Bestattungen zu CoronazeitenVerschärfte Hygiene-Bedingungen notwendig
Euskirchen – Seufzend berichtet Bestatter Andreas Kurth von den Schwierigkeiten und Einschränkungen, die Angehörige von Verstorbenen und sein Team zurzeit zu bewältigen haben. Weder in Friedhofskapellen noch in der eigenen Trauerhalle finden momentan Trauerfeiern statt. Nur noch im Freien oder im Eingangsbereich der Trauerhalle sind Abschiedsfeiern mit bis zu 25 Personen erlaubt.
Wer von einem Angehörigen vorab am offenen Sarg Abschied nehmen möchte, kann das im Bestattungshaus tun, aber „nur in kleinen Grüppchen“ und nur, wenn der Verstorbene keinen Eintrag auf Infektion im Totenschein stehen hat, berichtet Kurth. Trauergespräche zur Vorbereitung der Beerdigung finden ausschließlich in den Geschäftsräumen und nur mit maximal zwei Personen statt. Im Anschluss an jeden Besuch im Bestattungsunternehmen wird gründlich desinfiziert.
Besucher schützen
Alle Besucher sollen halt geschützt werden. „Und man will sich auch selber schützen“, betont Kurth, der im Familienunternehmen kaum personellen Ersatz hätte, wenn er und seine Frau ausfallen würden. Sein Vater, Franz Kurth, ist schon 75 und wird daher vorsichtshalber aus dem Betrieb genommen.
„Es bleibt immer ein Restrisiko“, stellt Andreas Kurth im Hinblick auf die Abholung von Leichen fest. „Welcher Arzt kann denn genau sagen, dass der Verstorbene kein Virus hatte?“ Darum arbeitet der Bestatter mit aller Vorsicht und schützt sich bei der Abholung von Verstorbenen mit Mundschutz und dichten Handschuhen. Schön ist das nicht für die Angehörigen, aber unter den jetzigen Umständen unumgänglich. „Die meisten zeigen sich verständnisvoll,“ hat Kurth festgestellt.
Dabei hat er Glück, noch Bestände an Mundschutz zu haben: „Die Lieferungen sind inzwischen eine Woche unterwegs, bis sie bei uns eintreffen. Sonst waren sie in 24 Stunden da.“
Verstorbener in Hygienehülle
Sollte jemand den Eintrag einer Infektionskrankheit haben, wird alles komplizierter. Dann wird der Verstorbene sofort in eine Hygienehülle gelegt, die jegliche Absonderung von Flüssigkeit verhindert. Diese wird unmittelbar desinfiziert, bevor sie in den Sarg gelegt wird. Anschließend wird der Sarg verschlossen, ebenfalls desinfiziert und nicht mehr geöffnet. Das schreibt der Infektionsschutzplan des Landes NRW vor- Er wird von den Ordnungsbehörden überwacht. Einer besonderen Schwierigkeit begegnete der Euskirchener Bestatter in diesen Tagen, als ein Toter ins Ausland überführt werden sollte. Unproblematisch waren noch die Routine-Maßnahmen wie die Balsamierung, der Verschluss in einem Vakuum verschweißten Zink-Transportsarg und die Anträge, die ausgefüllt werden mussten. Aber dann wurde Kurths Flug abgesagt. Bis Ende April geht nichts mehr.
Die Genehmigung zur Ausfuhr ist in Deutschland schwer zu bekommen. Wie es jetzt weitergehen wird, konnte der Bestatter zunächst nicht sagen. Zwei bis zweieinhalb Wochen kann die Beerdigung auf Antrag ausgesetzt werden. Ob das reicht? In Griechenland warteten die Angehörigen jedenfalls vergeblich auf die Ankunft des Sarges. Vergangenen Donnerstag kam dann die Lösung. In Griechenland wurde einem Bestatter die Erlaubnis erteilt, die Leiche mit dem Auto abzuholen. Diesmal scheint es noch gut gegangen zu sein. Die Anspannung für den Bestatter ist aber enorm.
Würdiger Rahmen trotz Widrigkeiten
Auf dem Friedhof in Euskirchen gibt sich das Team von Andreas Kurth alle Mühe, einer Beerdigung trotz aller Widrigkeiten einen würdigen Rahmen zu geben. Beim derzeit sonnigen Wetter lässt sich das noch leicht hinbekommen. Doch wie sähe das bei Regen und Sturm aus?
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Der Bestatter empfiehlt allen, denen die momentane Bestattungsform nicht angemessen erscheint, über eine würdigen Gedenkgottesdienst oder eine Gedenkfeier zu einem späteren Zeitpunkt nachzudenken. Doch wann in puncto Bestattungen alles wieder so würdig abläuft wie zuvor, weiß zurzeit keiner.