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In Blankenheim-ReetzDas „Schlösschen“ lädt zur Einkehr ein

Lesezeit 3 Minuten

Nina Geveler, hier mit ihrem Sohn Luis, betreibt im Blankenheimer Außenort Reetz mit wachsendem Erfolg eine Café-Bar.

Blankenheim-Reetz – Eigentlich liegt Reetz ziemlich abseits der großen Verkehrsverbindungen, beispielsweise der Landesstraße 115, die vom Autobahnende bei Tondorf in Richtung Südeifel führt und ausgesprochen vielbefahren ist.

Aber Nina Geveler und ihrem Partner Jürgen Rud war irgendwann aufgefallen, dass speziell am Wochenende doch viele Autos und Motorräder durch Reetz rollen. Vermutlich auf dem Weg zum Campingplatz, zum Stausee oder zum Feriendorf im benachbarten Freilingen.

60-Stunden-Woche

„Tja und dann haben wir uns gedacht, dass sich ein Café vielleicht lohnen könnte“, erzählt Geveler im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ auf der sonnenüberfluteten Terrasse ihres „Schlösschen“. Nun ist die junge Frau keineswegs eine Prinzessin, wenn auch ihr langes blondes Haar den Schluss nahelegen könnte.

Das frühere Wohnhaus, das sie kaufte, um es zu einer Café-Bar umzubauen, ist nicht historisch und gerade mal 45 Jahre alt. Aber es sieht ein bisschen vornehmer aus als die übrigen Häuser in Reetz, was den Namen erklärt. Allein die Sandsteinbalustrade macht richtig was her.

Treue Stammkunden

Während in den ländlichen Regionen immer mehr Gastronomien verschwinden und die Infrastruktur in diesem Bereich in vielen Orten wegbricht, hat Nina Geveler den Mut gehabt, in einem kleinen Dorf ein eigenes Café zu eröffnen.

„Wir existieren ja erst seit August 2011. Aber mittlerweile haben wir sehr treue Stammkunden, teils aus der näheren Umgebung, teils von weiter her“, verrät die Caféhaus-Betreiberin. Sie ist sich darüber im Klaren, dass es sicherlich noch fünf bis sechs Jahre dauern wird, ehe sie auskömmlich vom „Schlösschen“ wird leben können. Bevor es losgehen konnte, hatte Nina Geveler eine ganze Reihe von Hürden zu überwinden – nicht nur behördliche.

Es gab Probleme mit der Einrichtung der Toiletten, das Dach war kaum isoliert, und die Feuerleiter fehlte. Nebenbei musste sie sich auch noch einige Fachkenntnisse aneignen.

Barmixer-Seminar besucht

Zu diesem Zweck belegte sie beispielsweise ein Seminar an einer Barmixer-Schule in München. Ihr war klar, dass sie keine gewöhnliche Gaststätte eröffnen wollte, sondern ein stilvolles Café mit selbst gebackenem Kuchen und einer Bar, an der man einen coolen Caipirinha und andere Cocktails bekommt.

Das Konzept scheint aufzugehen, denn an den Öffnungstagen von Donnerstag bis Sonntag ist das Schlösschen oft gut bis sehr gut besetzt. 40 Sitzplätze gibt es drinnen, plus die Bar natürlich, weitere 20 auf der Terrasse. Donnerstags- und freitags abends kommen die Leute aus dem Dorf gerne auf ein Bierchen vorbei. Am Samstag und Sonntag wird das Schlösschen gerne von Auswärtigen angesteuert.

Zu perfekt

Beim Kuchenbacken gab sich Nina Geveler anfangs besondere Mühe, dass das Gebäck auch perfekt aussah: „Mache ich jetzt nicht mehr, sonst glauben die Leute mir nicht, dass 95 Prozent unserer Kuchen von uns gemacht worden sind.“

Diese Erfahrung muss man erst einmal machen. Ebenso wichtig ist es, die Speisekarte von Zeit zu Zeit der aktuellen Nachfrage anzupassen. Kleinere, herzhafte Speisen beispielsweise werden im Reetzer Café gerne bestellt. Aber natürlich auch ein richtiges Steak.

Den Umgang mit der Kundschaft muss die Chefin als Quereinsteigerin ebenso lernen wie die Führung des Personals, das aus der Umgebung kommt. Die „Schlösschen“-Chefin hofft, dass sich die 60-Stunden-Woche, die sie im Durchschnitt zu leisten hat, irgendwann auszahlt. Und natürlich, dass sich das Sommerwetter hält.

Denn Gastronomie in der Eifel hängt zu einem großen Teil immer auch vom Wetter ab.