Corona sorgte für VerzögerungenNeue Herberge in Gemünd wird im Juli eröffnet
Kreis Euskirchen – Auch wenn schon einige Jugendherbergen in Nordrhein-Westfalen ihren Betrieb wieder aufgenommen haben, so liegen die Einrichtungen des Deutschen Jugendherbergswerks im Kreis Euskirchen noch immer im coronabedingten Dornröschenschlaf. Das allerdings, teilt Cathrin Arnemann, Marketingchefin des Landesverbands Rheinland, mit, sei so nicht beabsichtigt gewesen. Zehn Häuser hätten in einem ersten Anlauf öffnen sollen, darunter auch die flammneue Jugendherberge in Gemünd. Doch da sich die Fertigstellung des Neubaus an der Urft verzögert habe, seien im ersten Anlauf nur neun Häuser wieder in Betrieb genommen worden.
Seit zwei Jahren ist das neue Haus in Sichtweite von Vogelsang im Bau. Rund zwölf Millionen nahm das Jugendherbergswerk in die Hand, um das in die Jahre gekommene Gebäude abzureißen und durch ein neues – mit dann 196 Betten – zu ersetzen. Mittlerweile ist das Haus fertig. Doch die für dieses Frühjahr geplante Eröffnung musste auf Mitte Juli verschoben werden. „Es hat einige Verzögerungen durch Corona gegeben“, sagte Arnemann.
Corona sorgte für fehlende Einnahmen
Am Donnerstag vor Pfingsten kamen die ersten Gruppen in die wiedereröffneten Jugendherbergen. Für den Landesverband war das eine große Erleichterung, denn, wie Arnemann berichtete, seien sie pünktlich zur Hochsaison an Ostern von der Corona-Krise überrascht worden. „Wir waren von jetzt auf eben ohne jegliche Einnahme, und das im laufenden Betrieb“, schilderte sie die Lage. Alle 33 Häuser mussten geschlossen werden, die rund 700 Mitarbeiter des Landesverbands fast alle in Kurzarbeit geschickt werden.
Zuschüsse habe es nicht gegeben. Und noch mehr: „Als gemeinnütziger Verein dürfen wir keine Rücklagen bilden“, so Arnemann. „Wir haben sofort alle Ausgaben gestoppt“, berichtet sie. Weder der sonst übliche Katalog, dessen Layout schon fertig war, noch der Jahresbericht wurden gedruckt. Beide sind nur online verfügbar. Darüber hinaus wurden Alternativbelegungen in die Wege geleitet.
Ausweichpunkte für Flüchtlinge
So werden die Jugendherbergen in Hellenthal und Bonn von der Bezirksregierung Köln derzeit als Ausweichquartiere für Flüchtlinge genutzt, die wegen Corona-Infektionen nicht in den Zentralen Unterbringungseinrichtungen (ZUE) bleiben können. Im Haus in Speyer wurden rumänische Erntehelfer einquartiert. Und die Jugendherberge in Berlin wurde als Unterkunft für Obdachlose während der Pandemie genutzt.
„So leer standen unsere Häuser noch nie“, sagte Arnemann. In Blankenheim werde das auch noch weiter der Fall sein. „Die alte Burg macht es schwierig, Abstände einzuhalten“, erläuterte sie. Derzeit werde das Gebäude für das Hygienekonzept fit gemacht, das der Landesverband ausgearbeitet hat. „Wir sehen uns in einer besonderen Verantwortung“, sagte sie.
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Mit der Öffnung gebe es viel Erleichterung, in der Zentrale wie in den Häusern. Sie spüre eine Aufbruchsstimmung. Doch es gebe auch noch viele Unsicherheiten. Denn es sei zwar eine hohe Nachfrage zu verzeichnen, doch mit den großen Zimmern – das Markenzeichen der Jugendherbergen – gebe es Probleme. „Unser Slogan ,Gemeinschaft erleben‘ ist mit Corona nicht umsetzbar“, bedauerte sie.
Deshalb sei es noch nicht sicher, wie es weitergehe. Die größte Nutzergruppe, die Schulklassen würden erst einmal nicht kommen. Fahrten, die für den Herbst geplant seien, werden bereits jetzt aus Vorsicht storniert. „Das ist unnötig und dramatisch, wir haben eine kulante Stornierungspraxis“, so Arnemann. Gruppen zu stärken, sei wichtiger denn je.
„In den Sommerferien sieht es dagegen wieder gut aus“, berichtete die Marketingchefin. Man hoffe, dass viele neue Gäste kommen, die die Jugendherbergen kennenlernen und wiederkommen. „Unser Wertesystem ist eine große Sache, das wird bei uns von allen gelebt“, sagte sie.