Ehemaliges SchwimmbadBlankenheimer Rat stimmt für drei Millionen teuren Kletterpark
- Im Januar 2015 wurde das Freibad nach einer Bürgerbefragung geschlossen.
- Seitdem verkam es mehr und mehr zur Ruine. Im Sommer 2018 beschloss der Gemeinderat das Bad abzureißen.
- Erste Gerüchte über einen Kletterpark stießen bei einigen Anwohnern auf Ärger.
Blankenheim – Es knubbelte sich im Blankenheimer Ratssaal, als erstmals öffentlich die Planungen für einen neuen Kletterpark im Bereich des Weiherparks anstelle des ehemaligen Schwimmbads vorgestellt wurden. Felix Knetsch, ein Geschäftsführer der Kölner Fidum-Gruppe, erläuterte seine Pläne für das Drei-Millionen-Projekt, das schon im Vorfeld für Furore gesorgt hatte. Er konnte schließlich beruhigt zur Kenntnis nehmen, dass die Blankenheimer Politiker geschlossen hinter seinem Vorhaben stehen: Einstimmig wurde das Projekt bei zwei Enthaltungen für gut geheißen.
Ohne eine Kletterhalle sei heutzutage eine solche Anlage nicht wirtschaftlich zu betreiben, sagte Knetsch. 21 Meter soll sie hoch werden und den Freizeitsportlern nicht nur innen, sondern auch außen Kletterspaß bieten. Ganz Mutige sollen sich mit einer „Zipline“, also einer Seilbahn, über den Blankenheimer Weiher schwingen können.
20 Meter hoher Kletterturm aus Holz wird das Kernelement
Kernelement wird der „Kristallturm“, bei dem sich in einem Bereich von 20 Höhenmetern maximal 160 Personen gleichzeitig bis zu vier Stunden an 120 Kletterstationen vergnügen können. Der als Muster geschützte Turm soll in Blankenheim aber nicht aus Stahl, sondern aus Holz entstehen. Auf dem Dach des Turms soll Platz sein für eine Veranstaltungsfläche von bis zu 200 Quadratmetern. Von November bis Februar könnte sich dort „Deutschlands höchste Eisbahn“ befinden, so Knetsch.
Damit hätte man ein Alleinstellungsmerkmal. Außerdem plant Knetsch einen Hochseilgarten, einen Fitnesswald mit Baumhäusern und eine zusätzliche Gastronomie sowie eine öffentlich zugängliche Toilettenanlage. Nicht nur Privatleute, sondern auch Firmenkunden sollen durch das Konzept angesprochen werden. Kommunikation, Vertrauen und Teambildung können in einer Incentive-Anlage trainiert werden. Die Firmenkunden könnten in Blankenheim als willkommene Übernachtungsgäste verweilen, erläuterte Knetsch.
Es gab zahlreiche Befürworter des Projekts. Insbesondere Markus Ramers (SPD) sagte: „Blankenheim braucht dringend eine solche Aufwertung.“ Denn Entwicklungen wie beispielsweise in Bad Münstereifel oder Monschau habe Blankenheim bislang nichts entgegenstellen können. Die von einigen Anwohnern geäußerten Bedenken werde man natürlich ernst nehmen und versuchen, hier ein Einvernehmen herzustellen.
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6 Fragen an: Felix Knetsch, Geschäftsführer der Fidum-Gruppe
Herr Knetsch, wie sind Sie auf Blankenheim aufmerksam geworden?
Ich habe online einen Artikel Ihrer Zeitung gelesen, dass in der Gemeinde Blankenheim im Zentralort das Freibad abgerissen wird. Da war mir klar, dass es passen könnte, an dieser Stelle eine außergewöhnliche Kletteranlage zu betreiben, wie sie mir vorschwebt. Um sie wirtschaftlich führen zu können, muss es auf jeden Fall gelingen, die örtliche Hotellerie mitzunehmen und die Infrastruktur zu nutzen. Ein normaler Alltagshochseilgarten hat lediglich eine Verweilzeit von anderthalb bis zwei Stunden.
Je mehr man aber den Leuten bieten kann, desto länger bleiben sie und dann nehmen sie auch eine längere Anfahrt in Kauf. Gleichzeitig habe ich Verbindungen zur Region, denn mein Geschäftspartner in der Fidum-Gruppe, Dr. Ingo Wolf, kommt aus Euskirchen. Wir beraten als Firmengruppe anwaltlich, aber auch ganz klassisch in strategischen und rechtlichen Fragen. Das Beratungsunternehmen gibt es seit 2013.
Sind Sie mit dem Verlauf der Beratungen im Gemeinderat zufrieden?
Über den schönen Beschluss im Blankenheimer Rat habe ich mich sehr gefreut, politisch scheinen wir nun Rückendeckung zu haben.
Wieso wollen Sie überhaupt eine Kletteranlage errichten?
Weil ich mich damit gut auskenne: Ich habe unter anderem zwei solcher Konzepte mit meinem Beratungsunternehmen betreut. Das Beratungsgeschäft ist spannend, aber man selbst kommt dabei nirgendwo konkret an und muss zuweilen auch schlechte Nachrichten überbringen. Ich bin daher jetzt auf der Suche nach Beständigkeit und Freude an einem funktionierenden Betrieb.
Ich verbringe wöchentlich 70 Stunden im Büro, doch das Unternehmen, welches mir am meisten Spaß macht, ist unsere Kleinbahn in Köln. Daraus hat sich bei mir die Überzeugung entwickelt, dass es wichtig ist, mit Freizeitanlagen Menschen in die Natur zu führen.
Um was für eine Kleinbahn handelt es sich?
Mir gehört seit 2015 die Kleinbahn im Kölner Rheinpark. Sie wurde 1957 gebaut und 1971 wieder instand gesetzt. Die Bahn führt auf einer zwei Kilometer langen Gleisanlage durch das Gelände der alten Bundesgartenschau. Erworben habe ich die Bahn, als ich eine Beteiligung an dem 1912 gegründeten, ehemaligen Gleisbau-Unternehmen Otto Conrad Eisenbau- & Tiefbaugesellschaft, das sich in einer Schieflage befand, übernahm. Es gelang aber leider nicht, dieses Unternehmen zu sanieren. Diese Firma war aber auch der Erbauer der Gleisbahn.
Was kann man über Ihre Person in Erfahrung bringen?
Ich bin 39 Jahre alt und lebe mit meiner Partnerin und meiner achtjährigen Tochter in Köln. Meine Tochter ist mein größtes Hobby und meine spannendste Aufgabe, danach kommt die Kleinbahn. Ich bin gerne im Rheinpark präsent und engagiere mich im Förderverein. Beruflich habe ich einen Meister für Veranstaltungstechnik erworben und später Wirtschaftsrecht an der Rheinischen Fachhochschule studiert.
Warum ist es Ihnen wichtig, darauf zu verweisen, dass Sie kein Fremdkapital verwenden wollen?
Ich sehe mich nicht in erster Linie als Investor, sondern als Betreiber. Rendite sollte keinen Vorrang vor Sinnhaftigkeit haben.