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Beerdigungen in der EifelBestatter hadern mit politischer Missachtung

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bestatter eus

Im Umgang mit infektiösen Verstorbenen müssen strenge Sicherheitsmaßnahmen eingehalten werden. André Hufschlag, Mitarbeiter des Bestattungshauses Ernst, demonstriert die nötige Schutzausrüstung.

Kreis Euskirchen – Was würde passieren, wenn Bestatterinnen und Bestatter im Land plötzlich ihre Arbeit niederlegen würden? Es braucht nicht viel Fantasie, um zu begreifen, welche dramatischen Auswirkungen das hätte und welche Probleme sich bereits nach wenigen Tagen auftun würden.

Trotzdem wird der Bestatterzunft in Nordrhein-Westfalen wie in vielen anderen Bundeländern die Systemrelevanz abgesprochen, die doch gerade während einer Pandemie deutlich zutage tritt. „Wir fühlen uns vergessen“, sagt der Kommerner Bestatter Jörg Ernst: „Dabei stehen wir zurzeit mit an der Front“.

Auch sein Kollege Heinz-Wolfgang Becker aus Weilerswist sieht das so: „Es ist traurig, dass die Bedeutung unserer Arbeit und auch die damit verbundenen Risiken nicht anerkannt werden.“ Wegen der fehlenden Anerkennung als systemrelevante Berufsgruppe hatten die Bestatter unter anderem während der ersten Welle der Corona-Pandemie erhebliche Schwierigkeiten, an die nötige Schutzausrüstung zu kommen.

Mangelnde Wertschätzung seitens der Politik ist eine Sache. Wesntlich belastender aber ist, dass das Virus auch viele Abläufe im Umgang mit Verstorbenen und ihren Angehörigen angreift und stört. Das Berufsethos der Bestatterzunft und die strengen Auflagen zum Infektionsschutz gehen nicht immer Hand in Hand.

Würdevoller Umgang mit Covid-19-Toten schwierig

So werden die Menschen, die an oder mit Covid-19 gestorben sind, in sogenannten Bodybags eingesargt, ohne dass sie zuvor noch einmal gewaschen, zurechtgemacht oder nach Wunsch der Angehörigen eingekleidet werden können – normalerweise ein Standard des würdevollen Umgangs mit Gestorbenen. Doch hierfür müssten die Bestatter die Toten drehen und wenden, „womit wir uns einer enormen Gefahr aussetzen würden“, wie Bestatter Marcel Ernst erklärt.

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Empfanden die letzten Monate als sehr belastend: Marcel Ernst und Jörg Ernst (v.l.), Bestatter aus Kommern.

Durch derartige postmortale Maßnahmen könnten virushaltige Partikel aus dem Körper austreten, was unbedingt vermieden werden muss – auch wenn die Bestatter in voller Schutzmontur mit infektiösen Verstorbenen arbeiten.

Corona durchkreuzt an vielen Stellen die hiesige Kultur des Abschiednehmens, wie die Bestatter berichten. „Jeder Sterbefall ist dramatisch“, betont Jörg Ernst. Aber wenn Angehörige keine Gelegenheit haben, sich zu verabschieden, fällt es noch schwerer, den Tod zu akzeptieren.

„Normalerweise ermutigen wir immer dazu, den Verstorbenen noch einmal anzusehen, zu berühren, um begreifen zu können.“ Ein Abschied am offenen Sarg eines an Covid-19 Verstorbenen ist jedoch nicht durchführbar.„Trost spenden und längere Vorbesprechungen mit Angehörigen, wie eine Trauerfeier vonstatten gehen soll, gehören zu unserem Berufsalltag“, so Heinz-Wolfgang Becker.

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Die Pandemie verändert die Abläufe: Heinz-Wolfgang Becker.

Zurzeit fänden Gespräche schon mal draußen an der frischen Luft oder am Telefon statt. „Oder erst 14 Tage später, da die ganze Familie in Quarantäne muss“, erzählt Jörg Ernst. „Die Begleitung der Angehörigen, in dem Maße, wie wir sie sonst gerne leisten, fehlt häufig. Das belastet auch uns“, räumt Becker ein.

Und auch die Trauerfeiern unter Pandemie-Bedingungen sind geprägt von Einschränkungen und nicht zu vergleichen mit der Normalität: Es wird nicht kondoliert, es gibt keine tröstenden Umarmungen, auch das anschließende Trauercafé muss entfallen.

Traditioneller Trauerprozess in Frage gestellt

Meist wird im engsten Familienkreis bestattet, auch wenn der verstorbene Mensch einen großen Freundes- und Bekanntenkreis hatte, der sich ebenfalls gerne verabschiedet hätte. Bestatter Jörg Ernst bringt es auf den Punkt: „Die Kette der notwendigen Schritte, die für den Trauerprozess der Hinterbliebenen notwendig ist, ist derzeit zerrissen.“

Bundesverband fordert Anerkennung

Der Bundesverband Deutscher Bestatter (BDB) fordert, das Bestatterhandwerk bundesweit als systemrelevanten Beruf anzuerkennen. In Bayern, Baden-Württemberg, Bremen, Mecklenburg-Vorpommern und auch Thüringen ist dies der Fall, in den anderen Bundesländern aber nicht.

Bestatterinnen und Bestatter tragen zur Aufrechterhaltung der öffentlichen Infrastruktur bei. In Zeiten einer Pandemie setzen sie sich zudem einem hohen Ansteckungsrisiko aus, sobald sie Covid-Verstorbene bestatten. Der Status „systemrelevant“ würde unter anderem Hilfe bei der Aufsicht der Kinder von Bestattern mit sich bringen, die immerhin Tag und Nacht im Dienst sind. Vorrangig aber hätte er Einfluss auf die Priorisierung der Impfberechtigung. (hn)

Mit einigen alternativen Ideen versucht die Zunft, Angehörigen dennoch die Möglichkeit zu geben, in Würde Abschied zu nehmen und zu trauern. Beliebt sind Online-Gedenkportale, die wie digitale Kondolenzbücher funktionieren. Möglich sind auch Videoaufnahmen von Trauerfeiern oder gar Liveübertragungen. „Viele Angehörige planen zudem, zu einem späteren Zeitpunkt Trauerfeiern in größerem Rahmen nachzuholen“, erzählt Marcel Ernst.

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Die letzten Monate seien sehr belastend gewesen, so die beiden Kommerner Bestatter. „Im Dezember und Anfang Januar hatten wir eine hohe Anzahl Corona-Verstorbener“, erzählt Jörg Ernst. Die fast gespenstische Atmosphäre, die er in einem Altenheim erlebte, dazu „Personal am Limit, dem die Menschen unter den Händen wegstarben“ – das habe auch ihn mitgenommen.

Die Hoffnung, mehr Anerkennung für die gesellschaftliche Bedeutung ihrer Arbeit zu erhalten, ist groß. Der Berufsverband jedenfalls lässt nicht locker. Noch drängender aber ist der Wunsch der Bestatter, bald wieder in gewohnter Weise Hinterbliebene auf ihrem schweren Weg begleiten zu können.