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Tiny HousesInvestor legt das Ferienhaus-Projekt am Freilinger See auf Eis

Lesezeit 4 Minuten
Das Foto zeigt die bereits bestehenden Ferienhäuser in Vogelsang.

Neun weitere Ferienhäuschen, Cabins genannt, werden in Vogelsang gebaut. Sie werden vom kommenden Jahr an vermietet.

Die Neugrad Immobilien GmbH aus Monheim errichtet vorerst keine Ferienhäuser am Freilinger See. Dafür erweitert sie die Anlage in Vogelsang.

Aufgeschoben oder aufgehoben? Die Pläne des Monheimer Ferienhausbetreibers Neugrad zum Bau von 20 Tiny-Houses in einem 15.000 Quadratmeter großen Waldstück oberhalb des Freilinger Sees sind derzeit nicht mehr aktuell. Das bestätigte der Investor auf Anfrage. Die bereits bestehende Anlage in Vogelsang steht derweil vor einer Erweiterung,

Frank Zweigner von der Neugrad Immobilien GmbH überraschte die Anfrage nicht. „Es kommen viele Dinge zusammen, weshalb wir mit dem Kauf des Grundstücks zurückhaltend sind“, sagte er. Damit bestätigte er Gerüchte, die seit einigen Tagen in Blankenheim kursieren. Doch aufgeben wolle man die Pläne für die 20 Ferienhäuschen am Freilinger See, die je nach Typ auch „Cabin“ genannt werden, nicht.

Auch das Bürgerbegehren in Blankenheim schreckt Investoren ab

Zweigner hat im Gespräch mit Erwin Nelles, Allgemeiner Vertreter von Bürgermeisterin Jennifer Meuren, dennoch klargemacht, dass derzeit ein Kauf im Freilinger Wald kein Thema sei. „Wir sind ein kleines Unternehmen. Wir müssen das unternehmerische Risiko kalkulieren“, so Zweigner.

Auch das Bürgerbegehren gegen das Vorhaben hat offenbar Spuren hinterlassen. 1528 gültige Unterschriften hatten die Initiatoren gegen den Beschluss des Gemeinderates zum Verkauf des der Kommune gehörenden Grundstücks samt Erweiterungsoptionen gesammelt.

Wir wollen nur dort investieren, wo wir uns willkommen fühlen.
Frank Zweigner, Neugrad Immobilien GmbH

Das Gremium hatte das Begehren aus formalen Gründen abgelehnt. Dem folgte auch das Verwaltungsgericht Aachen, vor dem die Initiative wiederum Klage wegen der Nichtzulassung durch den Gemeinderat eingereicht hatte. Als sich in diesem August vor Gericht abzeichnete, dass man wohl keinen Erfolg haben werde, zog die Initiative die Klage zurück.

„Wir haben den Eindruck, dass das Projekt im Gemeindegebiet Blankenheim von Teilen der Bürgerschaft nicht gewollt ist“, sagt Zweigner dazu: „Wir wollen aber nur dort investieren, wo wir uns willkommen fühlen.“ Konsequenz: „Wir haben die Kaufpläne derzeit auf Eis gelegt. Das haben wir auch der Gemeindeverwaltung mitgeteilt.“

Die beiden Investoren und Bürgermeisterin Jennifer Meuren mit den Plänen für die am Freilinger See geplante Anlage.

Ihre Pläne für das Waldgebiet oberhalb des Freilinger Sees hatten Frank Zweigner (l.) und Frederik Eichen von Neugrad Immobilien Bürgermeisterin Jennifer Meuren Anfang September 2022 vorgestellt.

Anderes kommt aber offenbar als mindestens genauso gewichtig hinzu. Zweigner nennt neben dem allgemeinen Anstieg von Baukosten und Zinsen auch die Zurückhaltung von Banken und massive Erschließungskosten, mit denen man im Waldgebiet oberhalb des Sees rechnen müsse, um die nötigen Infrastrukturleitungen zu verlegen. Die 20 Häuschen selbst stellen dagegen das geringste Problem für die Investoren dar. Sie werden vorgefertigt und per Kran auf die vormontierten, im Boden verschraubten Plattformen gehoben.

Weiter geht es dagegen am anderen Neugrad-Standort im Kreis: der Ferienhausanlage in Vogelsang mit derzeit 13 Häusern. Für die Erweiterung um neun weitere Cabins liegen laut Zweigner die Baugenehmigungen vor: „Die gehen ab Mai 2024 in die Vermietung.“

In Form und Größe sollen die neuen Häuschen dabei denen für das Projekt im Freilinger Wald entsprechen. „In Vogelsang haben wir eine über 90-prozentige Auslastung, die Zahlen sind für 2023 wahrscheinlich noch besser als 2022“, so Zweigner. Das Projekt dort sei etabliert.

Gemeinde Blankenheim hat viel Energie in das Projekt gesteckt

Im Blankenheimer Rathaus müssen den Verantwortlichen da die Ohren klingen. „Wir haben die Prozesskosten auf unserer Seite gehabt, und unsere Mitarbeitenden haben viel Energie in die Vorbereitungen der Pläne gesteckt“, so Erwin Nelles. Ein Besichtigungstermin mit der Neugrad Immobilien GmbH in Vogelsang ist für das kommende Frühjahr vereinbart. Man wolle „im Gespräch bleiben“, so Nelles.

Dirk Schumacher aus Lommersdorf, Mitinitiator des Bürgerbegehrens, sieht allerdings nun erst einmal „eine Schonfrist für unseren Wald gewonnen“. Das freue ihn natürlich. Er hoffe, dass der Investor schlicht auf Vogelsang bessere Chancen für seine Pläne sieht. Doch natürlich wisse man nie: „Vielleicht kommen die doch noch zu einem späteren Zeitpunkt und kaufen das Grundstück. Der Gemeinderatsbeschluss steht ja noch.“ Daher wirke es auf ihn doch so, „als ob ein Damoklesschwert drohend über dem Gelände hängt“.

Für die Gemeinde Blankenheim geht mit dem – derzeit – vorläufigen Rückzug eines Investors für das infrage stehende Gebiet eine schier unendliche Geschichte weiter. Neugrad ist ja nicht der Erste, der dort Pläne hat.

Große Hotels oder Ferienparks soll es auf dem Areal am See nicht geben

Vorhaben, aus denen dann doch nichts wurde, gab es bereits seit Mitte der 1970er-Jahre, als das insgesamt rund 160.000 Quadratmeter große Waldgebiet für eine mögliche touristische Nutzung ausgewiesen wurde – mit der Einschränkung, dass dort große Hotel- oder Ferienparkanlagen mit mehreren hundert Betten oder Häuschen nicht zulässig sind.

Nun scheint es, dass selbst aus den vergleichsweise kleinen Plänen nichts werden könnte. Frank Zweigners Zwischenfazit jedenfalls klingt erst einmal ein bisschen so: „In Freilingen ist unser Projekt aus – nicht nur unseres Erachtens – fraglichen Gründen zerrissen worden.“