Relikt der RömerArchäologen finden in Blankenheim-Ripsdorf Reste einer Villa Rustica
Blankenheim-Ripsdorf – Gerade erst hat Ripsdorf sein 901-jährige Bestehen gefeiert. Doch nun hat sich herausgestellt, dass der Ort wesentlich älter ist. Bereits im zweiten Jahrhundert stand am Ortsrand eine römische Villa Rustica.
Davon ist Stefanie Troll, Inhaberin des Archäologie-Teams Troll aus Weilerswist, nach gut dreiwöchigen Probegrabungen überzeugt. Diese hat das Team auf einer Hangwiese zwischen der Straße Am Burghang und der Eldorfer Straße östlich der ehemaligen Grundschule und oberhalb des Sportplatzes durchgeführt. „Wir haben hier auch römische Keramik gefunden“, so Troll. Es war die Bestätigung römischer Besiedelung, nachdem ähnliche Funde im Bereich der Schule nebenan gemacht wurden.
Kirchenbuch belegte bislang, dass Ripsdorf 901 Jahre alt ist
Dass Ripsdorf sehr wahrscheinlich deutlich älter ist als die durch einen Kirchenbucheintrag des Klosters Steinfeld nachgewiesenen 901 Jahre, steht für Troll damit und aufgrund weiterer Funde fest. Das Team war im August im Auftrag der Gemeinde Blankenheim und überwacht vom Landesamt für Bodendenkmalpflege des Landschaftsverbandes Rheinland auf der Wiese im Einsatz. Die Spezialisten legten drei Probegrabungen und Zeitfenster im Erdreich an: eine horizontale im unteren, eine horizontale im mittleren und eine vertikale im oberen Hangbereich.
Im unteren Grabungsschnitt, etwa 50 Meter lang und sechs Meter breit, wurden „Stickungen von Fundamenten entdeckt“, berichtet Troll. Zweifelsfrei verursacht sind die durch Gebäudemauern samt erkennbarer Durchlässe für Türen.
Es handelt sich nach ersten Erkenntnissen um einen römischen Gutshof, eine Villa Rustica, wie sie auch in Blankenheim oder Nettersheim gefunden wurden. Das oder die Gebäude haben sich auf mindestens 30 Meter Länge erstreckt. „Das macht den Gesamteindruck der Hofanlage durchaus zu etwas Pompöserem“, so Troll. Sie schätzt die Funde auf das erste, eher zweite Jahrhundert.
In dem Bereich sollen 13 Neubauparzellen ausgewiesen werden
Dieser erste Grabungsschnitt ist das erste Ergebnis der Bodenuntersuchungen – ausgelöst durch die Aufstellung des Bebauungsplans für die bislang landwirtschaftlich genutzte Wiese, die die Gemeinde einer Erbengemeinschaft abgekauft hat. Hier sollen 13 Neubauparzellen entstehen. „Der Bedarf an Baugrundstücken ist auch bei uns in Ripsdorf groß. Im Dorf selbst kommen wir als Gemeinde nicht an geeignete Grundstücke ran, die sind alle in Privatbesitz“, so Ortsvorsteher Rudolf Huth.
Doch die römischen Spuren sind nicht das Einzige, was Troll und ihr Team gefunden haben. In einem mittleren Schnitt über zehn Meter Länge und etwa fünf Meter Breite entdeckten sie ein 1,20 Meter tiefes Aushubloch. „Der Landwirt, dem die Wiese vorher gehörte, hat hier offenbar Steine und Erdreich raus- und den Hang hinaufgeschafft, um oben eine ebene Fläche für eine Scheune zu haben“, so Stefanie Troll. Und was steckt weiter oben im Hang im Erdreich, wo der dritte Probeschnitt angelegt wurde?
Auch Reste der mittelalterlichen Burg gefunden
„Zyklopensteine zum Beispiel, grob behauener Kalkstein, der wahrscheinlich für den Bau der Burg Eldorf verwendet wurde“, antwortet die Fachfrau. „Dass hier mal eine Burg gestanden hat, davon wissen die alten Ripsdorfer noch“, bestätigt Huth. Auch die an der Gemarkung vorbeiführenden Straßen Am Burghang und Eldorfer Straße weisen darauf hin. Heute ist oberirdisch von der laut Ebidat-Burgendatenbank erstmals im 13. Jahrhundert erwähnten Burg nichts mehr zu sehen. Unterirdisch aber schon.
Architektin Jessica Hannebohn konnte 2016 in ihrer Masterarbeit an der Technischen Hochschule Köln über Luftbildaufnahmen Schattenbildungen im Wiesengelände nachweisen. Topografische Karten bestätigen den Befund. Die mittelalterliche Bebauung befand sich demnach über der römischen, wie auch Trolls Probegrabungen nahelegen.
Die Auswirkungen auf das Baugebiet sind noch unklar
Für Ripsdorf ist nun vieles unklar. Zum Beispiel, wie das Neubaugebiet im Bebauungsplan auf der Wiese bestimmt wird, deren geschichtsträchtiger Untergrund nach Ende der Probegrabungen wieder mit Erdreich verfüllt wurde: Wird etwa eine Unterkellerung der Wohnhäuser zum Schutz der darunter liegenden Funde untersagt? Wird der Bereich der einstigen römischen Villa von jeder Bebauung ausgenommen? Was entscheidet das Amt für Bodendenkmalpflege, das als Träger öffentlicher Belange angehört wird?
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Klar ist aber: Die Rispdorfer haben nun einen weiteren Grund zum Feiern. Das 1900-jährige Bestehen. Ein Dorf wird älter – hier ein freudiger Anlass, denn mit Überalterung hat es mal nichts zu tun.