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OrtsgeschichteDarum haben die meisten historischen Lampen in Kronenburg ausgedient

Lesezeit 4 Minuten
Das Bild zeigt Schmied Albert Köller in seiner Werkstatt. Er hat eine große Lampe in der Hand.

In dritter Generation fertigt Schmied Albert Köller die 1938 entwickelten Straßen- und Wandlampen an.

1938 wurden die markanten Straßenlampen in Kronenburg aufgestellt. Bis auf wenige Exemplare verschwinden sie nun aus dem Ortsbild.

Fast 100 Jahre gehörte ihr Anblick zu Kronenburg. Doch die 1938 im Zuge des Baus der einstigen „Hermann-Göring Meisterschule für Malerei“ (heute: Haus für Lehrerfortbildung) aufgestellten, markanten Straßenlampen entlang der Ortsdurchgangsstraße sind seit März demontiert worden. Statt der Exemplare mit dem schmiedeeisernen, vierzackigen Kopf spenden nun 23 jeweils acht Meter hohe Standard-Straßenlampen Licht.

Das waren doch Funzeln!
Jan Lembach, Bürgermeister in Dahlem

„Das waren doch Funzeln!“ Mit romantischem Zwielicht hat Dahlems Bürgermeister Jan Lembach denkbar wenig im Sinn. Er blickt an der Bushaltestelle in Höhe der Abzweigung St. Vither Straße/Burgstraße auf eine lange Reihe hoher Straßenlampen. Bis vor kurzem hatten hier die nur die 3,50 Meter hohen, historischen Lampen eher kleinräumiges, diffuses Licht verströmt. Das war zwar schön, aber verkehrswegesicherungsmäßig bedenklich.

Nun leuchten unterhalb des historischen Ortskerns und oberhalb von Kronenburgerhütte industriell gefertigte LED-Leuchten. Eine so gerade und lichtstark wie die andere. Da konnten die Kronenburger Beleuchtungsunikate nicht mithalten.

Die Geschichte der Kronenburger Lampen reicht bis 1938 zurück

Dafür weiß Kronenburgs ehemaliger Ortsbürgermeister Reinhold Rader, der im Ort vermutlich nicht nur jeden Stein, sondern auch alle Geschichten kennt, Genaueres über die alten Lampen. Die Historie reicht ins Jahr 1938 zurück. Im Zuge des Baus der wuchtigen „Hermann-Göring-Meisterschule“ sollte auch der Ort oberhalb der Baustelle, heute mehr oder weniger deckungsgleich mit dem Quartier um den Burgbering, profitieren.

„So wurden nicht nur 250.000 Reichsmark für den Bau der Malschule investiert, sondern dieselbe Summe in die Infrastruktur in Kronenburg“, so Rader. Eine Kanalisation, eine neue Wasserleitung und Lichtleitungen wurden verlegt, so Rader. Nachzulesen ist das auch in einem Fachbeitrag von Otto Baur aus dem Jahr 1997. Dort ist auch zu lesen, dass damals Toiletten in den Wohnhäusern die alten Bretterhäuschen an den Dungstätten der Bauernhöfe ersetzten.

Vom Burghof bis vor das Neutor wurde die Straße neu gepflastert und nach Plänen Peiners offenbar zunächst nur für den Burgbering die neuen Straßen- und Außenwandlampen aus Gusseisen angefertigt. Kronenburgs Dorfschmied Köller bekam den Auftrag.

Bei der Flutkatastrophe wurden die alten Leuchten beschädigt

„Nach dem Krieg wurden diese Straßenlampen in ganz Kronenburg und in Kronenburgerhütte aufgestellt“, so Rader: Ein Holzpfosten, darauf der schmiedeeiserne Kopf mit geriffeltem Glas und den vier gezackten Spitzen. Die Lampen taten im Prinzip bis zur Flut 2021 auch an der St. Vither-Straße ihren Dienst. Dann traten ihre Schwächen zutage. „Die Elektrik stand unter Wasser, denn der Kabelübergabekasten ist direkt am Sockel eingebaut“, so Lembach. Zudem seien einige Pfosten angefault gewesen, ergänzt sein Allgemeiner Vertreter Erwin Bungartz. Also wurden alle alten Straßenlampen in Kronenburgerhütte vom Netz genommen.

Das Bild zeigt die Ortsdurchfahrt Kronenburg in der Abenddämmerung. Die neuen Straßenlampen sind bereits eingeschaltet.

Die neuen LED-Straßenlampen beleuchten seit Montagabend die Ortsdurchfahrt von Kronenburg.

Neben diesen Schäden hatten die alten Straßenlampen allerdings auch in Sachen Beleuchtungsvorschriften den Zug der Zeit verpasst. Sie erfüllen bei weitem nicht mehr die entsprechende DIN-Norm. „Eine Straßenlampe muss die Beleuchtungsklasse M5 erreichen und einen Candela-Wert von 0,5 pro Quadratmeter“, erklärt Lembach. Candela meint eine photometrische Größe im Verhältnis zur Fläche des Displays. Beides war bei einer Höhe von um die 3,5 Meter nicht mehr ausreichend.

Die neuen LED-Lampen sind deutlich leuchtstärker

Die neuen Leuchten sind doppelt so hoch und um ein zigfaches leuchtstärker. Finanziert wurden die neuen Straßenlampen, die 150.000 Euro kosteten, aus dem Wiederaufbauplan der Gemeinde Dahlem.

Doch das ist nicht alles. Bereits 2022 wurden nach und nach auch die Nebenstraßen wie die Straße Zum Kleebusch hoch zum Ferienpark Kronenburger See, die Seeuferstraße in Kronenburgerhütte und demnächst auch die kleine Straße Auf dem Plan umgerüstet. Hier hat sich der Gemeinderat für das Modell „Alt Berlin“ entschieden. Man wolle so für ein bisschen historisches Ambiente sorgen, sagt Bürgermeister Lembach. Mit Kaiserreich-Charme, wenn es dessen ausgerechnet im mittelalterliche Kronenburg bedarf.

Nur am Burgbering, in manchen Vorgärten und an einigen Hauswänden leuchten noch ein paar der alten Straßenlampen. Sie werden nach wie vor vom Schmied Köller in Kronenburgerhütte gefertigt.

Schmied stellt die Lampen nach historischem Vorbild her

Albert Köller betreibt den heutigen Landmaschinenhandel und Werkstatt in dritter Generation. „Ich habe das Schmieden der alten Lampen von meinem Vater übernommen. Noch bis in die 1980er Jahre wurden die tatsächlich wie seit 1938 handgeschmiedet, seitdem nach Schablone.“ Köller eilt in einen Nebenraum und schleppt eine der Zackenlampen in der Wandversion mit Aufhängerhaken in seine Werkstatt.

Pro Jahr sind es ein knappes halbes Dutzend der Lampen, die er nach den alten Schablonen schmiedet. Privatleute wollen sie haben. Wie er es findet, dass die historischen Straßenlampen demontiert und ersetzt worden sind? „Schade eigentlich. Sie gehörten doch immer dazu“, sagt Albert Köller.

Die neuen Modelle jedenfalls haben ihre „Feuerprobe“ bestanden: Pünktlich um 22 Uhr am Montag gingen sie zum ersten Mal ans Netz. So hell war die nächtliche Durchfahrt in Kronenburg tatsächlich noch nie. Aber früher war eben doch mehr Romantik.