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Bratwurst und Co.Gastronomen kochen spontan für Hochwasser-Helfer und Betroffene

Lesezeit 5 Minuten

Zwiebeln schneiden im Akkord: Im Restaurant Zur Erftquelle werden bis zu 1900 Essen täglich gekocht und kostenlos abgegeben.

Kreis Euskirchen – Ob in der Mensa der Gesamtschule Eifel in Blankenheim, ob im griechischen Restaurant Poseidon in Euskirchen oder im Restaurant „Zur Erftquelle“ in Holzmülheim: Überall haben sich Spontanküchen für die vom Hochwasser Betroffenen und die zahllosen Helfer gegründet. Warme Speisen werden kostenlos zur Verfügung gestellt.

Essen für Hochwasser-Helfer: schnell und unkompliziert

„Was schnell und auf Masse geht“ – Serkar Irmak und seine Schwester Elif Gül sind sich einig. Das, was möglichst unkompliziert zu kochen ist, das ist jetzt genau das Richtige. Kein Menü, sondern warme, stärkende Kost – zum Beispiel Currywurst mit Pommes, Schnitzel oder Backfisch. Genau so machen sie es seit dem 16. Juli: 20 bis 50 warme Mahlzeiten pro Tag, mehr gebe die Kapazität ihrer Küche im Mechernicher Bistro am Rathaus einfach nicht her, so Irmak.

Der normale Restaurantbetrieb läuft hier weiter. Die Geschwister, dazu ein Koch und eine Aushilfe, müssen das ja auch alles bewältigen können. Daher bitten die beiden um telefonische Vorbestellung, damit sie den Aufwand abschätzen können – und alles natürlich auf Treu und Glauben.

Restaurants versorgen Hochwasserhelfer und -betroffene: „Man muss jetzt einfach helfen“

„Wir können den Menschen anbieten, dass sie hier bei uns im Restaurant abschalten können, und wenn es nur eine kostenlose Tasse Kaffee ist“, so Elif Gül. Hochwasseropfer aus dem Mechernicher Stadtgebiet, aus Gemünd, Bad Münstereifel oder Kommern waren schon da, um genau das zu tun.

„Man muss einfach helfen“ ist die Devise von Konstatinos Koutis vom Euskirchener Restaurant Poseidon, der hier Bratwürste grillt.

„Man muss jetzt einfach helfen“, sagt Konstantin Koutis. Er ist Inhaber des wegen des Stromausfalls nach dem Hochwasser nach wie vor geschlossenen griechischen Restaurants „Poseidon“ an der Kölner Straße in Euskirchen, steht am Gasgrill hinter seinem Restaurant und wird langsam nass. Es regnet am Samstagmittag wie angekündigt, wenn auch nicht stark.

Koutis hat gerade jede Menge Bratwürste auf dem Grill. Die will sein Sohn Antonios Koutis gleich mit seinem Lieferdienst in vom Hochwasser betroffene Orte wie Flamersheim, Wißkirchen, Bad Münstereifel oder Arloff bringen. 300 Essen pro Tag schafft Koutis mit seinem Team, dank seines Gasgrills und eines mobilen Stromaggregats, das im Hintergrund brummt. Hähnchenbrust, Gyros, Bratwurst, und Souvlaki bietet er an.

Auch bei ihm gilt die Devise: Nichts kompliziertes Kochen, es muss schnell gehen und einfach zu verzehren sein. Dabei helfen ihm wie andernorts die vielen Lebensmittelspenden. Er stimmt sich vor der Auslieferung mit Einsatzgruppen der Bundeswehr und der Feuerwehr im Katastrophengebiet ab, wohin die Tagesration gehen soll. Zwischendurch wird ein wasserdichter Pavillon aufgebaut.

Ob Koutis oder die Geschwister in Mechernich – immer haben Gruppen in Sozialen Netzwerken verlässlich für die Bekanntheit des kostenlosen Opfer-Helfer-Cateringangebots gesorgt. „Das haben 15.000 auf Facebook gesehen, der Post wurde bisher mehr als 220 Mal geteilt“, so Serkar Irmak.

30 Eifeler kochen in der „Erftquelle“ in Holzmülheim

Im Restaurant „Zur Erftquelle“ in Holzmülheim treffen sich seit mehr als einer Woche täglich bis zu 30 Eifeler, die sich meist einfach untereinander informiert haben, dass jetzt Küchendienst angesagt ist. Der Gastraum, die Küche, Vorratsräume – wo Platz ist, schnibbeln sie und putzen Gemüse, was das Zeug hält. Es geht immerhin um 800 bis 1900 Essen pro Tag.

Schnelle Küche gibt’s bei Serkar Irmak und Elif Gül im Mechernicher Rathaus-Bistro.

„Wir weinen, aber wir machen weiter“, sagt Ina Ballmann zur von Zwiebelgeruch geschwängerten Luft. Kein Wunder, vor ihr und den anderen Frauen etwa aus Zingsheim, Blankenheim, Schmidtheim und Holzmühlheim liegen Berge von geschälten Zwiebeln in Plastikwannen, die flott in die Kühlung im Anhänger vor der „Erftquelle“ gebracht werden müssen. Gleich sackweise warten an den Nebentischen etwa Kartoffeln darauf, von den Küchenhelferinnen geschält zu werden.

Es herrscht eine betriebsame und konzentrierte Arbeitsatmosphäre. Eine Etage tiefer stapeln unterdessen Helfer Pappteller, Becher, Hygieneartikel und Berge von Mineralwasserflaschen, oder sie befüllen kleine Jutesäcke mit Hilfsgütern. „Sieht aus wie Nikolaus“, sagt Angelika Mahlberg aus Bouderath. Und oben in der Küche heißt es: Rekordkochen auf engstem Raum.

Um zu helfen: Bonner opfert eine Woche Sommerurlaub

Andreas Ballmann, im Hauptberuf ITler bei der Generalzolldirektion in Bonn, hat die letzte Woche seines Sommerurlaubs geopfert, um etwa riesige Bleche mit frischer Pizza in den Kühlwagen zu tragen. „Ich hoffe, dass mein Arbeitgeber bereit ist, mich kommende Woche freizustellen“, sagt er. Er hat das Gefühl, hier gebraucht zu werden. In einer Ecke macht unterdessen Sophie Mahlberg aus Holzmülheim das, was sie seit einer Woche täglich bis zu zwölf Stunden macht: Sie spült und trocknet ab.

Ein Sachspendenlager ist in der Erftquelle ebenfalls untergebracht. Thorsten Bauseler liefert Toilettenpapier an.

Der, der das alles initiiert hat, studiert soeben die anstehende Auslieferungsroute für die freiwilligen Fahrer, die am Zielort auch mal portioniert Essen ausgeben, wenn’s dort nicht verteilt werden kann. Am Samstag ging es etwa nach Schleiden, Nettersheim und Nöthen – bevorzugt in die Straßen, in denen Anwohner und Helfer noch wenig warme Mahlzeiten bekommen haben.

Yasin Yildiz, Ehefrau Serpil, Sohn Seymen, Tochter Sibel und Schwiegersohn Volkan hatten schon kurz nach der Hochwasserkatastrophe beschlossen, dass Restaurant geschlossen zu lassen und zu kochen. Er wolle, so Yildiz, eigentlich gar nicht so viel Aufmerksamkeit: „Ich habe keinen Traktor wie die vielen tollen Landwirte, die geholfen haben. Aber ich habe eine Küche!“

Frisch Gekochtes und Sachspenden im Kofferraum

Unterdessen fährt der nächste Transport mit Sachspenden vor. Thorsten Bauseler und Sohn Maurice haben ihren SUV und Anhänger in einem Hilfsmittellager auf dem Gelände eines Tuners in Meuspath am Nürburgring vollgeladen und sich informiert, wo Bedarf ist. Also etwa in Holzmülheim. Schnell wird ausgeladen, keine fünf Minuten später rollt Bauseler schon weiter.

Genauso macht es Jacqueline Schneider seit Tagen: Auto und Anhänger beladen mit frisch Gekochtem für die Flutopfer und die Helfer vor Ort: „Gerade junge Leute, die helfen, meinen, sie wären doch gar nicht bedürftig. Doch auch sie brauchen eine warme Mahlzeit, damit sie helfen können.“

Ob hier, ob in Uedelhoven im Restaurant Pfeffermühle, ob in der Pension Ahrterrasse in Ahrdorf oder im Restaurant Bero in Blankenheim: Die Zahl der Schnellküchen, die derzeit nur für einen Zweck arbeiten, ist groß – wie viele es schon sind, weiß niemand genau. Ebenso steigen offenbar auch die Lebensmittelspenden, Sach- und Geldspenden weiter.

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Manche Küchen liefern nur einen Tag, andere seit eineinhalb Wochen täglich. Im Restaurant „Zur Erftquelle“ in Holzmülheim steht am Samstag Grünkohl mit Mett und Kartoffeln auf dem Speiseplan. „Aber es gibt auch etwas Vegetarisches“, sagt Yasin Yildiz. Und teilt die Arbeitsteams erneut nach Aufgaben ein.