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Kein Zug nach IrgendwoIm Kronenburger Theater gibt's auch spontane Einlagen

Lesezeit 3 Minuten
Einige Frauen und Männer sind in grünen T-Shirts in einer Theaterkulisse zu sehen. Sie gehören zur Kleinen Theaterschar Kronenburg und bereiten sich auf ihre Aufführung vor.

Noch in ihren Ensemble-T-Shirts bereiten sich die Mitglieder der Kleinen Theaterschar Kronenburg auf die Aufführung von „Es fährt kein Zug nach Irgendwo“ vor.

Die Theaterschar in Kronenburg spielt nicht nur nach dem vorgegebenen Text. Noch einmal sind sie spontanen Einlagen zu sehen.

Wie viele Menschen haben in den vergangenen Wochen an Bahnhöfen in Deutschland vergeblich auf einen Zug gewartet, der dann, sei es wegen Streik oder Krankheit oder auch einfach nur so, doch nicht kam. Seit diesem Wochenende sind es zehn Personen mehr.

Denn die Kleine Theaterschar Kronenburg hatte die Komödie „Es fährt kein Zug nach Irgendwo“ auf den Spielplan genommen und am Osterwochenende bei zwei ausverkauften Vorstellungen im Haus des Gastes präsentiert. Ein letztes Mal wird die Produktion am kommenden Samstag, 6. April, 19 Uhr, im Haus des Gastes in der alten Schule zu sehen sein.

Kronenburger Schauspieler mussten mehrere Jahre pausieren

Woher auch immer die Autorin des Stückes, Winnie Abel, ihre Inspiration hatte, so weit hergeholt ist das Szenario gar nicht. Ein ICE bleibt wegen eines Triebwerkschadens auf einem Provinzbahnhof stehen und entlässt eine bunte Mischung seltsamer Charaktere in eine unbestimmte Wartezeit: ein Kegelclub, eine Businessfrau, ein Verschwörungstheoretiker und eine Motivationstrainerin.

Der Regionalexpress in die nächste Großstadt verspätet sich wegen Sturmschäden, es gibt keinen Handy-Empfang und erst recht keine Taxis. Stattdessen müssen die entnervten Reisenden erfahren, dass sich unter ihnen ein Psychopath befindet, der eigentlich an der nächsten Station in Gewahrsam genommen werden sollte.

Mehr Dokumentation als Theaterkomödie, sollte man meinen, doch was die Autorin an Überraschungen und Gags in den Text gebaut hat, hat Norbert Spoden von der Theaterschar Kronenburg sofort überzeugt, dieses Stück als erstes nach der mehrjährigen, durch Corona und die Sanierung der Alten Schule verursachten Pause in Angriff zu nehmen.

Gründungsmitglied Norbert Spoden ist seit 41 Jahren dabei

„Ich lese oft die Stücke und überlege nach den ersten 50 Seiten, ob das wirklich eine Komödie ist, weil ich nicht einmal gelacht habe“, berichtete er. Doch bei dieser Vorlage sei ihm auch sofort eingefallen, mit welchem Schauspieler welche Rolle besetzt werden könnte.

Dabei konnte Spoden auf reiche Erfahrung zurückgreifen. Er ist das letzte Gründungsmitglied, das noch bei der Theaterschar aktiv ist. Vor genau 41 Jahren formierte sich die Gruppe und führte am 23. Juli 1983 mit „Onkel Nepomuks Verjüngungskur“ ihr erstes Stück auf. So wird in diesem Jahr das 40. Bühnenjubiläum einfach nachgefeiert.

Viele neue Hobbymimen haben sich in den vier Jahrzehnten der Spielschar angeschlossen. „In diesem Jahr konnte ich mich dann auch von der Bühne zurückziehen und habe stattdessen Regie geführt“, so Spoden. Als Souffleuse ist Steffi Michels tätig. Eine herausfordernde Aufgabe, denn die Theaterschar ist bekannt für spontane Einlagen.

„Nur nach Text haben wir noch nie gespielt“, gestand Spoden lachend. Auch werden die Mitreisenden, andernorts auch als Publikum bekannt, immer wieder in die Handlung eingebunden, so dass sich niemand, der im Zuschauerraum sitzt, zu sicher sein sollte, dass er nicht plötzlich selbst im Stück auftaucht.