Das neue KlopapierBrennholz-Preise sind im Kreis so hoch wie nie
Kreis Euskirchen – Ob das Gas in diesem Winter für die privaten Verbraucher wirklich knapp wird, kann – Stand jetzt – weder verneint noch bejaht werden. Dass die Preise weiter steigen werden, scheint jedoch festzustehen: Die Gaslieferanten haben bereits die nächsten Preiserhöhungen angekündigt, die Bundesregierung plant eine Gasumlage, die die Verbraucher zusätzlich zu den steigenden Preisen zahlen sollen. Alternative Brennstoffe rücken daher in diesen Tagen für viele Verbraucher noch stärker in den Fokus.
Brennholz als Alternative zu Gas und Öl
Das Heizen mit Brennholz ist dabei in der waldreichen Eifel bereits in den vergangenen Jahren immer beliebter geworden. Doch die Zeiten, in denen man beim Heizen mit heimischer Buche, Eiche oder Fichte im Vergleich zu teurem Heizöl und Erdgas noch relativ günstig durch den Winter kommen konnte, scheinen nun endgültig vorbei zu sein: „Trockenes, ofenfertiges Buchenholz kostet derzeit rund 160 Euro pro Raummeter“, informiert Ingo Mahlberg aus Tondorf. Vor zwei Jahren lag der Preis noch um die 90 Euro für Holz in gleicher Qualität.
Immerhin: Mahlberg kann die Nachfragen seiner Kunden derzeit noch bedienen. Andere Händler melden bereits: „Alles ausverkauft“.
Brennholz-Importe aus Osteuropa
Wieder andere beziehen ihr Holz derzeit nicht mehr wie gewohnt aus den heimischen Wäldern, sondern importieren bereits Brennholz aus Osteuropa. Ein Anbieter aus dem Gebiet der Stadt Euskirchen hat unter anderem Erle und Hainbuche aus Polen und Birke aus Litauen im Angebot.
Auch der Leiter eines Euskirchener Baumarkts, der namentlich nicht genannt werden möchte, kann von einer stark gestiegenen Nachfrage nach Brennholz, Holz- und Braunkohlenbriketts sowie Holz-Pellets berichten: „Seit Mai, Juni haben sich viele Kunden bereits für den Winter eingedeckt. Aktuell sind wir komplett ausverkauft.“
Ein Kollege aus einem anderen Baumarkt in der Kreisstadt bestätigt dies: „Wir werden mit diesen Brennstoffen derzeit nur noch sporadisch beliefert, wir können nicht sagen, wann und wie viel geliefert wird.“ Auch er möchte seinen Namen nicht in der Zeitung lesen.
Papier nicht zum Heizen verwenden
Heizkosten sparen, günstig heizen mit Altpapier: Für diesen Zweck gibt es bei vielen Internet-Händlern sogenannte Papierbrikettpressen. Der Brennwert eines solchen Briketts soll sogar an Kohlebriketts heranreichen, werben die Anbieter.Das klingt gut, ist aber die Einladung zu einer Ordnungswidrigkeit: Denn nach der erstmals 1988 erlassenen „Kleinfeuerungsanlagenverordnung“ ist das Verheizen von Altpapier in Zentralheizungen, Kaminen sowie Kamin- und Kachelöfen mit einer Nennleistung von weniger als 1000 Kilowatt verboten. Denn anders als Holz- oder Kohlebriketts verbrennen Papierbriketts nicht vollständig. So können giftiges Kohlenmonoxid und polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe freigesetzt werden. (thw)
Brennholz-Alternativen: Limitierte Abgabe
Andere Baumärkte im Kreis Euskirchen können ihren Kunden noch Brennstoffe anbieten, wie eine Recherche dieser Zeitung ergab. Allerdings: Im Vergleich zum Vorjahr ebenfalls zu stark gestiegenen Preisen und zum Teil auch in begrenzter Anzahl. Ein Schild in einem Baumarkt weist darauf hin, dass die Abgabe von Braunkohle-Briketts auf 24 Packs à zehn Kilogramm pro Haushalt beschränkt ist – man fühlt sich an den Beginn der Coronapandemie und die Klopapier-Knappheit erinnert.
Für Ernst Hupp, den Geschäftsführer des Holzkontors Nordeifel in Schleiden, das sich um die Vermarktung heimischer Wald- und Holzprodukte kümmert, ist die aktuelle Situation „das Ergebnis von Angebot und Nachfrage“, wie er erklärt: „Das Problem ist, dass der Holzpreis allgemein in den vergangenen Jahren bereits in eine utopische Höhe geklettert ist.“
Bau-Boom als Preistreiber beim Holz
Schuld daran sei zum Beispiel die hohe Nachfrage aus dem Bausektor gewesen. „Waldbesitzer können dadurch natürlich sehr hohe Preise für Schnittholz erzielen. Das hat aber zur Folge, dass oft nur noch die schlechtesten Qualitäten in die Brennholzproduktion gehen und das Angebot entsprechend knapp ist“, so Hupp weiter.
Schon die im Vergleich zu Buche und Eiche wegen ihres geringeren Heizwerts weniger gefragte Fichte koste derzeit mindestens 45 Euro im Einkauf. „Und dann ist sie noch nicht aus dem Wald abtransportiert, geschnitten und getrocknet“, berichtet Hupp.
Komme es dann aber, wie bereits seit Beginn des Ukrainekriegs, wegen einer unsicher erscheinenden Versorgungslage mit Gas und Öl auch noch zu einer stärkeren Nachfrage bei Brennholz und ähnlichen Produkten wie Holzbriketts und Pellets, lasse das deren Preise ebenfalls noch steigen.
Vorwurf: Gewinn-Maximierung
„Ich glaube außerdem nicht, dass die hiesigen Händler wirklich schon ausverkauft sind“, bezweifelt Hupp die Mitteilungen auf den Internet-Seiten mancher gewerblicher Brennholzhändler aus der Region. „Die taktieren doch jetzt auch und versuchen, das Maximum für ihr Brennholz rauszuholen“, so der Holz-Experte aus Schleiden.
Brennholzhändler Ingo Mahlberg will diese Kritik nicht auf sich sitzen lassen: „Das sind ja kalkulierte Preise, die wir momentan fürs Brennholz aufrufen, keine Mondpreise“, wehrt er sich gegen den Vorwurf, in der aktuellen Situation mit einem kräftigen Preisaufschlag einen schnellen Euro machen zu wollen. „Ich werde ja geradezu dazu gezwungen, den kleinen Mann zu beuteln, um selbst zu überleben und auch nächstes Jahr noch Holz anbieten zu können“, verteidigt er seine Preisgestaltung.
Kalkulation muss im nächsten Jahr aufgehen
„Letztes Jahr konnten wir das Holz, das wir aktuell als Brennholz verkaufen, tatsächlich noch relativ preiswert einkaufen – das stimmt natürlich“, sagt der Tondorfer im Gespräch mit dieser Zeitung.
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Doch um für die nächste Saison die höheren Einkaufspreise bezahlen zu können, müsse er schon jetzt die Preise anpassen. Außerdem verweist Mahlberg auf die höheren Betriebskosten, die auch für ihn und seinen Betrieb beim Transport, der Trocknung und Verarbeitung des Holzes anfallen: „Alle Maschinen brauchen Diesel, die Kosten für die Trocknung sind angestiegen. Die neuen Reifen für den Transport-Anhänger kosten mal eben 150 Euro mehr als beim letzten Mal – pro Stück“, rechnet Mahlberg vor.
Um die Bürger bei den Energiekosten zu entlasten, sieht er nur eine Lösung: „Wir müssen die Atommeiler weiterlaufen lassen, sonst können wir diese irre Preisspirale nicht aufhalten“, sagt Mahlberg.