Ein HoffnungszeichenHeilige Familie aus Krippe überstand die Flut in Blankenheim
Blankenheim-Uedelhoven – Maria fehlt eine Hand, dem Jesuskind der rechte Arm, die ganze Heilige Familie ist noch stark mit Schlamm verdreckt: Das ist die Gedenkkrippe in der Uedelhovener Kirche.
Kerzen brennen für Betroffene der Flut
Erwin Stein zündet vor dem Altar der Pfarrkirche St. Mariä Himmelfahrt die Kerzen an. „Die drei kleinen Kerzen hier vorne erinnern an die Orte in der Gemeinde Blankenheim, die von der Juli-Flut betroffen waren“, erklärt der Vorsitzende des Heimatvereins Uedelhoven.
Herzen mit den Ortsnamen Blankenheim, Ahrhütte und Ahrdorf sind an die Kerzen geklebt. Doch das eigentliche Gedenken steht dahinter: eine Krippe aus bemalten Gipsfiguren – zwei Hirten, drei Schafe, die Heilige Familie.
Die Brüder Niethen bauten eine große Krippensammlung auf
Die Figuren waren nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs bis ins Jahr 1963 zur Weihnachtszeit in Uedelhovens Pfarrkirche aufgebaut, dann wurden sie gegen neue ausgetauscht und auf einen Speicher gepackt, so Stein. 37 Jahre, bis der Kirchenvorstand sie 2000 gegen einen eher symbolischen Obolus an Franz-Rudolf und Josef Niethen in Rech an der Ahr verkaufte. Die Brüder bauten damals eine große Krippensammlung auf.
An die 200 Krippen aus drei Kontinenten – von der Miniaturkrippe in einer Nussschale bis zu großen, personalstarken Darstellungen kamen in den Räumen der ehemaligen Bäckerei der Niethens in Rech zusammen. Zu besichtigen gegen Eintritt, der einem wohltätigen Zweck gespendet wurde.
Die Flut zerstörte das Haus und den Großteil der Krippe
Und dann kam die Flut. Auch das Wohn- und Geschäftshaus der beiden Bäckermeister wurde stark zerstört. Der größte Teil der Krippensammlung, die im Erdgeschoss aufgebaut war, wurde mit den Fluten weggeschwemmt oder vom Wasser zerstört. Nur die Krippe aus Uedelhoven habe die Naturkatastrophe überstanden, so Erwin Stein. Sie sei in einem abgesperrten Bereich des Gebäudes weitestgehend sicher gewesen.
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Nicht nur ihre Sammlung hatten die Brüder Niethen so verloren. Ihr Wohnhaus war unbewohnbar geworden. Die beiden über 80-Jährigen leben seitdem in einer Notunterkunft, weiß Erwin Stein.
Die Heilige Familie wurde wiedergefunden
Er und Freunde machten sich im August auf den Weg nach Rech und entdeckten in einer Garage, in der Helfer zuvor die noch vorhandenen Reste der Krippensammlung einfach gestapelt hatten, die Figuren der alten Uedelhovener Krippe. Ramponiert, mit Schlamm verdreckt, aber fast vollständig – vor allem die Heilige Familie. Stein und die Kollegen sammelten die Figuren ein und brachten sie zurück nach Uedelhoven.
Seit wenigen Tagen haben die Uedelhovener so ihre alte Krippe wieder – als Flutkrippe oder auch als ein Zeichen der Hoffnung, wie es Erwin Stein lieber bezeichnen will. Dass Figuren beschädigt und stark verdreckt sind, spielt da keine Rolle.
Aus alten Ahr-Rebstöcken ist eine Art Stall gebaut worden, kleine Platten aus Schiefer, ebenfalls in Rech aufgelesen, bedecken den Boden, davor fließt, in Blau auf Pappe gemalt, die stilisierte Ahr.
Es sollen Spenden für die Brüder Niethen gesammelt werden
„Wir haben die Krippe wieder aufgebaut, um Spenden für die beiden Krippensammler, die Brüder Niethen, zu sammeln. Das Geld soll ihrem Lebensunterhalt dienen“, so Erwin Stein. Ein Spendenkonto wurde vom Heimatverein Uedelhoven eingerichtet, es sind auch Barspenden möglich.
Bis Ende Januar soll die Krippe zu sehen sein. Ob sie dann in Uedelhoven verbleibt, wohin sie aus der Not heraus zurückgebracht wurde, ist noch nicht entschieden.
Für Erwin Stein ist diese besondere Heimkehr allerdings alles andere als ein Zufall: „Es ist eine Fügung, des Schicksals, dass gerade unsere Figuren mit nur wenigen anderen Einzelexponaten der Ausstellung gerettet werden konnten.“
Am 6. Januar, nach dem Kirchenfestkalender der Tag der Ankunft der Heiligen Drei Könige an der Krippe zu Bethlehem, wird man merken, dass diese Darstellung der Geburt Jesu im Stall eben anders als die anderen ist. Dann kommen nur zwei Könige. Der dritte ist wie Ochs und Esel spurlos in den Ahrfluten verschwunden.