Studierende haben eine Umfrage zur Nutzung des Bahnhofs-Gebäudes in Blankenheim-Wald durchgeführt und ein Konzept erstellt.
111 Jahre altes GebäudeInvestor hat Interesse am Bahnhof Blankenheim-Wald
Es ist ein neuer Versuch, den seit Jahren leerstehenden Bahnhof in Blankenheim-Wald zu neuem Leben zu erwecken. Die Firma Interconsult aus Brühl will das aus dem Jahr 1913 stammende Gebäude von der Gemeinde Blankenheim kaufen, sanieren und einer neuen Mischnutzung zuführen. Eine begleitende Online-Umfrage der Internationalen Hochschule Düsseldorf schlägt Nutzungskonzepte vor.
Michael Rosemeyer, Geschäftsführer der Interconsult, war bereits im Dezember zu Gast im nicht-öffentlichen Teil der Haupt- und Finanzausschusssitzung in Blankenheim. Er hat regen Kontakt zur Nordeifel Tourismus GmbH und der Wirtschaftsförderung des Kreises. Fragen zu seinen Plänen für das Gebäude will er in den nächsten Tagen beantworten. Käme es zum Kauf des 111 Jahre alten Bahnhofgebäudes, wäre der Verfall des seit 2009 leerstehenden Bauwerks, das die Gemeinde 2013 von der Deutschen Bahn gekauft hatte, um es zu erhalten, endlich gestoppt.
An dem Gebäude in Blankenheim-Wald besteht hoher Sanierungsbedarf
Zwar gab es 2020 einen Investor aus Schmidtheim fürs Objekt, der zog seine Pläne jedoch zurück. Zudem wurde die damalige Absicht der Gemeinde, das Gebäude für einen symbolischen Euro zu überlassen, von der Kommunalaufsicht gestoppt. Und auch der 2015 gegründete „Förderverein Bahnhof Blankenheim-Wald“ ließ vor vier Jahren eigene Pläne für eine Neunutzung des Bahnhofsgebäudes wieder in der Schublade verschwinden. Die Deutsche Bahn hat ebenfalls 2020 für 4,8 Millionen Euro die Gleisanlagen erneuert und den Zugang barrierefrei gestaltet.
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Seitdem tat sich nichts. Das ehemalige Bahnhofsrestaurant ist stark sanierungsbedürftig, gleiches gilt für alle anderen Räume und die Fassade. Einzig die angebaute, hohe Lagerhalle scheint halbwegs brauchbar zu sein. Von außen wirkt das Gebäude trostlos, vor dem Park-and-Ride-Stellplätze, solche für E-Bikes samt Ladesäule, Bushaltestellen, Hinweistafeln auf das touristische Angebot in der Gemeinde und ein Briefkasten zu finden sind.
Man habe zwischenzeitlich angefragt, ob über die Förderkulisse des Projekts „Rheinisches Revier“ – Blankenheim liegt in der Randzone – Geld für eine Gebäudesanierung abrufbar wäre, so Bürgermeisterin Jennifer Meuren. Doch die möglichen, immerhin sechsstelligen Beträge seien vermutlich zu niedrig.
Bürgermeisterin bestätigt Verhandlungen mit dem Investor
Investor Interconsult aus Brühl schreckt das alles offenbar nicht ab. Das Unternehmen hat schon im westfälischen Fröndenberg einen vergleichbaren kleinen Bahnhof saniert, das Objekt zwischenzeitlich wieder verkauft. Die Verhandlungen – ohne den Investor namentlich zu nennen – bestätigt Meuren, die im Auftrag des Gemeinderates Bahnhofsgebäude, Lagerhalle und den ebenfalls der Gemeinde gehörenden Vorplatz nach dem Boden- und Buchwert verkaufen möchte. Vorbereitende bautechnische Bodenuntersuchungen des Areals sind schon erfolgt.
Und was könnte im Bahnhofsgebäude geschehen? Um das herauszubekommen, haben vier Studierende der Internationalen Hochschule Düsseldorf in Kooperation mit der Nordeifel Tourismus GmbH 566 Personen, etwa hälftig Touristen und Einheimische, befragt.
Die meisten wünschen sich ein gastronomisches Angebot
Demnach wünschen sich 87 Prozent der Befragten ein gastronomisches Angebot: in absteigender Reihenfolge ein Café, Restaurant, Imbiss oder Kiosk. 42 Prozent hätten gerne einen Mini-Supermarkt mit allem, was man als Urlauber unterwegs so braucht: etwas gegen den kleinen Hunger oder auch ein kleines Verbandsmaterial-Set für leichte Verletzungen wie Wanderschuhblasen. 80 Prozent der Befragten sind für die Einrichtung von sanitären Anlagen, 61 Prozent für eine Tourist-Info im Bahnhof. Die, so Meuren, könne etwa entweder mit einem persönlichen Ansprechpartner vor Ort oder „virtuell verknüpft mit unserer TI in Blankenheim“ umgesetzt werden.
Zudem befürworten 83 Prozent der Befragten ein Serviceangebot „Rund ums Fahrrad“ mit Verleih – vor allem E-Bikes, ein Anbieter ist in Blankenheimerdorf – einer Werkstatt, Garage und Putzstation.
Der Denkmalschutz könnte ein Knackpunkt werden
Die Studierenden haben auf Basis dieser Umfrageergebnisse Nutzungskonzepte für den zweigeschossigen Bau erstellt, die Planungsgrundlage für einen Investor sein könnten. Im Erdgeschoss wäre so neben der Tourist-Information die neue Bahnhofsgastronomie denkbar, wahlweise mit oder ohne Mini-Supermarkt.
Auf der Vorderseite, eventuell auch zur Gleisseite hin, schlagen die Studierenden eine Außengastronomie vor. In einem neu zu schaffenden Anbau soll es eine stets zugängliche Toilette geben. Im Obergeschoss wären das Büro der Touristiker samt Lagerraum, Toiletten für Bedienstete, Duschen und Umkleiden. In der angrenzenden Lagerhalle sowie im Keller wäre Platz für Fahrradverleih und Werkstatt sowie weitere Angebote.
Dem Vernehmen nach gibt es bei den Verkaufsverhandlungen einen Knackpunkt: So will die Gemeinde eine Unterschutzstellung des Gebäudes vermeiden. Denkmalschutz bedeutet zwar Zuschüsse für den Investor. Scheitert das Konzept aber und fällt das erneut ungenutzte Gebäude zurück an die Gemeinde, wäre ein Abriss schwierig.
„Noch in diesem Jahr“, so Bürgermeisterin Meuren, soll es zur Vertragsunterzeichnung kommen. Der Förderverein Bahnhof Blankenheim-Wald ist informiert – und sieht sich mal wieder kurz vor dem Erreichen des Vereinsziels. Wann der Bahnhof die erhoffte schöne Adresse für den ersten optischen Eindruck werden kann, den Reisende von der Gemeinde Blankenheim haben, das bleibt noch die spannende Frage.
Fahrradboxen
Für Radwanderer, die am Bahnhof Blankenheim-Wald derzeit den Schienenersatzverkehr nutzen – ab Sommer soll die Eifelstrecke in diesem Bereich wieder befahrbar sein – plant die Gemeinde Blankenheim ein neues Angebot: Für 113.000 Euro bei 90-prozentiger Förderung über ein Programm des „Nahverkehr Rheinland“ werden sechs Fahrradboxen aufgebaut, zudem wird es eine Wartehalle für die Busfahrgäste geben.