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Naturnahe BewirtschaftungBlankenheimer Landwirte sind beim Vertragsnaturschutz Spitze

Lesezeit 6 Minuten
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Im Seidenbachtal bei Nonnenbach blühen im Frühjahr Schlüsselblumen und Enzian.

Kreis Euskirchen/Blankenheim – In keiner Kommune im Kreis Euskirchen ist der Anteil der unter den Förderbedingungen des seit 1985 praktizierten Vertragsnaturschutzes bewirtschafteten landwirtschaftlichen Flächen so hoch wie in Blankenheim. Im Ausschuss für Gemeindeentwicklung lobte Wolfgang Schumacher die Gemeinde und die Landwirte für ihren Einsatz. Aber er hatte auch Tipps, was man noch besser machen könne.

Nummer eins im Kreis ist Blankenheim auch beim kommunalen Waldbesitz. Mit 43 Quadratkilometern Gemeindewald (von 52 Quadratkilometern gemeindeeigener Fläche insgesamt) ist man sogar NRW-weit auf Platz drei.

Wolfgang Schumacher initiierte das Schutzprogramm vor rund 50 Jahren

Erfolgreich sind auch die Landwirte zwischen Uedelhoven und Blankenheimerdorf beim Vertragsnaturschutz: Rund 600 Hektar bewirtschaften sie derzeit nach den strengen Auflagen des 1985 erstmals aufgelegten Förderprogramms, das seit 1996 als „Kulturlandschaftsprogramm“ (Kulap) firmiert.

Es wird aus Mitteln der EU, des Landes und des Kreises finanziert. 64 Betriebe machen alleine in der Gemeinde Blankenheim mit.

Diese Kennziffern waren nicht allen Mitgliedern im Ausschuss bekannt, weshalb auf Initiative von Bezirkslandwirt Erich Krings eine Kapazität auf dem Fachgebiet des Vertragsnaturschutzes eingeladen wurde: Wolfgang Schumacher, der das Schutzprogramm vor rund 50 Jahren initiierte.

Blühstreifen und „Lerchenfenster“ sind positive Beispiele im Kreis Euskirchen

Er lobte das Engagement anhand von Beispielen: die Blühstreifen an den Feld- und Wiesenrändern etwa seien genauso mit gutem Erfolg umgesetzt worden wie die „Lerchenfenster“ – für eine Saison von der Aussaat freibleibende, 20 Quadratmeter große Flächen für Wildkräuter. Und dass es alleine elf Naturschutz- und FFH-Schutzgebiete im Gemeindegebiet gebe, sei „schon gewaltig“.

Naturschutz im Kreis

Das Prinzip

Landwirte, die sich am Vertragsnaturschutz und an Agrarumweltmaßnahmen beteiligen, können als Ersatz für Ernteausfälle verschiedene Förderungen bekommen: 400 bis 485 Euro gibt es etwa für den Hektar bei der Mahd oder der Beweidung von Grünland (abzüglich der Grünland-Extensivierung).

Für den Vertragsnaturschutz der ungespritzten Äcker gibt es nach Schumachers Angaben derzeit 765 Euro pro Hektar. Dazu kommen eine Flächenprämie (Basisprämie) in Höhe von 173 Euro je Hektar, sowie eine Ausgleichszulage für sogenannte „benachteiligte Gebiete“ und eine Weideprämie von 50 Euro für die Großvieheinheit und die Weidesaison. Nach Prof. Schumachers Angaben ist die Ausgleichszulage die im Gemeindegebiet von Blankenheim am häufigsten beantragte Variante. (sli)

Die Flächen im Kreis

3100 Hektar Fläche werden derzeit im Kreis Euskirchen im Rahmen von Programmen im Vertragsnaturschutz bewirtschaftet. Katja Blindert von der Unteren Naturschutzbehörde beim Kreis stellte die aktuellen Zahlen für die Kommunen zusammen. Demnach ergeben sich aktuell folgende Werte:

In der Stadt Bad Münstereifel werden derzeit insgesamt 280 Hektar Fläche entsprechend bewirtschaftet, in der Gemeinde Blankenheim 600 Hektar, in der Gemeinde Dahlem 321 Hektar, in der Stadt Euskirchen 106 Hektar, in der Gemeinde Hellenthal 453 Hektar, in der Gemeinde Kall 289 Hektar, in der Stadt Mechernich 132 Hektar, in der Gemeinde Nettersheim sind es 264 Hektar, in der Stadt Schleiden 165 Hektar, in der Gemeinde Weilerswist 60 Hektar und in der Stadt Zülpich 430 Hektar. (sli)

1,3 Millionen für den Kreis

Die Bezirksregierung Köln hat den Naturschutz 2021 nach eigenen Angaben mit mehr als 9,8 Millionen Euro unterstützt. In den Kreis Euskirchen sind demnach mehr als 1,3 Millionen Euro geflossen. Damit wurden unter anderem die üblichen Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen der in Nettersheim ansässigen Biologischen Station Euskirchen sowie die Untere Naturschutzbehörde des Kreises gefördert. Zudem wurde im Kreis insbesondere der Rückbau einer Fischteichanlage in Nettersheim zu naturnahen Amphibiengewässern gefördert.

Auch die Aufwertung des Naturschutzgebietes Kalkarer Moor durch jährliche Pflegemaßnahmen samt Grundwassermonitoring sowie eine Kartierung des Dunklen Wiesenknopf-Ameisenbläulings (ein Schmetterling aus der Familie der Bläulinge) durch den Kreis Euskirchen als Projektträger konnten mit Fördergeldern der Bezirksregierung angegangen werden. Wie der Sprecher der Bezirksregierung zudem mitteilte, wurde im Rahmen des Projekts der Grünen Infrastruktur der Stadt Euskirchen ein generationsübergreifender Naturerfahrungsraum geschaffen. Unter anderem wurden nach Angaben der Unteren Naturschutzbehörde des Kreises auch Ergänzungspflanzungen an Alleen in Euskirchen, Weilerswist und Zülpich vorgenommen.

Ein großer Teil der Gesamtfördersumme wurde für den Arten- und Biotopschutz verwendet. So wurden Maßnahmen zur Förderung geschützter Arten wie Feldvögel, Feldhamster, Amphibien sowie verschiedener Falterarten umgesetzt. Außerdem dienen die Fördermittel dem Erhalt und der Entwicklung von Schutzgebieten und Heckenlandschaften.

Wie bereits im vergangenen Jahr habe auch die Rückkehr des Wolfs in der Region wieder eine Rolle gespielt, so die Bezirksregierung. Knapp 320 000 Euro wurden verwendet, um Zäune für den Herdenschutz von Schafen und Ziegen aufzustellen. Diese Maßnahmen wurden ergriffen, um sowohl die Herdentiere zu schützen, als auch zu verhindern, dass der Wolf sich daran gewöhnt, sie als leichte Beute greifen zu können.

Vor allem aber die 600 Hektar landwirtschaftlich genutzter Flächen nach den Bedingungen des Vertragsnaturschutzes oder ähnlicher Programme fanden seine Anerkennung. Im gesamten Kreisgebiet sind es nach Auskunft der Biologischen Station 3100 Hektar, die von 500 Landwirten so genutzt werden. Sie verwaltet das Kulap-Programm.

Experte Schumacher empfiehlt ein Umdenken hin zur früheren Mahd

Die Ausschussmitglieder hatten nach Schumachers Vortrag allerdings einiges, das auf den Nägeln brannte. Wie oft soll etwa gemäht werden? Was geschieht mit invasiven Arten wie dem Bärenklau oder Giftpflanzen wie dem Jakobskreuzkraut? Und wie geht man mit den Waldbeständen am besten um?

Schumacher, der Vertragsnaturschutzflächen der NRW-Stiftung im Gemeindegebiet betreut, sprach sich zum einen für eine eher frühere Mahd aus. „Die historische Mahd, an die auch die Insekten angepasst sind, ist ab Anfang Juni für die Gebiete auf etwa 400 bis 450 Metern Höhe. Und bis Ende Juni für die höher gelegenen Gebiete“, so sein Hinweis.

Für die Gemeinde Blankenheim bedeutet das auf den eigenen Grünlandflächen eine Umstellung: Bisher werden Randstreifen zum Beispiel Ende September gemäht. Wäre die Mahd früher, so Schumacher, käme es sogar zu zwei oder drei Blühzeitpunkten. Was der Vielfalt diene, bedeute allerdings höhere Mahdkosten.

Wacholderhänge und Seidenbachtal sind Schönheiten Blankenheims

Auch zum Thema invasive Arten wusste Schumacher Rat. Er sprach sich nicht von vorneherein für eine Beseitigung aller Jakobskreuzkraut-Bestände aus, sondern empfahl eine Prüfung der Einzelstandorte. Und zum Thema Forstbewirtschaftung riet er: „Die Gemeinde hat Wälder mit alten Buchen. Man sollte sorgsam mit ihnen umgehen.“

Und dann war da noch das Stichwort Pacht. Die Gemeinde nehme derzeit an die 200 Euro für den Hektar, so Schumacher. Das könne manche am Vertragsnaturschutz interessierten Landwirte eher abhalten: „Wir als NRW-Stiftung nehmen nur um die 50 Euro. Da müsste die Gemeinde nochmal drüber nachdenken.“

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Ein Lieblingsort Wolfgang Schumachers ist das Naturdenkmal Süntelbuche bei Nonnenbach.

Zuvor war Schumacher mit Blick auf die Natur rund um Blankenheim ins Schwärmen geraten: Alleine die 60 Hektar Wacholderhänge rund um Alendorf seien „die größten und schönsten in ganz NRW“. Die Kalkmagerwiesen mit ihren zahlreichen Orchideenarten seien in der Naturschutzszene bundesweit bekannt.

Seine persönliche Lieblingsecke in der Gemeinde sei das Seidenbachtal bei Nonnenbach, unweit des Naturdenkmals Süntelbuche. Dort habe die NRW-Stiftung, der das Tal mit seinen Hangwiesen gehört, statistisch an die eine Million Schlüsselblumen und Zehntausende Enzian gezählt. Es sei ein blühender Wandel, wo noch vor 30, 40 Jahren nur Brachflächen waren, so Schumacher.

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Der Lohn der Bemühungen zum Erhalt der landschaftlichen Vielfalt sei – eifelweit – in der Ende 2021 veröffentlichten Roten Liste der bedrohten Vogelarten in Deutschland nachzulesen. Dort , so berichtete Schumacher, stehe „die Eifel mit weitem Abstand an der Spitze“, wenn es um deren Erhalt gehe.