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Saisoneröffnung in Bad MünstereifelEin Wasserguss von Pfarrer Kneipp persönlich

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Ein Mann stakst mit hochgekrempelter Hose durch ein Kneipp-Wassertretbecken.

Schritt beim Wassertreten voran: Peter Hanschke, Vorsitzender des Kneipp-Vereins Bad Münstereifel.

Der Kneipp-Verein Bad Münstereifel lud zum Anwassern in die neuen Anlagen am Europaplatz. Die Mitgliederzahl des Vereins wächst rasant.

Kneippen ist gesund. Aber: Es kostet auch etwas Überwindung. Sich bei nur zehn Grad Außentemperatur, die sich derzeit auch noch kälter anfühlen, die Hosenbeine hochzukrempeln und durchs Wasser zu waten – da meldet sich schon ein großer innerer Schweinehund, den es zu überwinden gilt.

Sich zieren ging aber auch nicht, schließlich stand am Donnerstag beim Kneipp-Verein Bad Münstereifel das offizielle Anwassern an, und das erstmals im neuen Wassertretbecken am Europaplatz. „Wir haben bei der Eröffnung im November angekündigt, dass wir bei schönem Wetter anwassern. Das ist uns nicht ganz gelungen“, sagte Bürgermeisterin Sabine Preiser-Marian. Dennoch watete auch sie durchs Wassertretbecken, direkt nach dem Vorsitzenden des Kneipp-Vereins, Peter Hanschke.

Darsteller des Pfarrers Kneipp gießt Ex-Bürgermeister Wasser ins Gesicht

Der war nach der Erfrischung der unteren Extremitäten auch im Gesicht erfrischt worden, und zwar von Pfarrer Kneipp persönlich. Günter Puhe, langjähriger Vorsitzender des Kneipp-Vereins Bocholt und ein Kneipp-Urgestein in Deutschland, war wieder in das Pfarrersgewand geschlüpft, füllte eine silberne Gießkanne an einem der Wasserbecken und übergoss nicht nur Hanschke, sondern auch Preiser-Marians Vor-Vorgänger Achim Bädorf, heute Vorsitzender des Verbandes Deutscher Kneippheilbäder und Kneippkurorte.

Ein Mann im Pfarrer-Kostüm übergießt einen anderen Mann aus einer Gießkanne mit Wasser.

Ein Guss per Gießkanne von Pfarrer Kneipp persönlich für den Vorsitzenden des Verbandes Deutscher Kneippheilbäder und Kurorte, Achim Bädorf.

Vor drei Jahren wurde in Bad Münstereifel der Kneipp-Verein wiederbelebt – und das überaus erfolgreich. Laut Hanschke ist Bad Münstereifel mit seinen derzeit 130 Mitgliedern unter den Top-10-Vereinen, was den jährlichen Mitgliederzuwachs angeht – und das bei 500 Kneipp-Vereinen mit rund 160.000 Mitgliedern.

Als einen der Gründe sieht er die hervorragenden Möglichkeiten für Wasseranwendungen, die in der Kurstadt vorherrschen. „Diese Säule müssen wir jetzt mit Leben füllen“, sprach er das Kneipp-Prinzip mit den fünf Elementen Wasser, Pflanzen, Bewegung, Ernährung und Balance an. Kneippen sei die perfekte Gesundheitsvorsorge vor Infekten und erweitere die Gefäße. „Man muss nur die Hose hochkrempeln, die Schuhe ausziehen und durchlaufen“, sagte Hanschke.

Bürgermeisterin Preiser-Marian will Kneippheilbad noch sexyer machen

An die Bürgermeisterin richtete er die Worte: „Es lohnt sich, um den Status zu kämpfen.“ Damit sprach er die erneute Zertifizierung als Kneippheilbad an, die Bad Münstereifel seit 1974 hat. „Der Verein hat es mit seinen tollen Angeboten von Ernährung bis hin zu Yoga-Kursen geschafft, Kneipp sexy zu machen. Durch die Aufwertung des Eifelbades wollen wir das Kneippheilbad noch sexyer machen“, sagte Preiser-Marian. Teile des bisherigen Indoor-Saunabereichs im Eifelbad sollen zur zentralen Kur- und Kneippmittelabteilung werden.

Und was sagt Pfarrer Kneipp selbst dazu? Günter Puhe erzählte noch einmal die Geschichte von Sebastian Kneipp, der, weil er das Buch „Unterricht von Krafft und Würkung des frischen Wassers in die Leiber der Menschen“ von Johann Siegemund Hahn gelesen hatte, mehrfach die Woche splitterfasernackt bei Dillingen in die Donau stieg und so erfolgreich eine Lungenerkrankung, vermutlich Tuberkulose, besiegte.

„Man sollte darüber nachdenken, ob man lieber die Wartezimmer der Ärzte füllen will oder nicht doch lieber mit ein bisschen Wasser vorbeugt. Man muss es wollen“, motivierte er die Besucher des Anwasserns. Wichtig sei, schon in Kindergärten das Kneippen zu fördern.

Und weil Bewegung ja auch eine der fünf Säulen ist, bewegten sich die Besucher auch noch und machten „Vorturnerin“ Tanja Larscheid vom Kneipp-Verein alles nach: vom Abklopfen des Körpers, um die Durchblutung zu fördern, bis zum Hampelmann.