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BlankenheimGewerbepark auf dem „Mordhügel“ ist Projekt über Ländergrenzen

Lesezeit 4 Minuten

Planen gemeinsamen Gewerbepark (v.l.): Hans Peter Böffgen (Gerolstein), Bernhard Jüngling (Nohn), Jennifer Meuren (Blankenheim) und Guido Nisius (Adenau).

Blankenheim/Nohn – Der Name ist abenteuerlich: „Mordhügel“ heißt die Gemarkung nördlich des kleinen Ortes Nohn im rheinland-pfälzischen Landkreis Vulkaneifel. Hier soll auf einer Windwurffläche unmittelbar hinter der Landesgrenze von NRW zu Rheinland-Pfalz auf 20 Hektar der neue „Interkommunale Industrie- und Gewerbepark A1“ entstehen. Das Areal liegt direkt an der künftigen A1 – wenn die erst einmal von Blankenheim nach Kelberg durchgebaut ist.

Industrie- und Gewerbepark A1 soll über Landesgrenzen hinweg errichtet werden

Der Federstrich war schnell getan: Im Bürgerhaus des 430-Einwohner-Ortes Nohn hatten Jennifer Meuren, Bürgermeisterin der Gemeinde Blankenheim, Hans Peter Böffgen, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Gerolstein, Guido Nisius, Amtskollege aus Adenau und Nohns Ortsbürgermeister Bernhard Jüngling Platz genommen.

Vor ihnen lag ein knapp 20-seitiges Dokument: ein „Letter of Intent“, wie es in der Diplomatensprache heißt. Also eine Absichtserklärung, die noch nicht rechtsverbindlich ist, aber ein gemeinsames Interesse der unterzeichnenden Vertreter der vier Gebietskörperschaften dokumentiert. Sie wollen über die Landesgrenze hinweg in der Gemarkung „Mordhügel“ bei Nohn den „Interkommunalen Industrie- und Gewerbepark A1“ errichten und vermarkten.

Der „Mordhügel“ in Nohn in der rheinland-pfälzischen Verbandsgemeinde Gerolstein. Hier soll der interkommunale Gewerbepark entstehen.

Die Idee stammt schon aus dem Jahr 2005, wurde aber erst vor einigen Monaten konkreter, vorangetrieben von Blankenheims neuer Bürgermeisterin Jennifer Meuren und Hans Peter Böffgen, erstgewählter Bürgermeister der 2019 fusionierten Verbandsgemeinde Gerolstein. Aus allen beteiligten Gebietskörperschaften liegen entsprechende Ratsbeschlüsse vor.

Das kleine Nohn spielt dabei eine Schlüsselrolle. Bislang ist das Dorf vielen als Ursprungsort der „Nohner“, des „Motorrads aus der Eifel“ und vor allem wegen des unterhalb liegenden „Wasserfalls“ bekannt. Nicht aber wegen der 20 Hektar Windwurffläche, die nicht wieder aufgeforstet worden sind.

Das Areal unmittelbar an der Landesgrenze zu NRW liegt nahe der geplanten Trasse für den A1-Lückenschluss zwischen Blankenheim und Kelberg und wird nun zum Hoffnungsträger für Gewerbeansiedlungen in diesem Teil der Eifel. Alternativen haben die „Letter“-Unterzeichner derzeit keine.

Letzte Option bei ausweisbaren Gewerbeflächen: Ahrgemeinde bald ausgebucht

In Blankenheim ist schon lange klar, dass die geplante Erweiterung des Gewerbegebiets oberhalb des Ahrquellenortes um 5,2 Hektar nicht nur schnell ausgebucht sein wird, sondern auch die letzte Option bei ausweisbaren Gewerbeflächen laut geltendem Raumordnungsplan des Kreises Euskirchen. Anderswo, etwa im Ahrtal, verbietet sich das schon nach der Risikoeinschätzung infolge des Ahrhochwassers vom vergangenen Juli.

Das ist auch das Problem im Gebiet der Verbandsgemeinde Gerolstein: Der Industrie- und Gewerbepark „HiGiS“ bei Wiesbaum ist mehr oder weniger ausgebucht, das Gewerbegebiet an der Oberen Kyll bei Jünkerath ebenso – bleibt das Kylltal unterhalb der „Brunnenstadt“ in Richtung Kyllburg. Aber etwa vor dem Ort Densborn standen Betriebe unter Wasser mit hohen Schäden, so Stefan Mertes, Wirtschaftsförderer der Verbandsgemeinde Gerolstein.

Blankenheimer hoffen auf finanzielle Förderung aus Mainz

Mertes hat für die nötigen raumordnerischen Vorprüfungen des neuen Industrie- und Gewerbeparks die Federführung übernommen. Er leitet die Unterlagen an die Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord (SGD Nord) des Landes Rheinland-Pfalz in Koblenz weiter. Er soll sich wie die beteiligten Kommunen aus Rheinland-Pfalz auch um eine finanzielle Förderung des Projektes durch die Landesregierung in Mainz kümmern.

Ob und wann aus der Absicht tatsächlich ein Industrie- und Gewerbepark wird, steht derzeit noch in den Sternen. Fest steht nur, dass die vier Kommunen in einer noch zu findenden Rechtsform – etwa einem Zweckverband oder einer GmbH – die benötigten Flächen der Gemeinde Nohn, die sie komplett besitzt, abkaufen werden. Der NRW-Partner Blankenheim könnte, da er so keine eigenen Flächen beisteuern kann, für die benötigten „Ausgleichsflächen“ sorgen.

Man werde mit dem „A1“ in der Lage sein, „für die Entwicklung der Großregion Vulkaneifel-Ahr attraktive Standortalternativen und Rahmenbedingungen für Unternehmen zu bieten“, ist Gerolsteins VG-Bürgermeister Hans Peter Böffgen jedenfalls überzeugt.

Auch Adenaus Bürgermeister Guido Nisius ist froh über die neue Option: In und um Adenau herum, speziell am Nürburgring, gebe es keine freien Gewerbeflächen mehr. Am Ring wird zwar das schon bestehende Gebiet erneut vergrößert, ist aber vermutlich schnell ausgebucht.

Weiterbau der A1 bedeutsam für neuen Gewerbepark

Nisius ist auch Sprecher der Arbeitsgemeinschaft „Pro A1“ und betont naheliegenderweise, „dass der Lückenschluss der Autobahn A1 konstituierendes Merkmal für den neuen Gewerbepark sein muss“. Wann damit zu rechnen ist? Wirtschaftsförderer Stefan Mertes spricht von „langem Atem“, den es brauche – womit er nicht nur die zu erwartenden Zeiträume der Planfeststellverfahren beim Industrie- und Gewerbepark meint.

Schon in den 1970er Jahren wurden für die Eifel wichtige Unternehmen wie die TechniSat-Gruppe bei Daun und eine Vielzahl von kleineren Mittelständlern mit genau dem Versprechen in die Vulkaneifel geholt, dass die A1 komme.

Die vier Kommunalvertreter waren sich da bei der Unterzeichnung des „Letters of Intent“ im Bürgerhaus von Nohn einig: Sie wollen den „Interkommunalen Industrie- und Gewerbepark A1“ auf jeden Fall. Auch ohne Autobahn. Bedarf an Gewerbeflächen haben sie genug.