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VerkehrskontrollePolizei zog zehn Fahrzeuge an der B 258 aus dem Verkehr

Lesezeit 5 Minuten

An vielen Fahrzeugen nahmen die Beamten eine Lärmmessung vor.

Blankenheim-Neuhof – Auf einmal war der Parkplatz voll. Wie an einem Samstagvormittag vor der Waschanlage reihten sich die getunten Fahrzeuge auf dem Parkplatz hinter Neuhof in Richtung Landesgrenze aneinander. Doch nicht zur Verschönerung standen die Fahrzeuge da, der Anlass ließ vielmehr einige Fahrzeughalter doch nervös auf die Unterlippe beißen. Denn hier ging es um Geräuschemission, und den stolzen Besitzern der Fahrzeuge schwante bereits, was das Ergebnis der technischen Überprüfung ergeben würde.

Spitzenreiter lag bei 17 Dezibel zu viel

Zehn Fahrzeuge, acht Personenwagen und zwei Motorräder, legte die Polizei allein hier wegen Überschreitung der zugelassenen Lärmgrenzwerte still. Der Spitzenreiter lag bei satten 17 Dezibel zu viel.

Auf der Bundesstraße 258 bei Neuhof wurden am Sonntag etliche Verkehrsteilnehmer aus dem laufenden Verkehr geholt.

Doch nicht nur die Geräuschentwicklung stand im Fokus der beiden Kontrollstellen im Kreis. Ebenso wurde auf Geschwindigkeit geachtet, auf Ladungssicherheit, Alkohol und Drogen sowie alles, was gegen das Gesetz verstößt. Was dazu nötig war, hatten die Beamten mitgebracht: eine Ärztin, die Blut abnehmen konnte, Kriminalbeamte, die Fingerabdrücke nehmen und so die Identität feststellen konnten, und auch die Unfallprävention war mit ihrem Ablenkungssimulator vor Ort.

Tourenwagenmeisterschaften auf Nürburgring

Deutsche Tourenwagenmeisterschaft auf dem Nürburgring und Formel 1 in Spa-Francorchamps – Termine, an denen die Fans schneller und lauter Fahrzeuge gern unterwegs sind. Die Polizeibeamten hatten diesen Termin bewusst ausgewählt. Doch nicht nur im Kreis Euskirchen, auch in Holland, Belgien, Rheinland-Pfalz und dem Rhein-Erft-Kreis wartete die Polizei an Kontrollstellen auf die Verkehrssünder.

Trickreich, aber nicht trickreich genug: das Steuergerät, das im Motorraum versteckt ist.

Wie im Kaufhaus hatten sich die Beamten aus den verschiedenen Fachabteilungen auf dem Parkplatz bei Neuhof organisiert. Vorne wurden die Bußgelder für Tempoüberschreitungen kassiert, rechts hielten die Transporter, links warteten die getunten Fahrzeuge und Motorräder auf einen ersten Check, bevor die verdächtigen Fahrzeuge auf die gegenüberliegende Straßenseite eskortiert wurden, wo die Lärmmessung durchgeführt wurde.

Kfz-Meister extra bei Kreispolizei angestellt

Viel zu tun hatte der Kfz-Meister, der extra beim Verkehrsdienst der Kreispolizei angestellt ist, um die Fahrzeuge technisch kompetent unter die Lupe zu nehmen. Sorgfältig inspizierte er die Unterseite der Autos, nahm die Auspuffanlage in Augenschein und entdeckte so, was die Besitzer lieber im Verborgenen gehalten hätten.

Wie bei einem grauen, belgischen BMW, dessen Geräuschentwicklung keinerlei technische Raffinesse mehr entgegenstand. „Der hat nur ein Rohr, keinen Schalldämpfer“, sagte er, nachdem er vom Boden aufgestanden war. Die Messung bestätigte den Befund: 101,3 Dezibel zeigte das Messinstrument an. „Davon werden noch fünf Dezibel Toleranz abgezogen, aber das sind immer noch mehr als die erlaubten 83 Dezibel“, sagte der Kfz-Fachmann.

Jedes Dezibel kostet extra

Für den Besitzer eine teure Angelegenheit: Der Wagen wird sichergestellt, ein Lärmgutachten erstellt, und jedes einzelne Dezibel kostet extra. Darüber hinaus findet der Sonntagsausflug ein jähes Ende, und wie die Fahrer ohne Auto oder Krad nach Hause kommt, ist nicht mehr das Problem der Polizei.

Genau werden die sogenannten dB-Eater in den Motorradschalldämpfern von den speziell geschulten Polizeibeamten kontrolliert.

Noch schlimmer für einen anderen Belgier, dessen Auto sichergestellt wurde. „Wenn mein Auto weg ist, verliere ich meinen Job, und dann verliere ich meine Freundin, ich verliere alles“, versuchte er, die Beamten milde zu stimmen. Die Stimmung an der Kontrollstelle drohte endgültig zu kippen, als ein Holländer laut lamentierte, hier würden nur Ausländer aus dem Verkehr gezogen. „Braucht ihr das Geld für Merkel?“, rief er. Er habe nicht gewusst, dass sein Auto zu laut für die Eifel sei. Erst als ein Aachener Motorrad mit über 100 Dezibel aus dem Verkehr gezogen wurde, beruhigte er sich.

Schalldämpfer mit Fernsteuerung umgehbar

Fast schon bleich um die Nase war der holländische Familienvater, als der Kfz-Meister unter sein Auto sah. Aus gutem Grund: Hier war eine Klappenanlage verbaut, mit der über eine Fernsteuerung der Schalldämpfer umgangen werden konnte. „Was ist das? Das habe ich noch nie gesehen“, gab er sich ahnungslos. Auch eine Fernsteuerung für die Anlage habe er nicht gesehen. Leider vergeblich, denn dass die Farbe an der Schweißstelle noch frisch war, war dem Kfz-Meister nicht entgangen.

Scheu vor Bodenkontakt hatten die Beamten, die die getunten Fahrzeuge genau unter die Lupe nahmen, nicht.

Doch würde das reichen, das Auto mit funktionierendem Schalldämpfer aus dem Verkehr zu ziehen? Der Fachmann war zuversichtlich: „Der Mittelschalldämpfer ist ausgebaut, schauen wir mal“, sagte er. Und er sollte recht behalten: Um vier Dezibel war das Fahrzeug bereits schallgedämpft zu laut. „Ab drei Dezibel wird sichergestellt“, sagte der Fachmann. Nun könne bei der Erstellung des Gutachtens die Auspuffklappe manuell geöffnet und gemessen werden.

Zwei Promille Alkohol im Blut

„Das ist bereits das zweite Mal in 14 Tagen, dass wir so eine Auspuffanlage finden“, sagte Robert Schmitz, Leiter des Verkehrsdienstes. Bei dem ersten Fund habe der Fahrer die Fernbedienung in eine Haribo-Tüte gesteckt und diese noch in einen Kaffeebecher getan. „Er habe gehört, es sei im Kreis Euskirchen so teuer, erzählte er mir, als wir das Gerät gefunden haben“, berichtete Schmitz.

Doch nicht nur zu laute Fahrzeuge wurden entdeckt. Eine Blutprobe wurde einem 36-jährigen Mann aus Neuwied entnommen, der zwei Promille Alkohol im Blut hatte. In seinem Wagen entdeckten die Beamten eine Schreckschusspistole, einen Baseballschläger und ein Einhandmesser. Wegen Verdacht auf Betäubungsmittel musste ein Holländer ebenfalls ein Blutprobe abgeben. Wegen zu hoher Geschwindigkeit in der Tempo-50-Zone in Neuhof wurden zudem 94 Verwarngelder verhängt und 35 Ordnungswidrigkeiten erfasst.

167 km/h in Tempo-100-Zone

An der Kontrollstelle in Milzenhäuschen waren vor allem Geschwindigkeitsübertretungen das Thema. Hier wurde ein Motorradfahrer in einer Tempo-100-Zone mit 167 Stundenkilometer erwischt. Der schnellste Pkw erreichte 162 Stundenkilometer. Beide Fahrer erwartet nun ein Fahrverbot.

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Auch zwei Sicherstellungen wegen Überschreitung der Lärmgrenzwerte erfolgten hier, der Spitzenwert betrug elf Dezibel, was ein Bußgeld von 900 Euro nach sich zieht. Insgesamt wurden hier 49 Ordnungswidrigkeiten erfasst und drei Fahrverbote ausgesprochen.