Bundesgesundheitsminister Horst Seehofer.
Kurwesen feiert JubiläumSeit 50 Jahren ist Bad Münstereifel offiziell ein Kneippheilbad
Es war der „Gipfel der Entwicklung als Kneippkurort“: Am 12. September 1974 wurde der Stadt Bad Münstereifel der Status als staatlich anerkanntes Kneippheilbad verliehen. Bürgermeister Heinz Gerlach und Stadtdirektor Armin Ahrendt erhielten die Urkunde vom damaligen NRW-Gesundheitsminister Eberhard Figgen. Exakt 50 Jahre später feierte die Stadt nun das Jubiläum in der Kurverwaltung im Bahnhofsgebäude: mit Reden, einem Vortrag über gesunde Ernährung, einem Gesundheitscocktail und einer Schauspieleinlage.
Dabei reicht die Kneipp-Geschichte fast weitere 50 Jahre zurück. Der Kneippbund Wörishofen hatte in den 1920er-Jahren nach einem Ort gesucht, der die Kneipp-Idee umsetzen wollte. Vertreter der Stadt Münstereifel – damals noch ohne Bad im Namen – meldeten sich. 1927 eröffnete der Bierbrauer Joseph van Hooff den Badehof. Lapidar gesagt: Kneippen statt Kneipe. Schon in der zweiten Woche hatte man 219 Gäste. Der erste Kneippverein gründete sich 1929. Nach dem Zweiten Weltkrieg, während dem das Kurhaus als Lazarett gedient hatte, eröffnete sogar ein Kneipp-Sanatorium. 1955 wurde Münstereifel fünftes Kneippheilbad der Bundesrepublik Deutschland.
Seit 1967 ist Münstereifel ein Bad, seit 1974 ein anerkanntes Kneippheilbad
Der erste Ritterschlag erfolgte 1967 mit der Verleihung des Namenszusatzes „Bad“. Ein Titel, der selbst dann bleibt, sollte die Stadt irgendwann kein Kurort mehr sein, wie Bürgermeisterin Sabine Preiser-Marian noch einmal verdeutlichte. Der zweite Ritterschlag war dann die offizielle Ernennung zum Kneippheilbad 1974. 700 Gästebetten, 10.000 Übernachtungsgäste mit insgesamt 125.000 bis 150.000 Übernachtungen jährlich sind die beeindrucken Zahlen. „Manche von ihnen blieben vier bis sechs Wochen“, hatte der Historiker Harald Bongart der Bürgermeisterin notiert. „In Bad Münstereifel dachte man damals, man hätte es geschafft“, so Preiser-Marian.
Doch keine Generation später war damit Schluss. „Keine Bürgerinitiative, sondern Seehofer hat uns das damals kaputtgemacht“, sagte Achim Bädorf, Vorsitzender des Verbandes Deutscher Kneippheilbäder und Kneippkurorte und Vorvorgänger von Preiser-Marian, und kritisierte die Gesundheitsreform des damaligen Bundesgesundheitsministers.
Das Kurwesen, das das Ziel hat, Menschen gesund zu machen, krankte nun selbst. Bis heute hat es sich davon nicht erholt. 2023 lag die Zahl der Kurgäste nach Auskunft der Stadt im unteren zweistelligen Bereich.
Dennoch tut Bad Münstereifel alles dafür, um seinem Namen gerecht zu werden. „Die Kneipp-Idee ist lebendig“, so die Bürgermeisterin. Deshalb will man die Reprädikatisierung. Dazu soll im Eifelbad ein Kneipp-Bereich eingerichtet werden. In der Stadt kommt Kneippen auch an einigen Stellen zur Geltung. Und auch bei der Umgestaltung des Schleidparks wird an naturnahe Kneipp-Lösungen gedacht.