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Katalog zur Blankenheimer AntikensammlungGraf ließ Denkmalsteine in die Eifel karren

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Im Blankenheimer Gildehaus stellten die Herausgeber das Buch am Matronenstein vor.

Blankenheim – An die 200 römische Denkmalsteine sollen sich einst im Besitz des Grafen Hermann von Manderscheid-Blankenheim befunden haben. Doch bis auf rund 20 dieser Denkmäler ist davon heute nichts mehr vorhanden. Jetzt blättert erstmals eine Fachpublikation die wechselvolle Geschichte der „Antikensammlung der Grafen von Manderscheid-Blankenheim“ auf.

449 Seiten starkes Werk im Museum vorgestellt

Im Eifelmuseum von Blankenheim fand Ruth Kirstgen, Vorsitzende des Fördervereins Eifelmuseum, große Worte: „Das ist ein schöner Tag für Blankenheim. Und ein bedeutender Tag nicht nur für den Verein, die Gemeinde, sondern auch für die ganze Region.“ Was sie so wertschätzte, ist ein 449 Seiten umfassendes, reich bebildertes Fachbuch – die Auflage beträgt nur 600 Exemplare – und das Ergebnis einer vierjährigen interdisziplinären Forschungsarbeit.

Der Katalog

Peter Noelke, Norbert Hanel, Peter Pauly (Herausgeber):

Die Antiken der Grafen von Manderscheid-Blankenheim, wbg/Philipp von Zabern, 2022, 449 Seiten mit 137 Abbildungen und 67 Tafeln, 69,90 Euro.

ISBN 978-3-8053-5314-4

Mit Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft, des Landesamtes für Denkmalpflege des LVR sowie des Fördervereins Eifelmuseum wurde erstmals die „Antikensammlung“ der Grafen von Manderscheid-Blankenheim dokumentiert. Ein – wie man in der Wissenschaft sagt – Desiderat, vorgelegt von einem neunköpfigen und angesehenen Forscher- und Autorenkollektiv.

Anlass ist die vor einigen Jahren erfolgte Digitalisierung der Archivalien der Grafenfamilie, die nach der Flucht 1794 nach Prag dort heute im Nationalarchiv aufbewahrt werden. Augusta von Manderscheid-Blankenheim, letzte Erbin der Grafenfamilie, hatte Titel wie alle Territorien der Grafschaft zuvor durch Heirat mit dem böhmischen Grafen Philipp Christian von Sternberg in eine der mächtigsten Adelsdynastien Mitteleuropas eingebracht. Man lebte nach der Flucht in Prag und in Wien.

Victoria-Stein der Rheinflotte

Die 60.000 Digitalisate des gräflichen Hausarchivs aus dieser Zeit und zurückgehend bis ins Mittelalter sowie weitere Dokumente konnten in den Jahren 2016 bis 2019 ausgewertet werden. Es geht um die von Graf Hermann von Manderscheid-Blankenheim in den 1580er-Jahren durch Zukäufe und Schenkungen aufgebaute Sammlung der 200 römischen Denkmalsteine sowie eine Sammlung römischer Münzen und Kleinfunde.

Graf Hermann, offenbar erfüllt vom humanistischen Bildungsideal der Renaissance, aber auch angespornt vom Repräsentationsbedürfnis, soll unter anderem einen zwei Meter hohen Victoria-Stein der römischen Rheinflotte, die in Köln-Alteburg stationiert war, erworben haben. Denkmalsteine aus St. Ursula in Köln oder auch aus der zerstörten Godesburg kamen hinzu.

Per Ochsenkarren in die Eifel

„Die Steine wurden dann per Ochsenkarren in die Eifel transportiert“, so Peter Noelke, mit Norbert Hanel und Peter Pauly Herausgeber der jetzt in der Wissenschaftlichen Buchgesellschaft Darmstadt/Verlag Philipp von Zabern erschienenen Dokumentation.

Der private Antikenschatz geriet nach Graf Hermanns Tod 1604 allerdings in Vergessenheit, durch Kriege gingen einige Exponate verloren. Erst 1785 wurde die Sammlung, die aus nur noch etwa 100 Einzelobjekten bestanden haben soll, von Franz Joseph von Sternberg wiederentdeckt. Er wurde mutmaßlich durch seinen Lehrer, den Kölner Kanoniker Franz Ferdinand Wallraf, auf die Sammlung aufmerksam gemacht.

Franz Joseph habe die Denkmalsteine säubern und – zu Säulen aufgeschichtet – an der Innenseite der Wehrmauer sowie in einem eigens erbauten Tempel im Schlossgarten aufstellen lassen, so Peter Noelke.

„Heidentempel“ im gräflichen Garten

Dass da etwas Besonderes im gräflichen Garten zu sehen war, darauf weist Wolfgang Doppelfeld hin: „Die Örtlichkeit wurde von den alten Blankenheimern Heidentempel genannt.“Mit der Besetzung Blankenheims durch die französischen Truppen 1794, der Flucht der Grafenfamilie nach Prag und der Verauktionierung der Burg fand die Sammlung ein Ende. „Einige Einzelstücke dürften in Privatbesitz gelangt sein“, mutmaßt Norbert Hanel.

Andere besonders wertvolle Denkmalsteine kamen aber offenkundig über Wallrafs Vermittlung auch an dessen Sammlerfreund Franz Pick nach Bonn. So etwa der erwähnte Victoria-Stein, der heute im dortigen Rheinischen Landesmuseum zu sehen ist. Andere Blankenheimer „Römersteine“ sind im Römisch-Germanischen Museum in Köln ausgestellt.

Vier Denkmalsteine kehrten zurück

Vier einstige Denkmalsteine der Grafensammlung sind aber an ihren Ursprungsaufstellungsort – unterhalb der Burg – zurückgekehrt: Im Gildehaus des Eifelmuseums ist etwa ein Weihealtar für eine römisch-germanische Muttergottheit, ein Matronenstein, zu sehen.

Über die Auswertung von Digitalisaten, Archivalien und Handschriften unter anderem im Historischen Archiv der Stadt Köln – erstmals nach der Restaurierung nach dem Zusammenbruch des alten Archivgebäudes – oder auch eines Mitte des 17. Jahrhunderts im Kloster Steinfeld erstellten Verzeichnisses konnten die Forscher nun einen Katalog der Antikensammlung der Grafen von Manderscheid-Blankenheim erstellen. Die Sammlung wird zudem im Vergleich zu denen anderer europäischer Adelshäuser eingeordnet.

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Das Grafenhaus erhalte auf diese Art auch den Stellenwert, der ihm in der europäischen Adelsgeschichte der Neuzeit gebühre, heißt es von den Experten. Im einstigen Schlosspark von Blankenheim müsste man jetzt nur noch eine Replik des ehemaligen Kunsttempels samt Exponaten aufbauen lassen – schon hätte Blankenheim eine Attraktion mehr.