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BahnmuseumEifeler Bahnhofsgebäude bei Blankenheim erwacht zu neuem Leben

Lesezeit 5 Minuten
Der ehemalige Bahnhof in Üxheim-Ahütte ist heute ein Museum.

Der Museumsbahnhof ist aufwändig saniert. Doch vieles ist im Gebäude von 1912 noch so, wie es bis zur Streckenstilllegung war.

Museum, Gastronomie, Pension und Kleinkunstbühne: Im Bahnhof von Ahütte sind 50 Jahre Dornröschenschlaf vorbei.

50 Jahre nach der Stilllegung der Oberen Ahrtalbahn ist einer der zur Streckeneröffnung 1912 erbauten Bahnhöfe aus dem Jahrzehnte dauernden Verfall zu neuem Leben erwacht. Andreas Kurth betreibt den Museumsbahnhof Ahütte mit Kleinkunst- und Seminarprogramm, Gastronomie und Zimmervermietung in den ehemaligen Dienstwohnungen.

Zudem gibt’s Zeitreisen in die Bahnhofsvergangenheit. Interessenten können den Bahnhof als Aktionspunkt bei der Tour de Ahrtal an diesem Sonntag, 18. Juni, besichtigen.

Nein, ein ausgesprochener Eisenbahnfan sei er eigentlich nicht, sagt Andreas Kurth. Und doch hat der gebürtige Kölner, der im Nebengebäude des alten Bahnhofs von Ahütte lebt, sich eine original blaue und mutmaßlich aus einem Polyester-Baumwolle-Mischgewebe bestehende, blaue Dienstjacke der einstigen Bundesbahn übergestreift. Die Jacke trug bis zur Stilllegung der Oberen Ahrtalstrecke 1973 der Bahnhofsvorsteher von Ahütte. Und wenn man so will, ist Kurth seit Mitte Januar dessen Nachfolger – jedenfalls im Geiste.

„Bahnhofs-Chef“ Andreas Kurth hat lange nach Immobilie gesucht

Viel von sich will Kurth nicht sagen, das sei doch nicht so wichtig, wiegelt er ab. Aber dann erzählt er doch. Von seiner langen Suche nach genau einer solchen alten Immobilie, die möglichst viel originale Architektur innen wie außen hat und authentisches Mobiliar. Und wie er 2018 auf den wie im Dornröschenschlaf auf ihn wirkenden Bahnhof am Ortsrand von Ahütte stieß.

Bis 1973 stand auch Ahütte an Kilometer 25,5 der Bahnstrecke im Dienst. Doch danach war der Bahnhof dem Verfall im Prinzip preisgegeben. Es habe noch viele Monate gedauert, bis er die Erbengemeinschaft des Vorbesitzers überzeugt hatte, ihm die Immobilie zu verkaufen, so Kurth. Am Ende überzeugte er damit, aus dem alten Bahnhof was Neues machen zu wollen: den neuen Treffpunkt fürs Dorf.

Das Foto zeigt alte Bahnutensilien, darunter eine Dienstmütze, Stempel und eine Signalkelle.

Zahlreiche Details aus der Betriebszeit des Bahnhofs Ahütte sind heute im Museum zu sehen.

Bis dahin, das war ihm irgendwann klar, würde er „einen hohen sechsstelligen Eurobetrag“ investieren müssen. Denn was alt war, war nicht immer gut genug für die neue Nutzung. Das sei kein einfacher Weg gewesen, sagt Kurth, während er sich aus dem alten Schrank im einstigen Dienstzimmer des Bahnhofsvorstehers eine kleine schwarze Trillerpfeife an der Kordel nimmt.

Alles ist original im Museumsbahnhof. Vieles stammt aus dem Bahnhof in Ahütte, anderes ist zusammengesucht, aber authentisch und frühestens aus den 1970er-Jahren. Etwa der Fahrkartenschrank, der aus Thüringen stammt. Dazu kommen Exponate aus der Sammlung der Eisenbahnfreunde Vulkaneifel. Fachlichen Rat lieferte Manfred Jähnen, anerkannter Eifel-Bahn-Experte von den Eisenbahnfreunden Jünkerath.

Im Museumsbahnhof sind sogar historische Fahrkarten erhältlich

Am Sonntag können Besucher sich nun sogar historische Fahrkarten aushändigen lassen. Kurth hat eine Druckerei gefunden, die nach dem ebenfalls ausgestellten Musterbuch aus der bundesdeutschen Nachkriegszeit die kleinen, schmalen Papptickets nachdrucken konnte. Die Karten hängen seitdem wie einst im Fahrkartenschrank in dichter Reihe: Kinder, Erwachsene, nur Hinfahrt, hin und zurück, mit Zuschlag – alles für den Schaffner an den Farbstreifen zu unterscheiden. Mit dem Fahrkartenlocher wurden die Billets entwertet: Knips, ein Loch in der Pappe, gute Fahrt!

Innenräume des Museumsbahnhofs in Üxheim-Ahütte.

Im einstigen Stellwerk (vorne) befindet sich heute der Gastraum.

Alles hat in Ahütte den Charme von einst: Das ehemalige Dienstzimmer mit der großen Fensterscheibe zur Kontrolle des Treibens auf Gleis 1 und Gleis 2, die 50 Meter Original-Schiene, das Stellwerk nebenan mit originalem Weichenstellhebel und dem Kurbeltelefon an der Wand. Dieser Raum dient jetzt als Gastraum der Bahnhofsgastronomie. In der sich anschließenden, einstigen Güterhalle mit dem Wagen-Raum ist die Küche eingebaut. Viele Details sind erhalten – bis hin zum blaugrauen Bodenanstrich im kleinen Speiseraum.

Das Foto zeigt nachgedruckte Fahrkarten der Bundesbahn aus Pappkarton.

Die Pappfahrkarten hat Andreas Kurth nachdrucken lassen.

So macht der Besucher mit Kurth eine kleine Zeitreise in die Jahrzehnte, als ein Gepäckstück noch aufgegeben wurde und der Transportpreis nach den Parametern Dringlichkeit, Entfernung und Gewicht per Hand und Taschenrechner ermittelt wurde.

Üxheim-Ahütte: Kleinkunst und Gastro im alten Bahnhof

Warten kann man wie anno dazumal im größten Raum, dem Wartesaal, auf den originalen langen Holzbänken mit den geschwungenen Lehnen. Hier wird nun auch ein Kleinkunstprogramm geboten, das Kurth mit seinem Team auf die Beine gestellt hat. Im Obergeschoss sind die einstigen Dienstwohnungen nun zu sechs Zimmern zur Vermietung umgebaut – und bei aller Nostalgie natürlich auf modernem Komfortstandard.

Das alles wäre ohne finanzielle Unterstützung aus Mitteln der Dorferneuerung und der Deutschen Stiftung Denkmalschutz nicht möglich gewesen, meint Andreas Kurth. Immerhin rund 100 000 Euro kamen so dazu. Es mussten alle Versorgungsleitungen erneuert, die Fassade neu gestrichen und unendlich viel an Details in den Räumen saniert oder teilweise erneuert werden. „Wäre aber das Dach auch noch undicht gewesen, hätte ich es vielleicht ganz gelassen“, so Kurth.

An der Fassade war auch noch ein unerwünschter Nachlass eines Vorbesitzers zu beseitigen. „Er hatte eine mehr oder weniger bekleidete Frauengestalt darauf malen lassen“, so Kurth. Warum auch immer. Am Bahnhof Ahütte, an dem kein Zug mehr hält und die Zeit stillzustehen scheint, passt das einfach nicht mehr so ganz.

Informationen zum Museumsbahnhof, zu den Veranstaltungen und den Angeboten rund um die „Tour de Ahrtal“ gibt es auf der Internetseite.


Tour de Ahrtal am Sonntag, 18. Juni

Zum 16. Mal heißt es am 18. Juni: Straße frei für die Tour de Ahrtal. In diesem Jahr führt die zwischen 10 und 18 Uhr für den Autoverkehr gesperrte Route auf der B258 und L73 über 42 Kilometer von Blankenheim bis Ahrbrück an der Mittelahr.

Entlang der Strecke gibt es 13 Aktionspunkte mit verschiedenen Unterhaltungsangeboten und Verpflegungsständen von örtlichen Vereinen und Initiativen. Eine der Anlaufstellen ist auch der Museumsbahnhof Ahütte, der über den ab Ahrdorf ins Ahrtal führenden Kalkeifelradweg erreichbar ist. Endpunkt der Tour ist in diesem Jahr Ahrbrück.

Wie in den vergangenen Jahren ist ein Bus-Shuttledienst zwischen den beiden Start-/Zielorten eingerichtet. Die Fahrpläne der Busse und weitere Informationen zur Tour sind online erhältlich. (sli)