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Historisches GebäudeVor dem Kauf des Bahnhofs Blankenheim-Wald sind viele Fragen offen

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Ein Plakat mit der Aufschrift „Küss mich wach“ hängt an der Fassade des Bahnhofs Blankenheim-Wald. Der untere Teil ist bereits zerrissen.

„Küss mich wach!“: Dieses Plakat wirbt bereits seit Jahren um Ideen für eine neue Nutzung des Bahnhofsgebäudes in Blankenheim-Wald.

Investor Michael Rosemeyer verhandelt zum zweiten Mal mit der Gemeinde Blankenheim und schließt ein Scheitern des Projekts nicht aus.

Die Pläne eines Investors für den seit Jahren leerstehenden alten Bahnhof in Blankenheim-Wald könnten scheitern. Das will Michael Rosemeyer von der Interconsult UG nicht mehr ausschließen. Er äußerte sich jetzt zum möglichen Umbau und neuen Nutzung des Gebäudes – so er es von der Gemeinde Blankenheim kaufen sollte.

Rosemeyer, Unternehmer aus Brühl und dort für die Grünen im Stadtrat, ist nicht zum ersten Mal in Verkaufsgesprächen mit der Gemeinde Blankenheim für den alten Bahnhof. Schon vor zehn Jahren habe er sein Interesse bekundet. Doch die Gespräche seien nach einem halben Jahr ergebnislos abgebrochen worden, so Rosemeyer.

Investor verhandelt zum zweiten Mal mit der Gemeinde Blankenheim

Er und sein Mit-Geschäftsführer Bernd Schnittker investierten stattdessen in einen anderen kleinen, alten Bahnhof in Fröndenberg, den sie zwischenzeitlich wieder verkauft haben. Das Problem dort: Wie kann man eine solche Immobilie kostendeckend betreiben? Jetzt ist dort ein Fitness-Studio eingezogen, eine mögliche sinnvolle Alternative. Für Rosemeyer bedeutet es für seine erneuten Gespräche mit der Gemeinde Blankenheim: „Wir kennen uns mit solchen Sachen aus.“

Investor Michael Rosemeyer verhandelt mit der Gemeinde über einen Kauf.

Investor Michael Rosemeyer verhandelt mit der Gemeinde über einen Kauf.  

Doch auch beim zweiten Versuch dauern die Kaufverhandlungen schon eineinhalb Jahre. Es gab eine Besprechung mit den Fraktionsvorsitzenden, eine Vorstellung seiner Pläne im nicht-öffentlichen Teil der jüngsten Haupt- und Finanzausschusssitzung, einen Ortstermin mit Denkmalschutz, Bauamt des Kreises Euskirchen, mit Nordeifel Tourismus und Gemeinde.

Im alten Güterschuppen könnte eine Gastronomie eingerichtet werden

Knackpunkt sei nicht der mögliche Kaufpreis. Auch die aus Sicht Rosemeyers versäumte Beantragungen von Geld aus dem Wiederaufbaufonds für Flutschäden für das ebenfalls betroffene Bahnhofsgebäude oder anderer Fördermittel sei genauso wenig ein Problem. Offen ist vielmehr die Frage, wie man eine rentierliche Nutzung des Gebäudes sicherstellen kann. „Wir wollen wenigstens mit ein, zwei Ankermietern eine Schwarze Null erwirtschaften können“, stellt Rosemeyer klar. Nicht alle Ideen, die eine Onlinebefragung durch Studierende der Internationalen Universität Düsseldorf in Kooperation mit der Nordeifel Tourismus ergeben haben, sieht er daher positiv.

Für ihn könnte zunächst der ehemalige Güterschuppen, der noch in vergleichsweise gutem baulichen Zustand ist, ein Versammlungssaal mit Gastronomie inklusive Außengastronomie werden. Mit Wiederinbetriebnahme der Eifelstrecke wäre Blankenheim-Wald schließlich bestens erreichbar, und die eigentlich abseitige Lage im 30-Einwohner-Dorf kein Nachteil mehr.

Die historische Aufnahme ist Teil einer Ansichtskarte mit Motiven aus Blankenheim-Wald und Blankenheimerdorf aus den 1910er-Jahren.

„Partie am Bahnhof“: Die historische Aufnahme ist Teil einer Ansichtskarte mit Motiven aus Blankenheim-Wald und Blankenheimerdorf aus den 1910er-Jahren.

Das Bild zeigt einen Fahrkartenautomaten und Informations-Aushänge am Bahnhof Blankenheim-Wald.

Die Deutsche Bahn hat schon längst Fakten geschaffen: Tickets gibt's im Fahrkartenautomat im kleinen Unterstand. Die Immobilie daneben ist dafür nicht mehr nötig.

Im ehemaligen Bahnhofsrestaurant würde der Investor am liebsten einen Handwerksbetrieb, vielleicht eine Werkstatt für Menschen mit Handicap, ein kleines Start-Up, ein Kulturzentrum oder ein Dienstleistungsangebot sehen. Alles Beispiele für Optionen, die eine sichere Miete garantieren würden. „Es wäre hilfreich, wenn die Gemeinde Blankenheim selbst Mieter werden könnte“, so Rosemeyer. In der einstigen Schalterhalle wiederum hält er – das war auch ein oft genannter Vorschlag in der Umfrage – einen kleinen Kiosk, vielleicht mit einem Tourismus-Online-Terminal ausgestattet, für möglich.

Zentral bei allen Plänen ist für ihn die Schaffung einer öffentlichen, rund um die Uhr geöffneten Toiletten-Anlage. Zudem solle schon aus Sicherheitsgründen eine Wohnung für einen der Pächter vorgesehen sein, der auch Hausmeisteraufgaben übernehmen kann. Die könnte im Obergeschoss neben einfacheren Gästezimmern für Kurzzeit-Touristen eingerichtet werden.

Über die Zukunft des alten Bahnhofs ist noch nicht entschieden

Doch vor einem möglichen Kauf müssen offenbar noch einige Probleme aus dem Weg geräumt werden. Zum einen hat Bürgermeisterin Jennifer Meuren klar gemacht, dass die Gemeinde – damit gemeint ist auch die Beschlusslage des Gemeinderates – aktuell vor allem in den Straßenbau, die Schulen und die Feuerwehr investieren will. Unklar ist, ob es sich bei einer möglichen Anmietung von Räumen im sanierten Bahnhof um Beträge handeln kann, die diese Prioritäten gefährden.

Zum anderen hat Rosemeyer bei einer Befragung von Bäckereien „im Umkreis von 20 Kilometern“, ob sie sich einen Imbissbetrieb in der ehemaligen Schalterhalle vorstellen können, nur „verhaltene Resonanz“ erhalten.

Zwischenergebnis der mittlerweile dritten Verhandlungsrunde mit Kaufinteressenten, nachdem die Gemeinde die Immobilie 2013 erworben hat: „Die Sache zieht sich leider“, so Rosemeyer: „Entschieden ist noch nichts. Es gibt noch offene Fragen zwischen uns und der Gemeinde, vor allem hinsichtlich einer wirtschaftlich tragfähigen Nutzung. Es ist also auch möglich, dass die Gespräche nicht zu einem positiven Ergebnis führen.“

Man habe schließlich auch andere Objekte im Blick. Käme es so weit, könnte über kurz oder lang passieren, was nicht nur er gerne verhindern würde: Abriss des Gebäudes und Schaffung von Parkplätzen. Auch für diese Alternative gibt es Befürworter.