Die Weichen sind gestellt: Im kommenden Jahr zieht der Bahnhof des Ahrtal-Örtchens Walporzheim um ins Freilichtmuseum nach Kommern.
Umzug von der AhrZiel ist das Freilichtmuseum Kommern: Bahnhof Walporzheim geht auf Reisen
Normalerweise nutzt man einen Bahnhof, um auf Reisen zu gehen. In Walporzheim an der Ahr hingegen geht demnächst ein ganzer Bahnhof auf Reisen – und zwar ins Freilichtmuseum nach Kommern. „Der Vertrag mit der Deutschen Bahn ist zwar noch nicht endgültig unterzeichnet, aber ja: Wir werden den Walporzheimer Bahnhof im kommenden Jahr auf den Kahlenbusch nach Kommern holen“, bestätigt Museumsdirektor Dr. Carsten Vorwig im Gespräch mit dieser Zeitung.
Ähnlich wie die von der Flutkatastrophe betroffenen Bahnstrecken im Kreis Euskirchen wird derzeit auch die Ahrtalbahn zwischen Remagen und Ahrbrück wieder instandgesetzt und elektrifiziert. „Die Bahnsteige am Bahnhof in Walporzheim wären künftig zu niedrig“, erläutert Vorwig, warum die Bahn plant, das Gebäude aus dem Jahr 1910 durch einen neuen, modernen Haltepunkt zu ersetzen: „Wir sind bereits einige Jahre mit der Bahn dazu im Gespräch.“
Ahrtal-Bahnhof blieb von der Flutkatastrophe 2021 verschont
Von der Flutkatastrophe im Juli 2021 blieb der in Fachwerkbauweise errichtete, kaiserzeitliche Bahnhof verschont: „Das Gebäude liegt auf einem erhöhten Damm jenseits der Bundesstraße und wurde zum Glück nicht überflutet“, so der Museumschef weiter. Der Transport soll in der ersten Jahreshälfte 2024 stattfinden. „Wir arbeiten derzeit noch am genauen Plan für die Translozierung“, so Vorwig weiter.
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Es sei aktuell noch nicht klar, ob das insgesamt 20 Meter lange und sechs Meter breite Gebäude am Stück oder wandweise ins Luftlinie rund 33 Kilometer entfernte Freilichtmuseum nach Kommern transportiert werden soll. „Wir werden auf jeden Fall das Dach abbauen und die Freilufthalle demontieren“, berichtet Vorwig.
Klar ist hingegen, dass das Bahnhofsgebäude in der Baugruppe Marktplatz Rheinland seinen neuen Standort finden soll. Der alte Parkplatz am heutigen Waldpädagogikzentrum, dem ehemaligen Eingangsgebäude des Museums, soll demnach zum Bahnhofsvorplatz umgebaut werden. „Wir werden das Gebäude, das aus einem alten Wartesaal, einer überdachten Freilufthalle und einem Stellwerk besteht, in verschiedenen Zeitschnitten präsentieren“, so Vorwig weiter: „Der Wartesaal könnte zum Beispiel im Originalzustand präsentiert werden.“
Industriefachwerk aus der Kaiserzeit im Kommerner Museum
Der Zweckbau wurde ab 1910 an der neuen Trasse der Ahrtalbahn errichtet und 1912 eingeweiht. „Es handelt sich dabei um sogenanntes Industriefachwerk“, erklärt der Museumsdirektor: „Die Fachwerkbalken wurden maschinell zugeschnitten und sind daher sehr gerade. Das ist eine ähnliche Technik wie beim Pingsdorfer Tanzsaal, der bereits im Museum steht.“
In der Ortsmitte des Weindörfchens Walporzheim gibt es übrigens noch einen weiteren, noch älteren Bahnhof: Der stammt aus dem Jahr 1886, als die Ahrtalbahn in Betrieb genommen wurde. Ab dem Jahr 1910 wurde die Bahntrasse dann jedoch auf einen weiter von der Ahr entfernten Damm verlegt, wo die Strecke noch heute verläuft.
Walporzheim ist aktuell Endstation der Ahrtalbahn: Der folgende Abschnitt über Dernau und Altenahr bis Ahrbrück wurde beim Juli-Hochwasser 2021 nahezu vollständig zerstört.
Der Marktplatz Rheinland erhält einen Bahnhofsvorplatz
Wie bei zahlreichen Zweckbauten aus der Kaiserzeit üblich, wurde auch der Walporzheimer Bahnhof als Typenbau umgesetzt. „Um Kosten zu sparen, wurden Bahnhofsgebäude zentral geplant und dann in ähnlicher Form im ganzen Kaiserreich errichtet. Es soll noch ein baugleiches Gebäude wie in Walporzheim geben – das recherchieren wir derzeit aber noch“, berichtet Vorwig.
Am Marktplatz Rheinland soll der Bahnhof den Museumsbesuchern dann die Geschichte des Eisenbahnbaus in der Region vermitteln. „Ein paar Meter Schienen bekommen wir sicherlich auch noch dazu“, freut sich Vorwig auf das neue Projekt: „Und es wäre ein Traum, wenn wir auch noch ein passendes Bahnfahrzeug vor den Bahnhof stellen könnten.“
Freilichtmuseum Kommern: Holzwurmbekämpfung beginnt im Oktober
Noch in diesem Oktober beginnen im Kommerner Freilichtmuseum die Sanierungsarbeiten an insgesamt neun von Holz-Schädlingen befallenen Fachwerkgebäuden. Die betroffenen Bauten werden komplett in Folie eingepackt und auf eine Temperatur von 55 bis 60 Grad erhitzt, um die Schädlinge in den Holzbalken abzutöten.
„Ab dem 16. Oktober werden die ersten Häuser eingehaust und auf die Thermo-Behandlung vorbereitet“, berichtet Museumsdirektor Dr. Carsten Vorwig: „Am 23. Oktober startet dann das Aufheizen, um den Holzwurm abzutöten.“ Billig werde die Sanierung nicht, „zumal auch einige sehr große Gebäude betroffen sind“, so Vorwig weiter.
An der Zehntscheune aus Sechtem in der Baugruppe Eifel wird mit den Arbeiten begonnen. „Das ist das größte der betroffenen Gebäude – danach sind die kleineren Fachwerkgebäude an der Reihe“, berichtet Vorwig: „Es besteht zwar noch keine direkte Gefahr für die Statik der Fachwerkbauten, aber wir müssen dieses Jahr tätig werden, um Schlimmeres zu verhindern“, so der Museumschef. Das Freilichtmuseum bleibt auch während der laufenden Sanierungsarbeiten für Besucher geöffnet.