Der Bürgerverein Ahrhütte feiert sein 100-jähriges Bestehen. Dabei soll auch an die Flut erinnert werden.
100-jähriges BestehenBürgerverein Ahrhütte widmet Jubiläumsfeier dem Gedenken an die Flut
Nach Pandemie und Flut feiert der Bürgerverein Ahrhütte am Sonntag, 2. April, sein 100-jähriges Bestehen. Er wurde am 21. September 1921 gegründet. Zum Anlass werden zwei Gedenktafeln an das Hochwasser vom Juli 2021 in der Ortsmitte enthüllt.
Genauer am einstigen Standort der Eisenhütte am Ahrufer, die dem heute 256 Einwohner zählenden Ort seinen Namen gab. „Es war nicht das erste große Hochwasser in Ahrhütte, die gab es auch schon 1727, 1910 und 1984. Aber es war das mit Abstand schlimmste“, erinnert sich Franz Mahlberg, 85 Jahre alt und heute das älteste Mitglied im Bürgerverein.
Erinnerungsschild aus Flutholz
Er verlor mit der Flut alle Maschinen in seiner Schreinerei. Die waren wenigstens versichert und sind schon ersetzt. Seine Arbeitshalle und auch Keller und Erdgeschoss des Wohnhauses wurden geflutet, erst vor wenigen Tagen haben Agnes und Franz Mahlberg ihre neue Küche bekommen.
Zum Jubiläumstag des Bürgervereins, der auch ein Gedenktag an die Flut sein wird, hat Mahlberg aus einem Stück Flutholz ein Erinnerungsschild geschnitzt: „Danke“ steht schlicht darauf: „Wem man für was nach dem Hochwasser danken will, das soll offen bleiben.“ Er will es an der Ahrbücke neben dem Pfarrheim anbringen lassen. Dort wird die eigentliche Gedenktafel aufgestellt, die daran erinnert, dass hier das Wasser 4,66 Meter hoch stand, 52 Zentimeter über dem oberen Rand der Brückenmauer. Zum Glück sei in der Nacht niemand verletzt worden oder gar ums Leben gekommen.
Der Verein zählt zu den eher unbekannteren in der Gemeinde Blankenheim. 43 Mitglieder hat er, davon seien 18 aktiv dabei, so Jochen Kirwel, zweiter Vorsitzender. Mit dem Bau des Kriegerdenkmals zur Erinnerung an neun im Esten Weltkrieg gefallene „Hüttener“ hatte der Verein schon vor der offiziellen Gründung sein Engagement begonnen. Um die Pflege und den Erhalt des Denkmals zu sichern, war 1920 zunächst der Denkmalbauverein gegründet worden. Der bestand nur ein Jahr, bevor ihm 1921 der Bürgerverein folgte. Es war ein Zusammenschluss für Männer, erst Ende der 1970er-Jahre wurde auch Frauen die Mitgliedschaft erlaubt.
Bürgerverein Ahrhütte: Tarnverein während des Nationalsozialismus
Einer der Gründer war Matthias Bonzelet, Urgroßvater von Jochen Kirwel. Großvater Peter Bonzelet war über 30 Jahre Vorsitzender. Jochen Kirwel ist ebenfalls über die Hälfte seines Lebens im Verein, seit über 15 Jahren im Vorstand. Geleitet wird der Verein von Jochen Daniels.
1937 beschloss man einem drohenden Verbot durch die Nationalsozialisten durch Gründung eines Tarnvereins unter dem scheinbar sinnfreien Namen „Der hohe Orden zur Verteidigung des hl. Fünften Gebots“ zuvorzukommen. Zugleich legte man fest: Wenn das NS-Regime 25 Jahre plus ein weiteres Jahr bestehen sollte und der Verein immer noch unterdrückt wäre, sollte er rückwirkend zum Jahr 1937 aufgelöst werden.
1950 begann der Bürgerverein stattdessen den Neubeginn mit der Herrichtung des im Zweiten Weltkrieg stark zerstörten Gefallenendenkmals. Die Arbeiten zogen sich hin, es existierte jahrelang nur ein provisorisches Denkmal, bis es 1969 erneuert war. Neben der Pflege von Denkmal und Friedhof fanden weitere Aktivitäten nur selten statt. Immerhin: 1975, 1986, 2002 und 2011 fanden Heimatfeste statt, dazu mal ein Kabarettabend. Man wolle da gerne wieder aktiver werden, so Jochen Kirwel.
Schon 2005 wurde an der Ahrbrücke eine erste Gedenkplatte angebracht: Sie erinnert an die Vereinsmitglieder, die am 5. März 1945 die Sprengung der Brücke durch die Wehrmacht verhindert hatten. Die Feier beginnt am 2. April um 10 Uhr mit einem Gottesdienst in der Antoniuskapelle, im Anschluss ist ein geselliges Beisammensein geplant. Um 15 Uhr sollen Gedenkplatte und Flutholz am Pfarrheim neben der Brücke eingeweiht werden.